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Haus des Grauens

Haus des Grauens

Titel: Haus des Grauens
Autoren: Zara Fraillon
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ja gar nicht sehen. Sie waren zu alt dazu und, nach Macs Ansicht, zu blöd.
    Jasper ließ den Schlüsselbund vor sich in den Schnee fallen und steckte eine Hand ganz langsam und vorsichtig in die Tasche seines Kapuzen-Pullis. Der Spaniel knurrte weiterhin wie wild, kam aber nicht näher. Jasper spürte, wie seine Hand die Spraydose mit der Schlagsahne umklammerte.
    „Komm her, mein Hundchen, komm, komm, komm“, lockte er. Der Hund knurrte nur noch lauter. „Oder sollte ich besser sagen: WOBBELFORMER?“
    In diesem Moment sprang Jasper vor und besprühte den Hund. Dieser bellte wie wild und schnappte nach Jaspers Füßen. Er gab ein lustiges Bild ab, mit den Bergen weißer, luftiger Sahne auf dem Kopf. Jasper hörte auf und starrte den Hund an. Der Hund starrte Jasper an. Wie lange würde es denn noch dauern, bis sich das Monster in ein elefantennasiges Kriechschaf verwandelte? Der Hund leckte eine seiner Pfoten. Er sah nicht allzu beeindruckt aus. „Warum klappt das nicht?“
    Bertie zuckte mit den Schultern.
    Der Hund sah Jasper an und winselte.
    „KEINE BEWEGUNG!“ Eine gellende Stimme durchbrach auf einmal die Dunkelheit. „IHR SEID UMZINGELT!“
    Jasper starrte in die Nacht hinaus. Schließlich konnte er drei Gestalten in Tarnanzügen erkennen. Dann schalteten die Aufsichtsschüler ihre Taschenlampen an und leuchteten Jasper direkt ins Gesicht. Der Lichtstrahl einer Taschenlampe richtete sich dann auf das winselnde Sahnehäufchen vor Jaspers Füßen.
    „Was habt ihr Dreckskerle Sparky angetan?“, knurrte einer von ihnen.
    Jasper konnte nur mit dem Kopf schütteln. Das machte alles überhaupt keinen Sinn. Er glaubte nicht mehr daran, dass die Aufsichtsschüler keine Monster sehen konnten. Und wie lange sollte es denn noch dauern, bis der Hund sich in seine ursprüngliche Gestalt zurückverwandelt hatte?
    D ENK NACH!, sagte sich Jasper. Wenn er nicht bald eine Lösung fand, würden Felix und Saffy bei den anderen Statuen im Schloss enden. Von den Strafen, die sich die Jungs der Schlägertruppe für ihn ganz bestimmtausdenken würden, mal ganz zu schweigen. Vor allem Craig, der da im Schnee lag und langsam aufzuwachen begann.
    Plötzlich fiel es Jasper wie Schuppen von den Augen. Was hatte Craig gesagt, als er sie erwischt hatte? Was habt ihr DREI da wohl vorgehabt ? Dabei waren sie gar nicht zu dritt – sie waren zu viert ...
    Langsam bekam alles einen Sinn: Der Hund war gar nicht das Monster – es war Bertie! Die Aufsichtsschüler können sehr wohl zählen , dachte Jasper. Es war Bertie – mit dem Wuschelkopf voller blonder Haare.
    Jasper drehte sich um, aber Bertie war verschwunden.
    „Wo ist er hin? Bertie Warf! Der Wobbelformer!“, schrie Jasper gellend. Auf keinen Fall durfte esBertie gelingen abzuhauen! Jasper blickte voller Angst auf die Statuen seiner Freunde.
    „Kein dummer Trick, diesmal bist du dran“, sagte eine Stimme, die Jasper nur zu gut kannte. Bruno, der Boss der Schlägertruppe.
    Und da sah Jasper ihn. Mit einem bösartigen Grinsen im Gesicht stand Bertie hinter Bruno. Wie konnte ein kleiner Junge mit blonden Locken nur so fies aussehen?
    „Dir werd ich’s zeigen!“, presste Jasper zwischen den Zähnen hervor.
    Bruno ließ seinen Schlagstock zu voller Länge ausfahren.
    Jasper wusste, dass ihm nur ein einziger Versuch blieb.
    Mit einem Schrei sprang er vor und sprühte Schlagsahne auf den Jungen hinter Bruno. Bruno brüllte, als er ebenfalls getroffen wurde.
    Jasper hatte keine Ahnung, wie viel Schlagsahne nötig war, um den Jungen in einen Wobbelformerzurückzuverwandeln. Aber er würde kein Risiko eingehen. Er leerte fast die ganze Dose auf Bertie. Dabei rang er mit Bruno, um sein Ziel besser treffen zu können. Jasper gelang es für einen Moment, sich aus Brunos Griff zu befreien und den Rest der Dose direkt in Berties Gesicht zu sprühen. Der Junge sah zu Tode erschrocken aus – und einen Augenblick lang fragte sich Jasper, ob er sich schon wieder geirrt hatte. Doch da war es plötzlich: das laute PLOPP! Berties Gestalt veränderte sich: Der Wobbelformer wand sich auf dem Boden hin und her, unfähig, seinen runden, wolligen, beinlosen Körper von der Stelle zu bewegen. Er versuchte erfolglos, seinen Rüssel um Jaspers Arm zu winden, und gab einen leisen, enttäuscht klingenden Trompetenstoß von sich. Geschafft! , jubelte Jasper innerlich.
    Dann wurde er in den Schnee geschleudert.

Von der Verwandlung des Wobbelformers war Jasper so fasziniert, dass er überhaupt nicht
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