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Haus der Angst

Haus der Angst

Titel: Haus der Angst
Autoren: Carla Neggers
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Lächeln. „Es ist wunderschön.“
    J. T. drehte sich zu ihr um. „Was?“
    „Das Geräusch des Wasserfalls.“
    „Es ist doch nur Wasser“, entgegnete er.
    Sebastian zog an seiner Hand. „Komm, lass uns weitergehen.“
    Sie gingen den ganzen Weg hinauf, bis sie am höchsten Punkt der Wasserfälle angelangt waren. Hier war auch der Felsvorsprung, von dem Barbara Allen Madison hatte herunterspringen lassen. Die Reste des Seils waren immer noch am Stamm der verkrüppelten Schierlingstanne zu sehen. Madisons Atem ging schneller. Lucy befürchtete eine Panikattacke oder dass sie die Kontrolle über ihre Atmung verlieren könnte. Aber ihre Tochter sagte kein Wort und biss die Zähne zusammen. Sie hielt sich mit einer Hand am Baum fest, als sie in die Tiefe schaute – in das kalte Wasser, das in dem Becken brodelte und schäumte.
    „Tu das nicht, Madison“, schluchzte J. T. „Sonst fällst du hinunter.“
    „Es sind nur Wasser und Felsen“, sagte sie über die Schulter zu ihm. „Komm, J. T. Ich bin letztens nicht gefallen. Man hat mich hinuntergestoßen.“
    Vorsichtig ging er zu seiner Schwester hinüber und stellte sich neben sie. Aber er traute sich nicht bis an den Rand des Felsvorsprungs heran.
    Sebastian blickte Lucy an. Seine Augen verrieten ihr nicht, was in ihm vorging. „Und wie steht’s mit dir, Lucy?“
    Sie erinnerte sich an das Entsetzen und die Hilflosigkeit, die sie verspürte, als sie ihre Tochter über dem Wasserfall baumeln sah, verletzt und verängstigt, und dass eine falsche Bewegung genügt hätte, und sie wäre nicht mehr lebend dort herausgekommen. Sie blinzelte, um die Tränen zurückzuhalten. Sie konnte noch Madisons Kopf an ihrer Schulter spüren, als sie sie in den Arm genommen hatte, um sie wie ein kleines Kind zu trösten.
    „Komm, Mom“, sagte J. T.
    Lucy ging über den sanft ansteigenden Felsen und stellte sich neben ihre Kinder. Der Wasserfall, der den Namen von Joshua Wheaton trug, war kristallklar, und auf seiner Oberfläche tanzten Sonnenlicht und Schatten. „Wir haben gute Arbeit geleistet neulich“, meinte sie. „Jeder von uns.“
    „Es ist großartig hier“, sagte Madison lächelnd zu ihrer Mutter. „Einfach großartig.“
    Auf dem Rückweg rannte J. T. voraus, um Laubfrösche zu fangen, und Madison zählte die Namen auf ihrem Gipsverband.
    Lucy lächelte Sebastian an. „Wenigstens haben wir das alles geschafft, ohne dass die Sicherheitsleute vom Capitol hinter uns her waren.“
    „Das stimmt nicht.“
    „Meinst du …“
    „Sie haben uns beschattet. Ich habe es dir nur nicht gesagt.“ Er grinste sie an. „Jack fährt in ein paar Tagen ab. Dann sind sie auch wieder weg.“
    „Gott sei Dank.“
    „Ich übrigens auch.“
    Sie schluckte, blieb aber nicht stehen. „Zurück nach Wyoming?“
    „Ja. Ich muss einige Dinge klären, Lucy.“
    „Ich weiß. Ich werde hier sein.“
    Er lächelte, antwortete jedoch nichts. Lucy beschloss, ihm nichts davon zu sagen, dass Plato seine Hütte dem Erdboden gleichgemacht hatte.
    „Lucy hat es hier gut“, sagte Sidney. „Sogar ausgesprochen gut.“
    Jack nickte, während er Sidneys Hand hielt. Sie saßen auf der Hintertreppe und warteten darauf, dass Lucy, Sebastian und die Kinder von ihrem Ausflug zu den Wasserfällen zurückkamen. „Du hast Recht. Ich freue mich für sie.“
    „Aber das hast du jahrelang nicht getan.“
    „Stimmt“, gab er zu. „Ich habe wohl geglaubt, wenn sie in Washington bleibt und so weitermacht wie bisher, dann würde zumindest ein Teil von Colin weiterleben. Ich vermisse ihn, Sidney. An manchen Tagen ist es wirklich schwer. Sogar jetzt.“
    Sie gab ihm einen Kuss auf die Handfläche. „Solche Tage wirst du dein ganzes Leben lang haben. Du solltest dankbar dafür sein. Sie beweisen dir nämlich, wie sehr du deinen Sohn geliebt hast. Und sie sagen dir, dass du nicht befürchten musst, ihn jemals zu vergessen.“
    „Ich habe ihm nicht helfen können, Sidney. Ich habe auch Eleanor nicht helfen können.“
    „Nein, das konntest du nicht.“
    Er lächelte und fuhr leicht über ihre Wange. „Wie kommt es, dass du so klug bist?“
    Sie lachte, und in ihren dunklen Augen sprühten Funken. „Weil ich mich erst mit fünfzig so richtig und rundum verliebt habe.“ Sie sprang auf und klopfte den Staub von ihrer Hose. „Aber ich bin wirklich nicht der Typ für eine romantische Landpartie. Hier gibt’s einfach zu viele Moskitos.“
    „Du würdest nicht nach Vermont ziehen wollen?“
    „Um
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