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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig
Autoren: Jim Butcher
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gebeten, sie dir vorbeizubringen. Außerdem soll ich dir ausrichten, er kauft sich jetzt sein eigenes Spielzeug.“
    Sie reichte mir die Waffe, die ich mit saurer Miene entgegennahm. „Er hat sie noch nicht mal geputzt.“
    Sie lachte. „Dresden, manchmal bist du echt ein Weichei.“
    „Nur weil ich zart besaitet bin? Willst du reinkommen?“
    Sie schenkte mir ein weiteres Lächeln, schüttelte aber den Kopf. „Keine Zeit. Muss in einer halben Stunde beim ersten Seelenklempner sein.“
    „Ah“, sagte ich. „Wie läuft‘s?“
    „Oh, mir steht eine lange Untersuchung und Bewertung bevor“, sagte sie. „Offiziell.“
    „Natürlich“, sagte ich.
    „Aber inoffiziell …“ Sie zuckte die Achseln. „Ich verliere die Sondereinheit. Außerdem degradieren sie mich zum Detective Sergeant.“
    Ich zuckte zusammen. „Wer übernimmt den Job?“
    „Höchstwahrscheinlich Stallings. Er ist der mit der meisten Erfahrung, hat die beste Erfolgsbilanz der Abteilung und die Leute respektieren ihn.“ Sie wandte den Blick ab. „Außerdem ist meine längere Dienstzeit nichts wert. Überhaupt nichts. Also teilen sie mich ihrem erfahrensten Detective als Partnerin zu.“
    „Wer ist das?“, fragte ich.
    „Rawlins“, sagte sie mit einem gezwungenen Lächeln. „Er hat sich so gut geschlagen, dass sie ihn zur Sondereinheit befördert haben.“
    „Keine gute Tat bleibt je ungestraft“, stellte ich fest.
    „Wie wahr“, seufzte Murphy.
    „Ist das so schlimm? Scheint ein ganz anständiger Kerl zu sein.“
    „Ist er, ist er“, stimmte Murphy zu. Dann rümpfte sie die Nase. „Aber er kannte meinen Vater.“
    „Oh“, murmelte ich, „und damit hast du natürlich ein Problem.“
    „Ein klitzekleines“, sagte sie. „Was ist mit dir? Alles klar?“
    Ich sah ihr kurz in die Augen, ehe ich den Blick abwandte. „Ich, äh ... ich komme schon klar.“
    Sie nickte, trat dann einfach einen Schritt vor und umarmte mich. Ohne es zu wollen schloss auch ich sie in die Arme. Es handelte sich nicht um eine feste, bedeutungsschwangere Umarmung. Sie war eine Freundin. Sie war erschöpft und besorgt und litt leise vor sich hin. Was ihr am meisten bedeutete, war in den Schmutz gezogen worden, und trotzdem machte sie sich Sorgen um mich. Umarmte mich. Versicherte mir damit, dass sich alles zum Guten wenden würde.
    Ich erwiderte den Gefallen, so gut ich nur konnte. Als wir uns aus der Umarmung lösten, geschah das gleichzeitig, und es blieben keine seltsamen Gefühle zurück. Sie lächelte bittersüß und warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Ich muss los.“
    „Klar“, sagte ich. „Danke, Murph.“
    Sie ging. Wenig später klingelte das Telefon. Ich nahm ab.
    „Alles gut gelaufen?“, fragte Thomas. „Mit dem Mädchen?“
    „Im Großen und Ganzen ja“, antwortete ich ihm. „Alles klar bei dir?“
    „Klar“, antwortete er.
    „Brauchst du irgendetwas?“ Vielleicht jemanden, mit dem er darüber reden konnte, wie er Leute anknabberte und dabei gleichzeitig Geld verdiente?
    „Nicht wirklich“, versicherte er mir. Ich war sicher, dass er die unausgesprochene Frage wahrgenommen hatte, da sein Tonfall gewollt kühl war und mich warnte, nicht weiterzubohren. Thomas war mein Bruder. Ich konnte warten.
    „Wie läuft’s mit Murphy?“, fragte er mich.
    Ich erzählte ihm von ihrem Job.
    Ärgerlich schwieg er eine Sekunde, ehe er fragte: „Aber wie läuft’s mit Murphy?“
    Ich blickte finster drein und ging zur Couch. „Da läuft nichts. Sie ist nicht interessiert.“
    „Woher willst du das wissen?“, fragte er.
    „Sie hat es gesagt.“
    „Sie hat es gesagt?“
    „Sie hat es gesagt.“
    Er seufzte. „Du hast ihr das geglaubt?“
    „Na ja“, antwortete ich. „Ja.“
    „Ich habe mich mit ihr unterhalten, als sie mich heimgefahren hat“, sagte er.
    „Unterhalten?“
    „Unterhalten. Ich wollte etwas rausfinden.“
    „Hast du?“, fragte ich.
    „Klar.“
    „Was denn?“
    „Dass ihr beide sture Vollidioten seid“, fauchte er fuchsteufelswild und legte auf.
    Ich starrte das Telefon giftig an und stieß ein paar äußerst charmante Worte in Bezug auf Thomas aus. Dann schnappte ich mir meine Gitarre und quälte mich eine Weile ab, ihr etwas zu entlocken, was man mit viel gutem Willen Musik nennen konnte. Für mich war es manchmal einfacher zu überlegen, wenn ich spielte und die Zeit einfach verstrich. So spielte ich und grübelte, bis erneut jemand an der Tür klopfte. Ich legte die Gitarre weg und stapfte zum
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