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Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Titel: Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht
Autoren: Michael Connelly
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sagen Sie mir nicht, was Sie meinen?«
    McCaleb nahm sein Bier, stellte es aber wieder ab, ohne daraus zu trinken.
    »Sein richtiges Auto, der Wagen, den er normalerweise fährt, ist ein Vierdreißiger Mercedes CLK. Für den hat er den Strafzettel gekriegt. Weil er im Parkverbot stand, als er auf der Post das Geld überwiesen hat.«
    »Na schön, dann hat er eben zwei Autos. Eins für die Arbeit und eins zum Angeben. Was soll daran groß sein?«
    »Was daran sein soll? Es heißt, Sie wussten etwas, was Sie nicht hätten wissen dürfen.«
    »Wie bitte? Was soll ich gewusst haben?«
    »Gestern Abend habe ich Sie gefragt, wie es kam, dass Sie auf meinem Boot aufgetaucht sind. Sie haben gesagt, Sie hätten Taferos Lincoln gesehen und sofort geahnt, dass da was faul sein muss. Woher wussten Sie, dass der Lincoln ihm gehörte?«
    Bosch sagte lange nichts. Er sah in die Nacht hinaus und nickte.
    »Ich habe Ihnen das Leben gerettet.«
    »Und ich Ihres.«
    »Ich habe gesagt, jetzt sind wir quitt. Belassen Sie es dabei, Terry.«
    McCaleb schüttelte den Kopf. Er hatte ein Gefühl, als wäre in seinem Bauch eine Faust, die in seine Brust hinaufstieß und an sein neues Herz heranzukommen versuchte.
    »Ich glaube, Sie kannten diesen Lincoln und wussten, dass er nichts Gutes für mich bedeuten konnte, weil Sie Tafero schon früher mal beobachtet hatten. Vielleicht in einer anderen Nacht, in der er den Lincoln benutzte. Vielleicht in einer Nacht, in der er Gunn beobachtete und Vorbereitungen für den Mord traf. Vielleicht in der Nacht, in der er den Mord beging. Sie haben mir das Leben gerettet, weil Sie etwas wussten, Harry.«
    Um Bosch eine Gelegenheit zu geben, etwas zu seiner Verteidigung zu sagen, schwieg McCaleb eine Weile.
    »Das sind eine Menge Vielleichts, Terry.«
    »Ich weiß. Eine Menge Vielleichts und eine Vermutung. Meine Vermutung ist, dass Sie bereits zu dem Zeitpunkt, als Tafero sich mit Storey zusammentat, irgendwie ahnten oder wussten, dass sie versuchen würden, Ihnen beim Prozess was anzuhängen. Deshalb behielten Sie Tafero scharf im Auge und bekamen raus, dass er es auf Gunn abgesehen hatte. Sie wussten, was passieren würde, und Sie haben nichts dagegen unternommen.«
    McCaleb nahm einen weiteren langen Schluck Bier und stellte die Flasche aufs Geländer zurück.
    »Ein gefährliches Spiel, Harry. Fast wären Storey und Tafero damit durchgekommen. Aber andrerseits, wenn ich nicht gewesen wäre, hätten Sie sich bestimmt was anderes ausgedacht, um es gegen sie zu kehren.«
    Bosch starrte weiter in das Dunkel hinaus und sagte nichts.
    »Ich hoffe nur, dass wenigstens Sie es nicht waren, der Tafero damals gesteckt hat, dass Gunn in der Ausnüchterungszelle war. Sagen Sie mir, dass nicht Sie ihn angerufen haben, Harry. Sagen Sie mir, dass nicht Sie ihm geholfen haben, ihn rauszuholen, damit er ihn umbringen konnte.«
    Wieder sagte Bosch nichts. McCaleb nickte.
    »Wenn Sie unbedingt jemandem gratulieren wollen, Harry, dann am besten sich selbst.«
    Bosch senkte den Blick und sah in das Dunkel unter der Terrasse hinab. McCaleb, der ihn aufmerksam beobachtete, sah, wie er langsam den Kopf schüttelte.
    »Wir tun, was wir tun müssen«, sagte Bosch ruhig. »Manchmal hat man eine Wahl. Manchmal hat man keine. Da kann man einfach nicht anders. Man sieht Dinge geschehen und man weiß, sie sind falsch, aber irgendwie sind sie auch richtig.«
    Er blieb lange still und McCaleb wartete.
    »Ich habe ihn nicht angerufen«, sagte Bosch.
    Er drehte sich herum und sah McCaleb an. Wieder konnte McCaleb die schimmernden Lichtpunkte im Schwarz seiner Augen sehen.
    »Drei Leute – drei Monster – sind unschädlich gemacht worden.«
    »Aber nicht so. So verfahren wir dabei nicht.«
    Bosch nickte.
    »Und wie ist das mit Ihrer Masche, Terry? Einfach an seinem kleinen Bruder vorbei in sein Büro zu platzen? Als ob Sie nicht die leiseste Ahnung gehabt hätten, was Sie damit auslösen könnten? Sie haben mit dieser kleinen Aktion einiges ins Rollen gebracht und haben das auch sehr genau gewusst.«
    McCaleb spürte, wie sein Gesicht unter Boschs Blick heiß wurde. Er antwortete nicht. Er wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Sie hatten auch Ihren Plan, Terry. Wo ist da der Unterschied?«
    »Der Unterschied? Wenn Sie den nicht sehen, sind Sie nicht mehr zu retten. Dann sind Sie verloren.«
    »Kann schon sein, dass ich verloren bin, aber vielleicht bin ich gefunden worden. Darüber werde ich mal nachdenken müssen. Aber Sie sollten jetzt
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