Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haus der Angst

Haus der Angst

Titel: Haus der Angst
Autoren: Carla Neggers
Vom Netzwerk:
dunklen, freundlichen Augen ruhten auf ihr. „Wirklich?“
    Sie wusste, dass er Sebastian meinte. „Ich kann nicht hier wegziehen“, meinte sie ruhig. „Das hier ist mein Zuhause. Madison und J. T. brauchen es auch.“
    „Lucy, Lucy.“ Plato schüttelte den Kopf. „Es gibt zwei Dinge in Sebastians Leben, die von Dauer sind: dieses Haus und du.“
    „Seine Ranch …“
    „Er hat das verdammte Ding bei einem Pokerspiel fast verloren.“
    „Die Firma Redwing …“
    „Er hat seinen Teil dazu beigetragen. Jetzt kann er etwas anderes machen, zum Beispiel Führungskräfte schulen. Wenn die wissen, wie sie sich in gefährlichen Situationen und Krisen zu verhalten haben, können sie sich und anderen eine Menge Ärger ersparen.“ Er streckte seine langen Beine aus. „Manchmal hat man es allerdings auch mit Attentätern und Paranoide zu tun. Und die sind der Grund dafür, dass wir im Geschäft bleiben.“
    „Paranoide und Attentäter. Sind das Fachausdrücke?“
    „Selbstverständlich.“ Er wurde wieder ernst, als er leise sagte: „Lucy, ich wünschte, ich hätte deine Kinder besser beschützen können.“
    „Mach dir keine Gedanken! Madison ist von gut aussehenden Männern mit Gewehren bewacht worden, und J. T. hat einen seiner Spielzeug-Hubschrauber nach dir benannt. Es tut mir Leid, dass du verletzt wurdest, als du dich um sie gekümmert hast.“
    „Na ja, es war jedenfalls mal etwas anderes als das übliche Babysitten.“
    „Du kannst gerne so lange bei uns bleiben, wie du möchtest.“
    Doch er schüttelte den Kopf und erhob sich schwerfällig. „Ich muss runter nach Washington und mich um Happy Ford kümmern.“
    „Geht’s ihr gut?“
    „Es wird noch eine Weile dauern, bis sie wieder vollkommen hergestellt ist. Aber sie ist ein zäher Brocken.“
    „Und dann fliegst du zurück nach Wyoming?“
    „Ja. Dort stapelt sich nämlich die Arbeit.“ Er nahm sie bei den Händen und zog sie hoch. In seinen Augen funkelte der Humor, der typisch war für Plato Rabedeneira. „Sag es Sebastian nicht weiter, aber ich habe seine Hütte abreißen lassen. Vorher habe ich seine Gedichtbände und seinen Ahornsirup rausgeholt, und dann wurde der Schuppen dem Erdboden gleichgemacht.“
    Lucy verkniff sich ein Lächeln. Plato, Sebastian und Colin hatten immer eine Freundschaft gepflegt, deren Regeln sie nie verstanden hatte. „Und was ist mit seinen Hunden und Pferden?“
    „Ich habe sie auf einem anderen Teil der Ranch einquartiert. Ich glaube, der gelbe Labrador wird sich hier in Vermont wohl fühlen. Sebastian kann sich neue Pferde kaufen …“
    „Plato …“
    „Er bleibt hier, Lucy. Vertrau mir.“
    „Meinst du wirklich? Ich habe das Gefühl, er ist ständig vollkommen mit sich selbst beschäftigt. Ich weiß nicht einmal, wo er ist.“
    Plato lachte. „Machst du Witze? Er spielt draußen Detective mit den großen Jungs und nimmt sie dabei unter die Lupe. Vielleicht entdeckt er ja ein neues Talent für die Firma. Ich habe nur gesagt, dass er bleibt, Lucy. Ich habe nicht gesagt, dass er seinen Job aufgibt.“
    An diesem Abend ging Sebastian nach dem Essen mit ihnen zu den Wasserfällen. Jack und Sidney hatten versprochen, heißen Kakao und Kekse zu servieren, wenn sie zurückkamen.
    Die Sonne stand tief am Horizont. Die Luft war warm und trocken. Kein Wind regte sich. Madison, die neben Lucy ging, begann zu zittern. „Mom, ich weiß nicht, ob ich es schaffe.“
    „Du brauchst es nicht. Wir können zurückgehen.“
    Sie nickte. Es gab kaum eine Stelle an ihrem Körper, die nicht mit blauen Flecken bedeckt war. Ihr Gips war bereits mit Unterschriften, Herzen, Blumen und Smileys übersät. Als im Ort bekannt geworden war, was sie durchgemacht hatte, gaben sich ihre Freunde die Klinke in die Hand.
    „Ich versuch es“, flüsterte sie.
    Ein paar Meter vor ihnen gingen J. T. und Sebastian. Mit einer Hand hielt er Sebastian fest, in der anderen trug er den „Plato-Hubschrauber“. Er schaute zu ihm hoch, als erwarte er Anweisungen von ihm. Sebastian kümmerte sich um das Naheliegende: Stolper nicht über die Wurzeln, steig vorsichtig über die Felsen. Er war sehr nachdenklich geworden, seit die Polizei seinen früheren Lehrer und Freund weggebracht hatte – den Mann, von dem er glaubte, ihn vor einem Jahr umgebracht zu haben.
    Als sie das Rauschen der Wasserfälle vernahmen, blieben sie stehen. „Hört mal“, sagte Sebastian.
    Madison runzelte die Stirn, dann verzog sich ihr Mund zu einem kaum wahrnehmbaren
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher