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Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Titel: Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht
Autoren: Michael Connelly
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sich zu ihm vor und bestürmten ihn flüsternd mit Fragen, auf die Bosch jedoch nicht einging.
    »Warten wir einfach ab, was passiert.«
    In den nächsten fünf Minuten sah er kein einziges Mal zum Tisch der Verteidigung hinüber. Zwar konnte er von dort gedämpftes Flüstern hören, verstand jedoch kein Wort davon. Der Gerichtssaal füllte sich mit Zuschauern und Journalisten.
    Vom Tisch der Verteidigung kam nichts.
    Punkt 9 Uhr ging die Tür am Kopfende des Saals auf und Judge Houghton hüpfte die Stufen zum Richterstuhl hinauf. Er setzte sich und blickte zu den Tischen von Anklage und Verteidigung.
    »Meine Damen und Herren, sind wir bereit für die Geschworenen?«
    »Ja, Euer Ehren«, sagte Kretzler.
    Vom Tisch der Verteidigung kam nichts. Hough­ton blickte mit einem neugierigen Lächeln in seine Richtung.
    »Mr. Fowkkes? Kann ich die Geschworenen rufen?«
    Bosch lehnte sich zurück, um an Langwiser und Kretzler vorbei zum Tisch der Verteidigung sehen zu können. Fowkkes saß zusammengesunken auf seinem Stuhl, in einer Haltung, die er im Gerichtssaal bisher noch nie eingenommen hatte. Den Ellbogen auf die Stuhllehne gestützt, hatte er die Hand nach oben gedreht und wackelte mit dem Stift zwischen seinen Fingern. Er schien tief in deprimierende Gedanken versunken. Sein Mandant saß, den Blick unverwandt nach vorn gerichtet, neben ihm.
    »Mr. Fowkkes? Ich warte auf eine Antwort.«
    Endlich blickte Fowkkes zum Richter auf. Sehr langsam erhob er sich von seinem Platz und ging zum Pult.
    »Euer Ehren, dürfte ich Sie um eine kurze Unterredung bitten?«
    Der Richter sah ihn sowohl neugierig wie verärgert an. Um die offizielle Verhandlungszeit nicht zu beschneiden, hatten sie sich bisher darauf geeinigt, alle Anträge für nichtöffentliche Unterredungen bis spätestens 8 Uhr 30 einzureichen, damit sie noch vor Verhandlungsbeginn im Richterzimmer besprochen werden konnten.
    »Kann das nicht öffentlich abgehandelt werden, Mr. Fowkkes?«
    »Nein, Euer Ehren. Diesmal nicht.«
    »Also gut. Kommen Sie.«
    Houghton winkte die Anwälte mit beiden Händen zu sich, als dirigierte er einen rückwärts rangierenden Lkw.
    Die Anwälte versammelten sich neben dem Richterstuhl und steckten mit Judge Houghton die Köpfe zusammen. Bosch konnte von seinem Platz alle ihre Gesichter sehen und brauchte nicht zu hören, was geflüstert wurde. Fowkkes war kreidebleich, während Kretzler und Langwiser schon nach wenigen Worten die Brust zu schwellen schien. Langwiser warf Bosch sogar einen Blick zu und er konnte die Siegesmeldung in ihren Augen ablesen.
    Dann sah er zum Angeklagten. Nach einer Weile drehte sich David Storey langsam zu ihm herum und ihre Blicke trafen sich ein letztes Mal. Bosch lächelte nicht. Er blinzelte nicht. Er tat nichts, als den Blick zu erwidern. Es war schließlich Storey, der wegsah und auf die Hände in seinem Schoß hinabblickte. Bosch spürte seine Kopfhaut prickeln. Er kannte dieses Gefühl von früheren Gelegenheiten, wenn er einen Blick auf das normalerweise verborgene Gesicht des Ungeheuers erhascht hatte.
    Die Unterredung war beendet und die zwei Ankläger kehrten rasch an ihren Tisch zurück. Die Erregung war ihren Schritten und ihren Gesichtern deutlich anzusehen. Im Gegensatz dazu schlich J. Reason Fowkkes fast an den Tisch der Verteidigung zurück.
    »Das war’s, Fowkkes«, murmelte Bosch.
    Langwiser fasste Bosch an der Schulter, als sie sich setzte.
    »Er hat eingelenkt«, flüsterte sie aufgeregt. »Krementz und Lopez. Als Sie zu ihm rüber sind – haben Sie ihm da eine aufeinanderfolgende oder eine gleichzeitige Urteilsfindung in Aussicht gestellt?«
    »Weder das eine noch das andere.«
    »Gut. Wir haben uns gerade auf gleichzeitig geeinigt, aber wir werden uns zurückziehen, um alles auszuarbeiten. Der Form halber müssen wir Storey zuerst wegen Lopez anklagen. Möchten Sie reinkommen und die Verhaftung vornehmen?«
    »Meinetwegen. Wenn Sie wollen.«
    Bosch wusste, es war nur eine juristische Formsache. Storey befand sich bereits in Haft.
    »Sie haben es verdient, Harry. Wir möchten, dass Sie dabei sind.«
    »Gut.«
    Um die Aufmerksamkeit im Saal auf sich zu lenken, schlug der Richter mit dem Hammer einmal auf den Tisch. Die Journalisten auf den Pressebänken beugten sich alle vor. Sie wussten, es war etwas Wichtiges passiert.
    »Die Verhandlung ist bis zehn Uhr vertagt«, verkündete der Richter. »Ich erwarte alle Parteien in meinem Amtszimmer.«
    Und bevor der Deputy dazu kam, »Erheben
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