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Haus des Grauens

Haus des Grauens

Titel: Haus des Grauens
Autoren: Zara Fraillon
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gefälligst auch seinen Beitrag leisten.“
    Alle blickten jetzt zu Bertie. Noch nie hatte Jasper jemanden so elend dastehen sehen – oder verängstigt.

    „Also in Ordnung, du kommst mit uns“, sagte Jasper. „Das hier brauchen wir vielleicht.“ Er griff in seinen Rucksack und holte Spraydosen mit Schlagsahne heraus. Er hatte länger als eine Stunde gebraucht, um den Weg in das Archiv zu finden – und sogar noch länger, um wieder zurückzukommen. Irgendwas stimmte mit diesen Korridoren eindeutig nicht. Aber das war jetzt unwichtig.
    Jasper drückte jedem erstmal eine Dose in die Hand. „Ich hab noch einige mehr in meinen Rucksack“, sagte er, „lasst uns kein Risiko eingehen.“
    Berties Hand zitterte völlig unkontrolliert, als Jasper ihm die Dose hinhielt.

    „Na gut, ich nehme deine“, sagte Jasper und stopfte sie in die Tasche seines Kapuzen-Pullis. Er fragte sich, wie alt Bertie eigentlich war. Höchstens acht oder neun Jahre, schätzte Jasper. Und der Kleine sah wirklich nicht so aus, als wäre er der geborene Monsterjäger.
    Saffy drehte sich um und blickte über das Feld. „O. k., Zeit, in die Gänge zu kommen“, sagte sie und warf Bertie einen skeptischen Blick zu.
    „Hast du die Zange?“, fragte sie Jasper dann.
    „Nee“, antwortete der.
    Saffy drehte sich abrupt um und starrte ihn an. Sie sah so aus, als ob sie nicht übel Lust hätte, wieder mit Kickboxen anzufangen.
    „Aber“, ergänzte er schnell, „ich habe was viel Besseres.“ Jasper griff in die Tasche und holte einen großen Schlüsselbund heraus.
    Sogar Felix gelang es kurz, mal nicht ängstlich, sondern beeindruckt auszusehen. „Wo hast du den denn her?“, fragte er.
    Jasper dachte an seinen Zusammenstoß mit Craig. Die Toiletten des Aufsichtsdienstes mit der Zahnbürste zu putzen war die Sache wert gewesen. „Ich kann vielleicht niemanden k. o. hauen, aber ich komm verdammt gut an die Taschen anderer Leute ran“, grinste er.
    Saffy strahlte. „Tut mir ja schon fast leid, dich getreten zu haben.“
    Die Suchscheinwerfer strichen über das verschneite Feld.
    „Achtung, gleich ist es so weit“, flüsterte Saffy.
    Sie warteten ab, bis sich zwei Lichtkegel dicht vor ihnen überschnitten und der Rest des Geländes für kurze Zeit im Dunkeln lag.
    „JETZT!“, befahl sie und rannte zum Zaun.
    Jaspers Füße preschten durch den Schnee. Die vier erreichten den Zaun und ließen sich in den Schnee fallen – gerade mal eine Sekunde bevor die Schweinwerfer hinter ihnen vorbeiwischten.
    „Dahinten ist schon das Tor“, flüsterte Jasper.
    Dort patrouillierte eine dunkel gekleidete Gestalt auf und ab.
    „Aufsichtsschüler als Wächter“, wisperte Saffy. „Hab ich mir schon gedacht.“ Sie starrte in die Dunkelheit. „Und das da, ist das ein Wachhund?“
    „Dafür ist er vielleicht ein bisschen – äh, klein – oder was meint ihr?“, kommentierte Jasper.
    Das Tier, das da mit dem Wächter auf und ab ging, sah aus wie ein kleiner goldgelber Cockerspaniel.
    „Egal, immerhin sind wir ja auf so etwas vorbereitet. Also, Felix, wie funktioniert dein Ablenkungsmanöver?“, flüsterte Saffy.
    Felix stand mit schuldbewusstem Gesicht zwischen Jasper und Saffy. „Na ja, also, ich hab da immer noch geglaubt, dass ihr das nicht ernst meint.“
    Jasper musste Saffy mit der Hand zurückhalten, damit sie nicht auf Felix losging. „Ich würde ja wirklich gerne rausfinden, wer der Sieger bei einem Kampf zwischen Karate-Kid und Kickbox-Girl wäre, aber für so etwas haben wir jetzt keine Zeit“, flüsterte er und zeigte auf den Wächter. „Bevor wir uns hier gegenseitig umbringen, sollten wir vielleicht doch vorher noch mal gut überlegen. Vielleicht kommen wir ja sogar an dem Wächter vorbei, er steht doch gar nicht nahe am Tor. Und im Ernst – was kann der Spaniel schon groß machen?“
    Sie schlichen näher.
    Die Muskeln des Aufsichtsschülers schienen geradezu aus seinem Tarnanzug herauszuplatzen. Nein, keine Chance, an dem kamen sie nicht vorbei.
    „Das wäre wirklich der richtige Moment für ein Ablenkungsmanöver ...“, wisperte Jasper Felix zu, so leise, dass Saffy es nicht hören konnte.
    Da durchdrang ein geisterhaftes Kreischen die Stille der Nacht. Im Sprechfunkgerät des Wächters wurden krächzende Stimmen laut und der Hund sprang wild bellend davon. Der Wächter rannteden Zaun hinunter und sprach dabei aufgeregt in sein Gerät.
    „Na bitte!“, sagte Felix fröhlich. „Da haben wir ja unser
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