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Haus der Sünde

Haus der Sünde

Titel: Haus der Sünde
Autoren: P Costa
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ihn«, erklärte die junge Frau und warf einen raschen Blick auf Paul, der noch immer so regungslos auf der Steinbank saß, als sei er selbst ein Teil davon geworden. »Sie zeigten ein Bild von ihm in einer Professorenrobe und mit einem Doktorhut … Offenbar gehört er zu den klügsten Köpfen des Landes. Professor für Mathematik – und er arbeitet an der Universität von Cambridge. Sie haben sogar behauptet, er sei ein Kollege von Stephen Hawking.«
    Ein Genie. Ein außergewöhnlicher Mann. Ich wusste es, noch ehe er seine Berechnungen anstellte, dachte Claudia und starrte auf die regungslose, vornüber gebeugte Gestalt auf der Bank. Seine stolze Stirn gerunzelt und mit dem zerzausten Haar des exzentrischen Professors, saß Paul tief in Gedanken versunken da. Aber er ist noch so jung, dachte sie. Viel zu jung, um so erfolgreich, so besonders und so ernsthaft zu sein.
    »Was hat man sonst noch in den Nachrichten gesagt?«, fragte sie und bemerkte wie nebenbei, dass sowohl sie als auch Melody in der kühlen Nachtluft zitterten.

    »Nicht viel. Nur dass er vermisst wird. Das letzte Mal hat man ihn offenbar auf einem großen Kostümball der Universität gesehen, und man fand seinen Geldbeutel und andere persönliche Dinge …«
    Auf einmal kam Claudia ein Gedanke. »Wie heißt er denn mit vollem Namen?«, wollte sie wissen. Fast fürchtete sie sich vor der Antwort, als könnte sein Name den Zauber brechen.
    »Paul Bowman«, erwiderte Melody und ihre Stimme klang tief beeindruckt, obwohl es sich um einen recht gewöhnlichen Namen handelte. »Doktor Paul Bowman«, fügte sie hinzu, wobei sie den akademischen Titel mit einer gewissen Begeisterung betonte.
    »Und die Frau?«, fragte Claudia benommen. Sie bemühte sich, sich auf das vorzubereiten, was nun kommen würde. Doch es fiel ihr ausgesprochen schwer. Es würde sich um eine Enthüllung handeln, die wesentlich schwieriger zu verdauen war als sein Nachname. »Wer ist sie? Und wieso ist sie hier aufgetaucht? Kam sie in Pauls Wagen?«
    Melodys hübsches Gesicht nahm einen widerstrebenden Ausdruck an. Claudia sah, wie sich die Arme ihrer Freundin anspannten und sie nervös mit den Fingern zuckte. »Ich … äh … Ich glaube, sie ist irgendwie mit ihm zusammen. Seine Freundin oder so.« Melody blickte finster drein und wirkte gleichzeitig unerwartet zornig. »Und es ist Richards Schuld, dass sie hier ist. Und Tristans. Er muss Richard davon erzählt haben, dass du hier einen Gast namens Paul hast … Vielleicht haben sie einen neuen Plan miteinander ausgeheckt, als sie die Nachrichten sahen. Jedenfalls muss Richard die Fernsehstation oder die Polizei angerufen haben … Und die haben sich mit dieser Frau in Verbindung gesetzt, die dann wiederum hierher kam, um Paul abzuholen.«
    »Diese Frau? Hat sie eigentlich auch einen Namen?«, wollte Claudia wissen und bemühte sich redlich darum, in ihrer
Stimme nicht die Angst anklingen zu lassen, die sie in Wahrheit verspürte.
    »Felicity irgendwas. Aber sie wollte nicht sagen, wer sie ist oder in welcher Beziehung sie zu Paul steht.« Offensichtlich hatte Melody Claudias Angst sehr wohl bemerkt, denn sie gab sich alle Mühe, so vorsichtig wie möglich mit ihrer Freundin umzugehen.
    »Was hast du ihr erzählt?«
    »Na ja, ich habe zugegeben, dass jemand namens Paul hier wohnt. Aber ich habe auch gesagt, dass es vielleicht nicht ihr Paul ist …«
    Ihr Paul . Claudia richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und unterdrückte das Gefühl, am liebsten auf der Stelle loszuschreien und irgendwelche Sachen auf den Boden zu schleudern. Das Leben war einfach nicht gerecht! Ihr Fremdling war nur so kurze Zeit bei ihr gewesen!
    »Hast du etwas von seiner Erinnerungsblockade erwähnt?«, fragte sie.
    Melody sah nun etwas betreten aus. »Ja. Und sie schien gar nicht davon angetan zu sein, dass du ihn auf eine Party mitschleppst, wenn er sowieso schon ganz verwirrt ist. Ich erklärte ihr, dass es sich um eine Art Therapie handele, aber sie wollte das gar nicht einsehen. Ich hätte ihr ja überhaupt nichts erzählt, wenn ich etwas mehr Grips gehabt hätte. Aber es ist mir einfach herausgerutscht, als ich versuchte, sie abzuwimmeln.«
    Die gute Melody. Sie verstand wirklich, was mit Claudia los war.
    »Mach dir keine Sorgen, Mel«, antwortete Claudia und war von ihrer ruhig klingenden Stimme ziemlich beeindruckt. Innerlich tobte sie völlig irrational gegen etwas, das doch unabwendbar war. »Eigentlich muss Paul doch die ganze Zeit über
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