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Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Titel: Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht
Autoren: Michael Connelly
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entnervt die Achseln und wedelte mit den Händen.
    »Es ist einen Versuch wert. Die Todesstrafe war sowieso nur unser Ass im Ärmel.«
    »Also gut«, sagte Bosch. »Dann sehen Sie, ob Sie den Gerichtsdiener dazu bringen können, mir etwas Zeit mit dem Richter zu beschaffen.«
    Bosch stellte sich so vor den Tisch der Verteidigung, dass er gleichzeitig Fowkkes und Storey sehen konnte. Fowkkes schrieb etwas auf einen Notizblock. Bosch räusperte sich und nach einer Weile blickte der Verteidiger langsam auf.
    »Ja, Detective? Sollten Sie nicht an Ihrem Platz sein und sich –«
    »Wo ist Rudy Tafero?«
    Bosch sah Storey an, als er das fragte.
    Fowkkes blickte sich nach dem Sitz am Geländer um, wo Tafero während der Verhandlung normalerweise saß.
    »Er ist sicher schon unterwegs«, sagte er. »Wir haben ja noch ein paar Minuten Zeit.«
    Bosch lächelte.
    »Unterwegs? Das ist er allerdings. Unterwegs zum Hochsicherheitsgefängnis Corcoran oder, wenn er Glück hat, vielleicht auch nach Pelican Cove. Als ehemaliger Cop würde ich jedenfalls nicht unbedingt in Corcoran einsitzen wollen.«
    Fowkkes schien nicht beeindruckt.
    »Detective, ich weiß nicht, wovon Sie reden. Ich bin gerade dabei, eine Verteidigungsstrategie zu entwerfen, weil ich glaube, die Anklage wird heute ihr Zelt abbauen. Wenn Sie also so freundlich wären.«
    Bosch sah Storey an, als er antwortete.
    »Es gibt keine Strategie. Es gibt keine Verteidigung. Rudy Tafero wurde heute Morgen verhaftet. Er ist des Mordes und des versuchten Mordes angeklagt. Aber das kann Ihnen Ihr Mandant sicher alles erklären, Herr Anwalt – falls Sie es nicht schon gewusst haben.«
    Fowkkes stand abrupt auf, als wollte er Einspruch erheben.
    »Sir, es ist in höchstem Maße ungehörig, wie Sie an den Tisch der Verteidigung kommen und –«
    »Er hat sich vor zwei Stunden auf einen Deal eingelassen. Er gibt alles zu.«
    Wieder schenkte Bosch dem Anwalt keine Beachtung, sondern sah Storey an.
    »Das ist unser Angebot: Sie haben fünf Minuten Zeit, um zu Langwiser und Kretzler rüberzugehen und sich des Mordes ersten Grades an Krementz und Lopez schuldig zu bekennen.«
    »Das wird ja immer schöner! Ich werde mich beim Richter über Sie beschweren.«
    Jetzt sah Bosch Fowkkes an.
    »Tun Sie das. Aber es wird nichts an der Sache ändern. Fünf Minuten.«
    Bosch trat vom Tisch der Verteidigung zurück und ging zum Schreibtisch des Gerichtsdieners. Die Beweisstücke lagen auf einem Beistelltisch bereit. Bosch sah sie durch, bis er das Foto fand, das er suchte. Er zog es heraus und kehrte damit zum Tisch der Verteidigung zurück. Fowkkes stand immer noch, hatte sich aber zu Storey hinabgebeugt, damit dieser ihm ins Ohr flüstern konnte. Bosch warf das Foto von Storeys Bücherregal auf den Tisch. Er tippte auf zwei Bücher auf einem der oberen Borde. Die Titel auf den Buchrücken waren deutlich zu lesen. Einer lautete The Art of Darkness, der andere schlicht Bosch.
    »Hier haben Sie den Beweis, dass er schon vorher davon gewusst hat.«
    Er ließ das Beweisstück auf dem Tisch der Verteidigung liegen und begann zum Tisch der Anklage zurückzugehen. Aber nach zwei Schritten drehte er sich noch einmal um und stützte sich mit den Händen auf den Tisch der Verteidigung. Er sah Storey direkt in die Augen, und als er zu sprechen begann, tat er es so laut, dass McEvoy auf seinem Platz alles hören konnte.
    »Wissen Sie, was Ihr entscheidender Fehler war, David?«
    »Nein«, sagte der Angeklagte mit einem schneidenden Unterton. »Sagen Sie es mir doch.«
    Fowkkes packte seinen Mandanten sofort am Arm, um ihn zum Schweigen zu bringen.
    »Dass Sie Tafero eine Skizze des Tatorts gemacht haben«, sagte Bosch. »Denn er hatte nichts Besseres zu tun, als Ihre schönen Zeichnungen in seinem Bankschließfach zu deponieren. Er wusste, dass sie sich mal als nützlich erweisen könnten. Und das hat sich heute Morgen gezeigt. Er hat sie dazu benutzt, ein Todesurteil von sich abzuwenden. Aber auf was werden Sie zurückgreifen?«
    Bosch sah das kurze Flackern in Storeys Augen, das ihm alles verriet. Das kurze Blinzeln war so flüchtig, dass es eigentlich gar nicht zu erkennen war. Aber in diesem Moment wusste Bosch, es war vorbei, weil Storey wusste, es war vorbei.
    Bosch richtete sich auf und sah gelassen auf die Uhr, dann auf Fowkkes.
    »Noch drei Minuten, Mr. Fowkkes. Es geht um das Leben Ihres Mandanten.«
    Er kehrte an den Tisch der Verteidigung zurück und setzte sich. Kretzler und Langwiser beugten
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