Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
nieder“, wies ich sie an, „und mach die Augen zu.“
    Zitternd und vor Erregung heftig atmend kam sie meiner Aufforderung nach.
    Doch das hatte ein jähes Ende, als ich den Krug mit Eiswasser vom Kaminsims nahm und ihr über den Kopf goss.
    Sie quietschte und fiel rücklings hin. Sie brauchte etwa zehn Sekunden, um sich von diesem Kälteschock zu erholen. Danach schnappte sie zitternd nach Luft und ihre Augen waren vor Überraschung und Verwirrung aufgerissen – und ich konnte in ihnen einen tief sitzenden Schmerz lesen.
    Ich sah zu ihr hinab und ließ mich vor ihr in die Hocke sinken, damit ich ihr in die Augen sehen konnte. „Erste Lektion: Das wird nie passieren, Molly“, sagte ich mit derselben leisen, sanften Stimme zu ihr. „Bitte raff das. Das wird niemals passieren.“
    Ihre Unterlippe bebte. Sie ließ den Kopf hängen, und ihre Schultern hoben und senkten sich.
    Ich trat mir in Gedanken selbst in den Arsch und nahm eine Decke von der nächsten Couch. Ich ging zu ihr hinüber und wickelte sie um ihre Schultern. „Setz dich ans Feuer und wärm dich auf.“
    Sie brauchte eine Weile, um sich wieder zu fangen, doch dann trippelte sie zum Kamin. Beschämt und frierend ließ sie unter der Decke die Schultern hängen. „Du hast es gewusst“, meinte sie mit zittriger Stimme. „Dass ich … das tun würde.“
    „Ich war mir sicher“, gab ich zu.
    „Wegen des Seelenblicks“, riet sie.
    „Eigentlich hat das damit nichts zu tun“, erwiderte ich. „Ich dachte mir, dass es wohl einen Grund gehabt haben muss, dass du nicht zu mir gekommen bist, als die Magie in dir erwachte. Daraus schloss ich, dass du wohl schon eine ganze Weile an mir interessiert bist. Dass du vor deinem Lieblingsrockstar nicht auf der Gitarre herumpfuschen willst, da er ja denken könnte, dass du vollkommen inkompetent bist.“
    Sie fröstelte und errötete noch stärker. „Nein. So war es nicht …“
    Klar. Aber ich hatte ihr für den Augenblick schon genug zugesetzt. „Wenn du es sagst“, meinte ich. „Molly, du streitest dich vielleicht mit deiner Mutter, als wäret ihr Hund und Katz, aber ihr seid einander ähnlicher, als du denkst.“
    „Nein.“
    „Es klingt vielleicht etwas ausgelutscht, aber es entspricht der Wahrheit, dass sich viele junge Frauen einen Mann wünschen, der sie an ihren Vater erinnert. Dein Vater kämpft gegen Bestien. Ich kämpfe gegen Bestien. Dein Vater hat deine Mutter vor einem Drachen gerettet, ich dich aus Arctis Tor. Kannst du da eventuell ein Muster erkennen?“
    Sie öffnete den Mund, starrte dann jedoch mit gerunzelter Stirn ins Feuer – es war kein wütendes Stirnrunzeln, eher ein nachdenkliches.
    „Außerdem hat man dir einen Heidenschreck eingejagt. Du hast kein Zuhause, und ich bin der Typ, der dir helfen will.“ Ich schüttelte den Kopf. „Aber selbst wenn Magie hier nicht die geringste Rolle spielen würde, würde es dennoch nicht passieren. Ich habe Dinge getan, auf die ich wahrlich nicht stolz bin, doch ich würde nie dein Vertrauen missbrauchen.
    Was wir haben werden, ist keine gleichberechtigte Beziehung. Ich bringe dir etwas bei. Du lernst, und wenn ich dir etwas sage, tust du das verdammt noch mal auch.“
    Ein wenig Teenageraufmüpfigkeit glänzte in ihren Augen.
    „Denk nicht mal dran“, ermahnte ich sie. „Molly, es ist eine Sache, sich die Haare zu färben und sich tätowieren und piercen zu lassen, um gegen die Regeln aufzubegehren. Aber womit du es jetzt zu tun hast, ist etwas anderes. Wenn du dir beim Färben die Haare versaust, hat das nur Auswirkungen auf dich. Wenn du Magie in den Sand setzt, kann es passieren, dass jemand anderer – vielleicht sogar viele Menschen – zu Schaden kommen. Also tust du, was ich dir sage, und zwar, weil du niemanden umbringen willst. Oder du stirbst. Das war unsere Vereinbarung, und du hast dich darauf eingelassen.“
    Sie schwieg. Der Zorn war aus ihrem Gesicht gewichen, auch wenn sie nach wie vor aufsässig aus der Wäsche schaute.
    Ich kniff die Augen zusammen, ballte eine Faust und zischte ein einziges Wort. Im Kamin flammte das Feuer zu einem schillernden Wirbelsturm auf. Molly zuckte zurück und riss schützend einen Arm vor die Augen.
    Als sie den Arm wieder senkte, hatte ich mich niedergekauert, um ihr direkt ins Gesicht zu sehen. „Ich bin nicht dein Vater, Kleine“, sagte ich, „und dir bleibt keine Zeit mehr, die rebellische Teenagerin raushängen zu lassen. Das ist die Abmachung. Du tust, was ich dir sage, oder du
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher