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Hauch der Verfuehrung

Titel: Hauch der Verfuehrung
Autoren: Stephanie Laurens
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nicht länger auf dem Land vergraben sein. In der Hauptstadt werden wir wie die Könige leben. Euch lassen wir hier. Unseretwegen könnt ihr zur Hölle fahren!«
    Jordans letzte Worte sprühten vor Wut und Abscheu.
    Möwen segelten um sie alle herum; das Rauschen der Wellen an dem felsigen Strand der Bucht verlieh der angespannten Szene etwas Unheimliches.
    Die Flut kam; der Zyklop hatte noch nicht wirklich mit seinem Naturschauspiel begonnen, doch der Saum von Jacquelines Rock war bereits nass. Aus dem Loch drang ein leises, aber stetig lauter werdendes Grollen, das mit jeder ankommenden Welle deutlicher zu hören war.
    »Ich frage mich, wie viel Zeit uns noch bleibt, bis der Zyklop wirklich Wasser speit«, flüsterte Barnaby.
    »In ungefähr einer halben Stunden geht es los.«
    Das kam von Matthew; Gerrard drehte sich um und sah ihn und Sir Vincent hinter ihnen stehen. Der ältere Mann atmete schwer.
    Matthews Augen waren auf das Drama auf dem Felsen gerichtet. »Noch eine Stunde, dann erreicht die Wasserfontäne ihre volle Stärke. Aber egal, wenn er sie jetzt fallen lässt, gibt es für sie kein Entrinnen. Entweder ertrinkt sie, oder ihr Körper wird an den Felsen im Innern zerschmettert.«
    Auf dem Zyklop-Felsen sprach Jordan wieder weiter: »Sobald Cunningham, dieser Narr, Stift und Papier bringt, müssen Sie nur schreiben, was ich Ihnen diktiere, und dann unterzeichnen.« Ein hässliches Lächeln kräuselte seine Lippen. »Ich kenne Sie alle - Sie sind Ehrenleute, die zu ihrem Wort stehen. Sie werden genau das tun, was ich verlange, damit ich nicht gezwungen bin, Jacqueline loszulassen.« Jordan lockerte seinen Arm um Jacquelines Taille - ihre Füße gerieten sogleich ins Rutschen, mitten in das trichterartige Loch.
    Alle raunten auf, machten einen Schritt nach vorne, dann blieben sie stehen, als Jordan lachte und Jacqueline wieder hochzog. »Nur so.« Er fuchtelte mit dem Messer dicht vor ihrem Gesicht herum. »Vergesst es nicht: Haltet euch fern. Cunningham wird bestimmt gleich hier sein.«
    Niemand rührte sich. Niemand sagte etwas.
    »Ist Jordan verrückt?«, fragte Barnaby. »Niemand wird sich aufgrund seiner Ehre verpflichtet fühlen, ein derart unter Zwang gegebenes Versprechen zu halten.«
    »Er ist nicht verrückt«, erklärte Sir Vincent grimmig. »Denken Sie nur, was für einen Skandal das gäbe, einen geschriebenen und bezeugten Abtretungsvertrag anzufechten - für alle.«
    »O Gott!« Matthew packte Gerrard am Arm; er deutete auf die See. »Dort!«
    Ein Sommersturm zog auf. Ein brodelnder, dunkler Vorhang kam ständig näher, verschluckte den bis dahin blauen Himmel; die Wellen davor färbten sich schiefergrau und trugen Schaumkronen, aufgewühlt von den Sturmböen.
    »Er nimmt diese Richtung.« Matthews Stimme wurde lauter. »Und treibt die Wellen vor sich her.« Er schaute zu den zwei Gestalten auf dem Zyklop-Felsen, die mit dem Rücken zum Meer und der heraufziehenden Gefahr standen. »Jordan ahnt nichts. Der Zyklop wird viel früher Wasser speien, als er erwartet - und viel stärker. Was, wenn er Jacqueline nicht mehr richtig halten kann?«
    Sir Vincent fluchte. »Wir werden ihn warnen müssen.«
    »Nein.« Barnaby starrte Jordan an. »Wenn Sie ihn zwingen, sich vom Zyklop-Felsen wegzubewegen ... Er ist seine einzige Waffe; er hat sonst nur das kleine Messer. Er wird sich bedroht fühlen und in Panik geraten.«
    »Das wird er auch so«, bemerkte Matthew. »Ich weiß, was bei Stürmen geschieht. Der Zyklop bricht dann ganz plötzlich und ohne Vorwarnung aus, ohne sich langsam aufzubauen ...«
    Gerrard legte Matthew eine Hand auf den Arm, bat ihn, still zu sein, während sich seine Gedanken schier überschlugen. »Solange Jordan Jacqueline über das Felsloch hält, können wir nichts unternehmen; wir müssen daher etwas tun, um das zu ändern - etwas, womit Jordan nicht rechnet.«
    »Was?«, wollte Barnaby wissen.
    Gerrard schaute ihm in die Augen. »Ich brauche dich und Sir Vincent dort unten - ihr müsst Lord Tregonning helfen, aber nicht, indem ihr schweigt. Jordan ist eitel - er meint, er sei der Sieger hier. Frag ihn nach den vorherigen Morden, bring ihn dazu, damit zu prahlen, wie klug er ist - du weißt doch, wie man Männer wie ihn dazu bringt, die Zeit auszufüllen.« Gerrard schaute jetzt Sir Vincent an. »Am wichtigsten aber ist, dass Sie gemeinsam dafür sorgen, dass seine Augen auf Sie gerichtet sind. Auf Ihr Gesicht. Oder auf das von Barnaby. Er darf die anderen nicht
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