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Haus des Grauens

Haus des Grauens

Titel: Haus des Grauens
Autoren: Zara Fraillon
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Stapel von Schulbüchern im Arm rannte Jasper den Korridor hinunter. Als er um die Ecke schoss, stieß er frontal mit jemandem vom Aufsichtsdienst zusammen. Es war Brunos Stellvertreter Craig. Der war sogar noch größer als Bruno, trotzdem hatte Jasper ihn aus dem Gleichgewicht gebracht und beide landeten auf dem Fußboden.
    „Tut mir leid – oh Mann, tut mir wirklich sehr leid“, sagte Jasper so höflich wie nur möglich.
    Craig sah ihn finster an und hob sein Funkgerät auf. „Und ob es dir leidtun wird“, knurrte er wütend.

    Der Wecker in Jaspers Armbanduhr piepste. Schnell schaltete Jasper ihn aus und war in wenigen Augenblicken auf den Beinen. Er zog sich seinen Trainingsanzug über den Pyjama. Felix schlief friedlich ein paar Betten weiter.
    Jasper streckte die Hand aus und schüttelte Felix vorsichtig. Da schoss Felix’ Arm hoch, und ohne zu wissen, wie ihm geschah, lag Jasper plötzlich auf dem Boden.
    „Was ist denn mit dir los?“, zischte Jasper.
    „Ach, du bist das“, murmelte Felix noch ganz schläfrig. Dann half er Jasper beim Aufstehen.
    „Wenn wir dem Wobbelformer über den Weg laufen, kannst du ja diese Karate-Kid-Nummer abziehen, während ich schon mal verdufte“, flüsterte Jasper. Er rieb sich die schmerzende Stelle am Hinterkopf, an der jetzt schon eine Beule zu spüren war.
    Felix blickte Jasper mit großen Augen an. „Was meinst du damit – dem Wobbelformer über den Weg laufen? Das habt ihr doch nicht wirklich ernst gemeint, dass ihr hier die Fliege machen wollt? Ich habe gedacht, ihr albert nur so rum“, flüsterte er ängstlich.
    „Aber wir haben einen Plan!“, grinste Jasper.
    Felix schüttelte den Kopf. „Ein Hubschrauber, der draußen auf uns wartet, um uns nach Hause zu fliegen – das ist ein Plan. Sich durch einen Zaun durchzuschneiden und in einen Wald hineinzurennen, ist einfach nur dumm. Und außerdem weiß keiner von uns, in welcher Gegend wir hier überhaupt sind. Das wissen noch nicht mal meine Brüder – und die waren die ganzen drei Jahre hier! Vielleicht sind wir hier hoch oben in einem Gebirge oder auf einer Insel oder in einem unheimlichen unterirdischen, verschneiten Labyrinth von Sackgassen und Verliesen ...“
    Jasper zuckte nur mit den Schultern. „Wie du willst, ich hau hier jedenfalls ab.“ Er griff nach seinem Rucksack und schlich aus dem Schlafsaal.
    Er hatte noch nicht einmal die Türe erreicht, als Felix ihn schon eingeholt hatte.

Es war genau Mitternacht. Irgendetwas heulte in der Ferne. Eine Welle gespannter Erwartung durchflutete Jaspers Körper. Er konnte die Freiheit schon fast schnuppern. Er konnte sie schon schmecken.
    Die Jungen erkannten Saffys gebeugte, schattenhafte Umrisse unter Lichtmast vier nur sehr vage. Jasper bedeutete Felix, ganz still zu sein, und schlich sich von hinten an Saffy an.

    „Buuuhhh!“, brummte er und packte sie anden Schultern. Plötzlich fühlte er einen scharfen Schmerz in seinem Magen und landete wie ein Käfer auf dem Rücken im Schnee.
    „Was zum –?“, keuchte Jasper, als Saffy mit den Händen in den Hüften über ihm stand.
    „Ach, du bist das“, sagte sie nur.
    „Natürlich bin ich das. Und was war das ?“, fragte er.
    Saffy schnaubte verächtlich. „Kickboxen natürlich.“
    Jasper war fassungslos. „Bin ich denn hier der Einzige , der keine geheimen Kampfsporttricks draufhat?“, moserte er und kam mühsam wieder auf die Beine.
    Saffy und Felix warfen sich einen Blick zu.
    „Wenn du glaubst, dass es witzig ist, sich mitten in der Nacht an jemanden anzuschleichen und ihn zu erschrecken, wenn gleichzeitig ein Monster in der Gegend herumstreift, dann –“
    „ Pssst! “
    Saffy brach mitten im Satz ab. Sie standen stumm und wie angewurzelt da.
    „ Nicht angreifen “, zischte eine Stimme aus der Finsternis.
    „Wer ist da?“, fragte Felix argwöhnisch.
    Eine kleine Gestalt löste sich aus der Dunkelheit.
    Es war Bertie, das kleine Kerlchen, das im Speisesaal an ihrem Tisch saß.
    „Ich komme auch mit.“ sagte er tapfer, „Das heißt, wenn ihr mich lasst.“
    Saffy zog Felix und Jasper zur Seite. „Das geht auf keinen Fall!“, flüsterte sie eindringlich. „Viel zu riskant! Er passt in unseren Plan nicht rein.“
    „Sei doch nicht so, Saffy. Der will doch auch nur von hier abhauen, so wie wir“, sagte Jasper.
    Beide sahen Felix an. „Vielleicht sind wir zu mehreren ja stärker“, schlug der vor.
    Saffy schien verärgert. „Na gut, zwei gegen eine. Aber dann soll er
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