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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig
Autoren: Jim Butcher
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erschien.
    Sie hatte geduscht. Ihr bonbonfarbenes Haar klebte nass an ihrem Kopf. Sie hatte sich ihre Schminke völlig vom Gesicht gewaschen, doch ihre Wangen waren leicht gerötet, wo sie wahrscheinlich das Make-up abgerubbelt hatte. Die diversen Piercings, die ich im Augenblick sehen konnte, leuchteten in einem dunklen Orange im Schein der Flammen.
    Sie ging barfuß und trug ihre braune Robe.
    Ich zog eine Braue hoch und wartete ab.
    Sie lief noch röter an und kam äußerst langsam zu mir herüberscharwenzelt, bis sie einen halben Meter vor mir stehenblieb.
    Ich gab ihr keinen Anhaltspunkt. Weder einen Gesichtsausdruck noch ein einziges Wort. Nur Schweigen.
    „Du hast in mich geblickt“, flüsterte sie sanft, „und ich habe in dich geblickt.“
    „So funktioniert das“, bestätigte ich in einem neutralen Tonfall.
    Sie erbebte. „Ich sah, was für ein Mann du bist. Sanft. Zärtlich.“ Sie sah mir in die Augen. Ihre Wangen wurden noch röter. „Aber auch hungrig. Seit sehr langer Zeit hat dich niemand mehr berührt.“
    Sie hob eine Hand und legte sie auf meine Brust. Ihre Finger waren sehr warm, und eine Welle rein biologischer Reaktionen flutschte direkt an meinem blöden Hirn vorbei, während mich angenehme Erregung durchflutete. Ich sah auf Mollys blasse Hand herab. Ihre Handfläche glitt in einem langsamen Kreis über meine Brust, wobei sie mich kaum berührte. Wegen meiner Reaktion darauf war ich kurz von mir selbst angewidert. Zur Hölle. Ich kannte Molly, seit sie sich noch nicht die geringsten Gedanken über Damenhygieneartikel gemacht hatte.
    Ich schaffte es, meine Hormone zu zügeln, ehe ich zu geifern begann. Trotzdem wurde meine Stimme einen Tick heiserer. „Das stimmt.“
    Sie sah mich abermals an, und ihre Augen waren groß, blau und tief genug, um darin zu ertrinken. „Du hast mir das Leben gerettet“, fuhr sie mit bebender Stimme fort. „Du wirst mich lehren. Ich …“ Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und zuckte mit den Schultern. Die braune Robe glitt zu Boden.
    Die Tätowierung, die an ihrem Hals begann, wand sich bis zu ihrem gepiercten Nabel. Sie besaß einige weitere Stecker und Ringe an Stellen, wo ich es vermutet (aber nie nachgeprüft) hatte. Sie bebte und atmete schwer. Der Feuerschein tanzte beschwingt über ihren zitternden Körper.
    Ich hatte schon Besseres gesehen. Aber für gewöhnlich bei Frauen, die ihr Aussehen bewusst einsetzten, um etwas aus mir herauszuleiern. Der Unterschied lag hauptsächlich in der Präsentation. Molly hatte nicht viel Erfahrung, wenn es darum ging, ihre Vorzüge vor einem Mann im besten Licht erstrahlen zu lassen oder mit ihnen zu kokettieren. Sie hätte anders dastehen, den Rücken leicht durchdrücken, eine Hüfte etwas hochziehen sollen. Am besten mit einem Ausdruck sinnlichen Interesses, der mich einlud, mich auf sie zu stürzen. Dann hätte sie wie die Göttin der versauten Jugend ausgesehen.
    Stattdessen stand sie einfach da, unsicher und furchtsam, und vielleicht war sie einfach zu naiv (oder zu aufrichtig), um mir etwas vorzuspielen. Sie sah furchtbar verletzlich aus. Sie war so verängstigt und verloren wie die Prinzessin aus einem Märchen, die sich im Wald verlaufen hatte.
    Das war noch schlimmer, als wenn sie sich wie ein ausgebildetes Eskortmädchen an mich herangemacht hätte. Ich sah, dass es ihr ernst war, dass sie sich Hoffnungen machte, dass sie mir vertraute, auch wenn sie sich noch so fürchtete. Sie war real. Fragil und kostbar. Meine Emotionen verbündeten sich mit meinen Drüsen und flüsterten mir arglistig ein, es sei für das Mädchen das Beste, wenn sie sich in dieser Situation angenommen fühlte. Ich sollte sie zumindest in den Arm nehmen und ihr zuflüstern, dass alles gut würde – und wenn sich daraus mehr entwickelte, wer konnte mir da schon einen Strick draus drehen?
    Nun, ich. Also musterte ich sie nur ausdruckslos.
    „Ich will von dir lernen“, sagte sie. „Ich will tun, was ich kann, um dir zu helfen. Um dir zu danken. Ich möchte, dass du mir Dinge beibringst.“
    „Was für Dinge?“, erkundigte ich mich mit gemessener, neutraler Stimme.
    Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. „Alles. Zeig mir alles.“
    „Bist du dir sicher?“, fragte ich.
    Sie nickte. Die Pupillen ihrer weit aufgerissenen Augen waren so geweitet, dass nur ein winziger, himmelblauer Ring sie umgab.
    „Lehre mich“, wisperte sie.
    Ich berührte ihre Wange mit den Fingern meiner rechten Hand.
    „Knie dich
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