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Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Titel: Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht
Autoren: Michael Connelly
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folgendermaßen verfahren: Als Nächstes kommt eine Kautionsverhandlung und danach machen wir mit einer Offenlegung weiter.«
    Er schob seinen Stuhl zurück und stand auf.
    Tafero hob langsam den Kopf und sah Winston an. Wegen der Blutungen in seiner Nase waren seine Augen stark gerötet.
    »Es war seine Idee, es wie auf einem Gemälde aussehen zu lassen«, sagte er. »David Storeys Idee.«
    Es kam zu einem Moment verblüffter Stille, dann ließ sich der Verteidiger auf seinen Stuhl plumpsen. Er verzog gequält das Gesicht und schloss die Augen.
    »Mr. Tafero«, begann er. »Ich würde Ihnen dringend raten –«
    »Halten Sie den Mund«, fuhr ihn Tafero an. »Sie kleiner Pisser. Ihnen droht keine Todesspritze.«
    Er sah wieder Winston an.
    »Ich nehme das Angebot an. Solange mir mein Bruder nicht angehängt wird.«
    Winston nickte.
    Tafero wandte sich Short zu, deutete mit dem Finger auf sie und wartete. Alice Short nickte.
    »Einverstanden.«
    »Noch eins«, sagte Winston rasch. »Nur mit Ihrem Wort gegen seines gehen wir nicht vor Gericht. Was haben Sie sonst noch?«
    Tafero sah sie an und ein dünnes, totes Lächeln spaltete sein Gesicht.
    Im Beobachtungsraum trat Bosch näher ans Glas. McCaleb sah sein Spiegelbild jetzt deutlicher auf der Scheibe. Seine Augen blinzelten kein einziges Mal.
    »Ich habe Bilder«, sagte Tafero.
    Winston strich sich das Haar hinters Ohr und kniff die Augen zusammen. Sie beugte sich über den Tisch.
    »Bilder? Was für Bilder? Fotos? Fotos von was?«
    Tafero schüttelte den Kopf.
    »Nein. Bilder. Im Gefängnis, als wir im Anwaltsbesuchszimmer waren, hat er Bilder für mich gezeichnet. Zeichnungen, wie er sich den Tatort vorstellte. Damit es so aussah wie auf diesem Gemälde.«
    McCaleb ballte die Hände an seinen Seiten zu Fäusten.
    »Wo sind diese Zeichnungen?«, fragte Winston.
    Tafero lächelte wieder.
    »In einem Schließfach. City National Bank, Sunset, Ecke Doheny. Der Schlüssel ist an dem Bund, der in meiner Tasche war.«
    Bosch hob die Hände und schlug sie gegeneinander.
    »Peng!«, rief er so laut, dass Tafero sich zur Seite drehte und zum Spiegel hinüber sah.
    »Bitte!«, zischte der Kameramann. »Wir nehmen alles auf.«
    Bosch ging zur Tür des kleinen Raums und nach draußen. McCaleb folgte ihm. Bosch drehte sich um und sah ihn an. Er nickte.
    »Jetzt ist Storey geliefert«, sagte er. »Das Monster kehrt zurück in das Dunkel, aus dem es kam.«
    Einen Moment sahen sie sich schweigend an, dann sagte Bosch:
    »Ich muss los.«
    »Wohin.«
    »Zum Prozess.«
    Er drehte sich um und begann durch den leeren Bereitschaftsraum des Morddezernats des Sheriff’s Department zu gehen. McCaleb sah, wie er mit der Faust auf einen Schreibtisch hieb und dann in die Luft boxte.
    * * *
    McCaleb kehrte in das Beobachtungszimmer zurück und sah sich das Verhör weiter an. Tafero erzählte den im Verhörraum Anwesenden, David Storey habe verlangt, die Ermordung Edward Gunns müsse am ersten Morgen des neuen Jahres stattfinden.
    Nachdem McCaleb eine Weile zugehört hatte, fiel ihm etwas ein. Er verließ das Beobachtungszimmer und ging in den Bereitschaftsraum. Dort trudelten die ersten Detectives ein, um den Dienst anzutreten. Er ging zu einem leeren Schreibtisch und riss das oberste Blatt von einem Notizblock ab. Darauf schrieb er: »Fragen Sie ihn nach dem Lincoln.« Er faltete den Zettel und ging damit zur Tür des Verhörraums.
    Er klopfte und einen Moment später öffnete Alice Short die Tür. Er gab ihr den gefalteten Zettel.
    »Geben Sie das Jaye, bevor das Verhör vorbei ist«, flüsterte er.
    Sie nickte und schloss die Tür. McCaleb kehrte in das Beobachtungszimmer zurück, um weiter zuzusehen.

45
    F risch geduscht und rasiert stieg Bosch aus dem Lift und schritt zielstrebig auf den Eingang von Gerichtssaal Department N zu. Er fühlte sich wie ein absoluter King. Schon nach wenigen Schritten wurde er von McEvoy angesprochen, der wie ein Kojote, der seinem ahnungslosen Opfer in einer Höhle aufgelauert hatte, aus einer Nische kam. Aber Bosch war durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Er lächelte, als der Journalist neben ihm herzugehen begann.
    »Detective Bosch, haben Sie noch mal über das nachgedacht, worüber wir neulich gesprochen haben? Ich muss heute anfangen, meinen Artikel zu schreiben.«
    Bosch ging zügig weiter. Er wusste, er hätte nicht viel Zeit, sobald er den Gerichtssaal betreten hatte.
    »Rudy Tafero«, sagte er.
    »Wie bitte?«
    »Er war Ihre Quelle. Rudy Tafero.
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