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Haus der Sünde

Haus der Sünde

Titel: Haus der Sünde
Autoren: P Costa
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sie waren bereits in Green Giles Lane. Sie hatte sich während der Fahrt derart entspannt, dass sie gar nicht bemerkt hatte, wie schnell die Zeit vergangen war. Das zeigte ihr einmal wieder deutlich, wie gut es ihr ging, wenn Paul bei ihr war.

    Das große Tor zu Perry House stand offen und ein unbekannter dunkler Wagen war auf dem Kies vor der Eingangstür geparkt. Es handelte sich um ein sportliches, kleines Renault Megane Coupe, das durch die Sicherheitslichter, die sich durch die Bewegungsmelder einschalteten, angestrahlt wurde.
    »Wer zum Teufel ist das?«, murmelte Claudia, nachdem sie aus der Limousine geklettert war. Sie lehnte sich an Pauls Arm, während sie versuchte, ihre Röcke zu glätten. Paul antwortete nicht, aber das hatte sie auch gar nicht erwartet. Was sollte er schon sagen? Er konnte sich schließlich nicht einmal an seinen eigenen Nachnamen erinnern – woher sollte er dann wissen, wem ein Wagen gehörte, der ihr völlig unbekannt war?
    Als der Chauffeur mit dem Bentley abgebraust war – Claudia hatte ihm vorher noch für die problemlose Fahrt gedankt -, wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem unbekannten Wagen zu.
    »Nun, er gehört jedenfalls niemandem, den ich kenne«, überlegte sie laut, während sie auf das Haus zugingen. »Es sei denn, Melody hat sich plötzlich entschlossen, sich ein neues Auto zu leisten, und das wurde gerade heute Abend geliefert.«
    Paul schwieg noch immer. Claudia stellten sich plötzlich die Haare im Nacken auf. Sie wandte sich ihm zu. Er starrte den Renault an, mit einem Ausdruck in den Augen, der mit nichts anderem als dem Ausdruck ›Angst‹ bezeichnet werden konnte.
    »Paul?«
    Noch immer keine Antwort.
    »Paul, kennst du diesen Wagen?«
    Er schluckte wie mit trockenem Mund und schien dann von einem fernen Planeten auf die Erde zurückzukehren.
    »Ich weiß nicht«, sagte er mit einer Stimme, die rau und
zögerlich war. »Ich … Vielleicht …« Er ging einen Schritt weiter und begann dann den Wagen zu umkreisen, wobei er ihn aufmerksam betrachtete. »Ich glaube, er könnte mir gehören.«
    Dutzende von Fragen tauchten sogleich in Claudias Kopf auf, doch ehe sie noch eine einzige äußern konnte, wurde die Haustür aufgerissen. Melody hastete die Treppen herunter. Sie trug nur ihren beigen Satinmorgenmantel und wirkte ganz so, als ob sie ihn hastig angezogen und inzwischen ganz vergessen hatte, dass sie sonst kaum etwas auf dem Leib hatte.
    »Ich wünschte, ihr hättet mir eine Telefonnummer dagelassen«, rief die junge Frau unverzüglich. »Hier ist die Hölle los! Da ist etwas im Fernsehen über Paul gekommen. In den Nachrichten … Und jetzt ist eine Frau hier und verlangt, ihn zu sehen!«
    Melody war offensichtlich ziemlich durcheinander und aufgewühlt, und trotzdem konnte Claudia in diesem Augenblick nur an Paul denken. Sie wagte kaum, ihn anzusehen. Schließlich überwand sie sich. Bei seinem wie vom Donner gerührten Gesichtsausdruck gefror ihr das Blut in den Adern.
    »Paul, was ist los?«, fragte sie. Sie hätte am liebsten seine Hand genommen, überlegte jedoch, wie lange sie noch das Recht dazu haben würde. »Ist es das Auto? Erinnerst du dich an etwas?«
    Seine Lippen bewegten sich, doch er brachte kein Wort heraus. In diesem Moment verstand Claudia, dass er sich endlich erinnerte. Zumindest teilweise.
    »Paul«, sagte sie wieder und legte die Hand auf seinen Arm, der sich unter dem Samtstoff des Gehrocks wie reglos anfühlte. »Sollen wir hineingehen und sehen, wer da auf dich wartet?«
    Noch immer stand er wie eine Statue da, sein blasses Gesicht wirkte im Mondlicht auf einmal fahlgelb. Claudia beunruhigte sich immer mehr. Für einen Moment befürchtete
sie, er könne unter Schock stehen. Doch als er seine wilde Lockenmähne schüttelte, als wollte er damit seine Gedanken ordnen, begann sie wieder ruhiger zu atmen.
    »Ja … ja, natürlich«, antwortete er unendlich langsam. »Aber gib mir noch eine Minute. Ich muss kurz nachdenken.« Wieder schüttelte er den Kopf, ohne Claudia wirklich angesehen zu haben, und ging dann zu einer der Steinbänke, die neben der Kiesauffahrt standen. Vorsichtig ließ er sich nieder, als sei er plötzlich sehr alt geworden.
    Claudia fühlte sich hin und her gerissen. Sie wollte irgendetwas tun, wusste aber instinktiv, dass alles falsch gewesen wäre. Also rührte sie sich nicht von der Stelle, bis Melody sie schließlich am Arm packte und ein paar Schritte mit sich zog.
    »Es kam etwas in den Nachrichten über
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