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Haus der Angst

Haus der Angst

Titel: Haus der Angst
Autoren: Carla Neggers
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Pistole. „Wenn Sie Sebastian erschießen, töte ich Sie.“
    Langsam und wortlos drehte Sebastian sich um. Jack holte tief Luft. Lucy wusste nicht, was sie tun sollte. Sie war keine Schützin. Sie hasste Waffen. Sie hielt den Atem an und sah Sebastian für Sekundenbruchteile in die Augen. Er sagte immer noch nichts. Er gab ihr nicht das kleinste Zeichen, was sie tun sollte.
    Mowery bewegte sich, und sie feuerte.
    Blut spritzte aus seinem Gesäß, und er fluchte. Sebastian reagierte sofort. Er griff Mowery mit verblüffender Treffsicherheit und Härte an und schlug ihm die Pistole aus der Hand. Es war, als habe er die ganze Zeit auf diese eine Sekunde, auf diesen einen Fehler gewartet.
    Jack fing die Pistole auf. Lucy hielt Barbaras Pistole auf die Gruppe der Männer gerichtet für den Fall, dass sie die Situation falsch eingeschätzt hatte und Sebastian doch nicht die Oberhand behielt.
    Sebastian warf Mowery mit dem Gesicht nach unten auf die Erde und umklammerte mit festem Griff seine Hände auf dem Rücken. Es sah sehr professionell aus. Er blickte sie an und schüttelte ungläubig den Kopf. „Du hast ihm in den Arsch geschossen?“
    „Sieht ganz so aus.“
    „Lucy, um Himmels willen. Man schießt den Leuten nicht in den Arsch. Wenn du nicht umhin kannst, deine Waffe zu benutzen, dann schießt du, um zu töten.“
    „Ich habe geschossen, um zu schießen. Ich habe überhaupt nicht gezielt.“
    „Na, prima. Da fühle ich mich doch gleich wohler.“ Er machte ihr ein Zeichen. „Würdest du das Baby jetzt mal bitte nach unten richten?“
    Sie ließ die Waffe sinken. Sie wusste, dass Sebastian sie halb neckte und halb belehrte, um sie davon abzulenken, was sie soeben getan hatte – wie nahe sie alle an der Katastrophe vorbeigeschlittert waren. Sie sah, dass seine Augen sehr ernst blickten. „Hattest du die Situation unter Kontrolle?“ fragte sie.
    „Nein.“ Er grinste. „Aber ich habe daran gearbeitet.“
    Jack reichte Sebastian Mowerys Waffe und wandte sich seiner Schwiegertochter zu. „Lucy“, schluchzte er. „Mein Gott, Lucy.“
    „Die Kinder sind okay.“ Plötzlich liefen ihr Tränen übers Gesicht. „Madison und J. T. geht es gut.“
    Sebastian hielt die Waffe auf Mowery gerichtet, der vor Schmerzen stöhnte. „Haut ab, ihr zwei.“ Er sprach zu Lucy und Jack, ohne sie anzuschauen. „Lauft zu den Kindern.“
    Lucy ging zu ihm. Der Waldweg unter ihren Füßen war rutschig. Es hatte aufgehört zu regnen. Die Luft war schwül und trotzdem erfrischend, als ob sie gereinigt worden wäre. Sie sah Sebastian in die Augen. Er blickte immer noch sehr ernst. Sie wusste, dass das zu seinem Job gehörte, zu seiner Arbeit, die er zu erledigen verstand und derentwegen sie ihn überhaupt erst aufgesucht hatte.
    „Geht’s dir gut?“ fragte sie ruhig.
    „Du meinst, ob ich eine Kugel in Mowerys Kopf jage, sobald du und Jack mir den Rücken zudreht?“ Sein Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln. „Ich bin doch derjenige, der nichts mehr mit Gewalt zu tun haben will. Hast du das vergessen?“
    Lucy brachte ebenfalls ein Lächeln zu Stande. „Das solltest du
ihm
aber besser nicht sagen.“
    „Geht jetzt. Ich werde Mr. Mowery der Polizei übergeben. Diesmal bringe ich meinen Job zu Ende.“
    Jack nahm ihre Hand, und zusammen gingen sie hinauf zu den Wasserfällen. Sie berichtete ihm, was Barbara getan hatte.
    „Um Himmels willen, Lucy.“ Die Stimme versagte ihm, und Tränen liefen über seine zerfurchten Wangen. Er drückte ihre Hand. „Ich hatte ja keine Ahnung. Ich hätte zwei und zwei zusammenzählen müssen. Und ich hätte früher darüber sprechen sollen.“
    „Es bringt nichts, über vergossene Milch zu jammern, Jack. Wir haben beide Fehler gemacht.“
    „Ich bin vollkommen fertig“, sagte er. „Das alles trifft mich zutiefst. Mit so etwas hätte ich niemals gerechnet. Nicht in hunderttausend Jahren. Ich hätte alles, aber auch wirklich alles getan, um dir und den Kindern diese entsetzlichen Erlebnisse zu ersparen.“
    „Ich weiß, dass du das getan hättest. Und das ist es, worunter man am meisten leidet, nicht wahr?“ Sie dachte an ihre verletzte Tochter und ihren schockierten Sohn. „Doch man muss sich auch im Klaren darüber sein, dass man seine Kinder vor dem Leben nicht beschützen kann – egal, wie sehr man sich auch bemüht.“
    „Da hast du wohl Recht. Das macht einem wirklich am meisten zu schaffen.“ Er schob seine Hand in ihre. „Aber du hast Madison und J. T. alles
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