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Haus der Angst

Haus der Angst

Titel: Haus der Angst
Autoren: Carla Neggers
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klappst du zusammen.“
    Er lächelte schwach. „Wetten, dass ich sechs schaffe?“
    „Plato …“
    „Dann geh, Mädchen.“ Er reichte ihr Barbaras Pistole, den Griff zuerst, und behielt seine eigene. „Meine ist ein technisches Wunderwerk. Mit der würdest du den ganzen Wald abknallen. Du weißt, wie man abdrückt?“
    „Ich glaube schon.“ Sie spürte das Gewicht der Pistole in ihrer Hand. „Ich habe eine Menge Filme gesehen. Gibt es einen Sicherheitshebel? Muss ich sie erst entsichern?“
    Plato schaute sie aus blutunterlaufenen Augen an. „Drück einfach nur auf den verdammten Abzug.“
    Lucy nickte. „Das tu ich auch, wenn es nötig ist.“
    „Und hab Vertrauen in Sebastian.“ Plato räusperte sich. Er wurde zusehends schwächer und brauchte dringend einen Arzt. „Er macht die Dinge zwar auf seine Art und zu seiner Zeit. Vertrau ihm trotzdem, Lucy.“
    „Aber wenn er mit Gewalt nichts mehr zu tun haben will …“
    „Er will mit unnötiger Gewalt nichts mehr zu tun haben. Sollte Mowery jedoch ihn und deinen Schwiegervater mit der Waffe bedrohen, dann kann von unnötiger Gewalt keine Rede mehr sein. Lucy, wenn Sebastian nicht mit dem Kopf durch die Wand kann, dann sucht er sich eine Tür. Er findet schon einen Weg.“
    Mühsam hielt sie die Tränen zurück. „Ich hoffe, du hast Recht.“
    J. T. zitterte am ganzen Körper. Seine Lippen stachen bläulich rot von dem kalkweißen Gesicht ab, und unter seinen Augen hatten sich dunkle Ringe gebildet. „Mom, geh nicht fort. Ich habe Angst.“
    Lucy blickte ihren Sohn und ihre Tochter an. Ihr Vater war tot, und ihr Großvater wurde als Geisel gefangen gehalten. Wenn ihr irgendetwas geschehen würde, müssten Madison und J. T. zu ihren Eltern nach Costa Rica ziehen. Sie durfte nicht tollkühn sein und keine unbedachten Schritte unternehmen. Das war keine Frage des Mutes. Es war eine Frage der Verantwortung.
    Sie musste Sebastian vertrauen, genauso wie sie darauf hatte vertrauen müssen, dass Madison in der Lage war, selbst so stark zu sein, dass sie sich aus dem Abgrund hatte heraufziehen können, bis sie ihr bei den letzten Metern endlich helfen konnte.
    „Ich liebe ihn“, sagte sie zu Plato. „Sebastian. Ich liebe ihn.“
    Plato lehnte sich gegen den Felsen. „Ich weiß nicht, wer von euch beiden es schlimmer angetroffen hat. Sebastian, der dich liebt, oder du, die du Sebastian liebst. Ihr seid nämlich beide verdammt harte Brocken.“
    Lucy lächelte und unterdrückte ihre Tränen. „Ich gehe den Polizisten entgegen und sage ihnen, dass sie eine Rettungsmannschaft hochschicken sollen.“
    Er nickte zufrieden, zu erschöpft, um noch etwas zu sagen.
    „J. T. kann mit mir kommen. Schaffst du das, mein Kleiner?“
    Er schnüffelte und legte seine Hand in ihre. Sie küsste ihre Tochter und versicherte ihr, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis alles vorbei sei. „Warte hier, okay?“
    „Klar, Mom“, sagte Madison, ohne die Augen zu öffnen.
    Barbara Allen sagte kein Wort. Sie nahm Lucys Anwesenheit gar nicht wahr, und sie verschwendete keinen Gedanken an das, was sie bald erwartete.
    Plato wurde von Minute zu Minute schwächer. Trotzdem gelang ihm noch ein Lächeln. „Sag den Bullen, sie sollen sich beeilen. Ich bin nämlich drauf und dran, Mrs. Barbara über den Felsen zu stoßen, um die ganze Angelegenheit zu beenden.“
    Trotz seiner Müdigkeit und Angst hielt J. T. Schritt mit Barbara. Sie wandte sich Richtung Waldweg, denn sie nahm an, dass die Polizisten hier entlangkommen würden und nicht über den Pfad, der am Fluss entlangführte.
    Als sie auf den Waldweg traten, hielt J. T. den Atem an und umklammerte die Hand seiner Mutter. Dann sah sie sie auch. Nur wenige Meter entfernt von ihr liefen Jack und Sebastian vor einem Mann her, der Darren Mowery sein musste.
    „Das ist er“, wisperte J. T. „Das ist der Mann …“
    Lucy beugte sich zu ihm hinunter. „Lauf zurück und sag Plato Bescheid.“
    Sie war sich zwar im Klaren darüber, dass Plato keine Hilfe wäre. Aber so konnte sie ihren Sohn aus der unmittelbaren Gefahrenzone bringen. J. T. zögerte. Sie umarmte ihn aufmunternd. Er sammelte seine letzten Kraftreserven und lief den Weg zurück, den sie gekommen waren.
    Mowery musste sie gehört oder ihre Gegenwart gespürt haben. Er drehte sich halb zu ihr um. „Werfen Sie die Waffe weg, Lucy, oder ich erschieße Sebastian.“
    Sie hatte fast vergessen, dass sie eine Waffe besaß. Während sie den Pfad überblickte, hob sie die
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