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Haus des Grauens

Haus des Grauens

Titel: Haus des Grauens
Autoren: Zara Fraillon
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Ablenkungsmanöver.“
    Saffy schaute ihn nur kurz an. „Schnell, fang an, bevor er zurückkommt“, befahl sie Jasper und schob ihn zum Tor.
    Jasper schaute auf seinen Schlüsselbund. Da hingen mindestens zwanzig Schlüssel dran. Er probierte den ersten aus – erfolglos.
    „Los, los, los!“, drängte Saffy. Jetzt wurde Jasper klar, warum Saffy es geschafft hatte, aus allen anderen Schulen abzuhauen. Sobald sie erst einmal eine Entscheidung getroffen hatte, konnte sie eindeutig nichts mehr davon abbringen.
    „He!“, gellte eine barsche Stimme. Jasper drehte sich um, die Schlüssel fest in seiner Hand.
    Na ja, fast nichts mehr.
    Der Wächter war zurück.

„Aber hallo, dich kenn ich doch ...“, sagte der Aufsichtsschüler und blickte dabei Jasper genau an. Es war Craig – der Aufpasser, den Jasper beklaut hatte. Und dann sah dieser zu allem Übel die Schlüssel, die Jasper in der Hand hielt. Er grinste höhnisch und ging dann drohend auf die Ausreißer zu. „Da schau mal einer an. Was habt ihr drei denn da vorgehabt?“
    Der ist sogar zu blöde zum Zählen , dachte Jasper. Irgendwie müssen wir es doch hier raus schaffen .
    „Also wirklich, ihr dachtet wohl, ihr könntet abhauen? Ha!“ Craig schüttelte den Kopf. „Nicht in meiner Schicht.“ Er drückte einen Knopf an seinem Funkgerät.
    Jasper fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis Verstärkung anrückte.
    Saffy flüsterte Felix etwas zu, als Craig hinter seinen Rücken griff und so etwas wie einen kleinen Schlagstock hervorzog. Er ließ diesen nach vorne schnellen und hatte plötzlich eine Stahlrute, die mindestens einen halben Meter lang war, in der Hand. Jetzt schätzte Jasper ihre Chancen deutlich schlechter.
    Allerdings verstand Jasper auch nichts von Karate und Kickboxen.
    „JETZT!“, schrie Saffy gellend und stürzte sich auf den Wächter.
    Ungläubig sah Jasper zu, wie Felix durch die Luft wirbelte. Mit seinem Fuß traf er den Aufsichtsschüler gezielt an der Schläfe. Gleichzeitig versetzte Saffy durch eine perfekte halbe Drehung Craig einen Tritt in den Magen. Dieser krümmte sich zusammen und kippte um. Auch wenn Jasper nur zu gut wusste, dass die Jungs vom Schlägertruppziemlich üble Burschen waren, hatte er doch ein bisschen Mitleid. Craig lag jetzt bewusstlos im Schnee.
    „Das wird wehtun“, piepste Bertie, als er sich den Wächter genauer angeschaut hatte.
    Sofort wandte sich Jasper wieder dem Tor zu und fummelte verzweifelt mit dem Schlüsselbund herum. Noch immer hatte er den richtigen nicht gefunden und schon konnten sie an dem Stöhnen hören, dass Craig wieder zu Bewusstsein zu kommen schien.
    „Mensch, mach hin, wir haben kaum noch Zeit!“, schrie Felix.
    „Weiß ich doch!“, zischte Jasper zurück. „Aber es sieht so aus, als hätten wir jeden verdammten Schlüssel dieser Schule, nur nicht den richtigen!“ In dieser Finsternis konnte er nichts richtig erkennen. Aber Jasper hatte jetzt wirklich keine Zeit, lange daran zu denken, wie dunkel oder kalt es war.
    „ Psst “, piepste eine leise Stimme hinter ihm.
    „Was ist denn los?“, schimpfte Jasper – jetzt war wirklich nicht der richtige Moment, sich von dem Kleinen ablenken zu lassen.
    Da durchdrang plötzlich ein tiefes dunkles Knurren die Nacht. Jaspers Magen machte einen Satz. Langsam drehte er sich um. Der Hund fauchte Bertie böse an und schnappte nach seinen Beinen.
    Nie hätte Jasper gedacht, dass ein kleiner Cockerspaniel so furchterregend aussehen könnte. Er sah sich um und erwartete, dass sich Saffy oder Felix auf den Hund stürzen würden – und erstarrte.
    Felix und Saffy würden in absehbarer Zeit keine Hilfe mehr sein. Zwei steinerne Statuen standen an ihrer Stelle im Schnee.

    Jasper starrte die Statuen seiner Freunde an. Auf Saffys Gesicht lag ein Ausdruck völliger Überraschung und Felix war genau in dem Moment erstarrt, als er etwas aus der Tasche ziehen wollte – wahrscheinlich sein Asthmaspray.
    Das kann doch gar nicht sein , dachte Jasper. Wie hatte der Wobbelformer –
    Wieder knurrte der Hund. Plötzlich wusste Jasper, was geschehen war!
    „Dieser goldgelbe Cockerspaniel ist der Wobbelformer“, flüsterte Jasper Bertie zu. „Goldgelb, blond – na klar. Das hätte uns auffallen müssen – wer hat schon mal von einem Cockerspaniel als Wachhund gehört?“
    Jasper fragte sich, wie lange der Rest der Schlägerbrigade noch brauchen würde, um zu Hilfe zu kommen. Aber dann erinnerte er sich. Die Aufsichtsschüler konnten Monster
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