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Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Titel: Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht
Autoren: Michael Connelly
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ihrer Stimme konnte er jedoch immer noch ein hohes Maß an Stress mitschwingen hören, und ihm war klar, dass das ein Punkt war, den er bei seiner Rückkehr auf die Insel ansprechen musste.
    Gegen Ende des Tages schleppte das LAPD den alten Lincoln Continental ab, mit dem die Tafero-Brüder am Abend zuvor zum Jachthafen gefahren waren, um McCaleb umzubringen. Als die Journalisten daraufhin zum Parkplatz hochstürmten, um den banalen Vorgang zu beobachten und mit ihren Kameras festzuhalten, gelang es McCaleb, sich von Buddys Boot zu stehlen und unbemerkt zu seinem Cherokee zu kommen. Er fuhr vor dem Abschleppwagen vom Parkplatz. Nicht ein Journalist folgte ihm.
    * * *
    Als McCaleb vor Boschs Haus anhielt, war es bereits dunkel. Wie bei seinem letzten Besuch war die Eingangstür offen und nur das Fliegengitter angebracht. Er klopfte gegen den Holzrahmen und spähte durch das Drahtgeflecht in das dunkle Innere des Hauses. Nur im Wohnzimmer brannte Licht – eine Leselampe. Er konnte Musik hören und glaubte, es war dieselbe Art-Pepper-CD, die bei seinem ersten Besuch gelaufen war. Bosch war allerdings nirgendwo zu sehen.
    McCaleb wandte sich von der Tür ab, um auf die Straße zu sehen. Als er sich wieder umdrehte, stand Bosch hinter dem Fliegengitter, und er erschrak. Bosch hakte die Tür aus und öffnete sie. Er trug denselben Anzug, in dem ihn McCaleb in den Nachrichten gesehen hatte. In der linken Hand hielt er eine Flasche Anchor Steam.
    »Terry. Kommen Sie rein. Ich dachte, es wäre ein Journalist. Grauenhaft, wenn sie auch noch zu Hause bei einem anrücken. Wenigstens einen Ort sollte es doch geben, wo man Ruhe vor ihnen hat.«
    »Ich weiß, was Sie meinen. Am Boot treiben sie sich auch massenweise rum. Ich musste einfach weg.«
    McCaleb ging an Bosch vorbei und betrat das Wohnzimmer.
    »Mal abgesehen von den Journalisten, wie geht’s, Harry?«
    »Könnte nicht besser sein. War heute ein guter Tag für uns. Was macht Ihr Hals?«
    »Tut ziemlich weh. Aber ich lebe noch.«
    »Das ist die Hauptsache. Ein Bier?«
    »Mhm, wäre jetzt nicht schlecht.«
    Als Bosch das Bier holte, ging McCaleb auf die Terrasse hinaus.
    Bosch hatte die Beleuchtung ausgeschaltet. Umso stärker strahlten deshalb die Lichter der fernen Stadt. Vom Pass konnte McCaleb das nie verstummende Rauschen des Freeway heraufdringen hören. An drei verschiedenen Stellen des Valley durchschnitten Suchscheinwerfer den Himmel. Bosch kam aus dem Haus und reichte ihm ein Bier.
    »Kein Glas, oder?«
    »Kein Glas.«
    Sie blickten in die Nacht hinaus und tranken eine Weile schweigend Bier. McCaleb überlegte, wie er sagen sollte, was er sagen wollte. Er schlug sich noch eine Weile damit herum.
    »Als ich mich verdrückt habe, haben sie gerade Taferos Auto abgeschleppt«, sagte er schließlich.
    Bosch nickte.
    »Und auf dem Boot? Sind sie dort jetzt fertig?«
    »Ja.«
    »Haben sie ein großes Chaos angerichtet? Sie richten immer ein großes Chaos an.«
    »Wahrscheinlich. Ich war noch nicht drauf. Darüber mache ich mir morgen Gedanken.«
    Bosch nickte. McCaleb nahm einen langen Schluck von seinem Bier und stellte die Flasche auf das Geländer. Der Schluck war zu groß gewesen. Das Bier stieg wieder in seine Kehle hoch und brannte in seinen Nebenhöhlen.
    »Geht’s?«, fragte Bosch.
    »Ja.« McCaleb wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab. »Harry, ich bin gekommen, um Ihnen zu sagen, dass ich nicht mehr Ihr Freund sein werde.«
    Bosch begann zu lachen, aber dann hörte er abrupt auf.
    »Wie bitte?«
    McCaleb sah ihn an. Selbst in der Dunkelheit waren Boschs Augen durchdringend. Sie hatten von irgendwo einen Funken reflektierten Lichts aufgefangen und McCaleb konnte die zwei Nadelspitzen auf sich ruhen sehen.
    »Sie hätten noch eine Weile bleiben sollen, als Jaye Winston heute Morgen Tafero verhört hat.«
    »Ich hatte keine Zeit mehr.«
    »Sie hat ihn nach dem Lincoln gefragt und er sagte, das ist sein V-Wagen. Er sagte, er benutzte ihn immer dann, wenn er keine Spuren hinterlassen wollte. Die Nummernschilder sind gestohlen, der Kraftfahrzeugschein gefälscht.«
    »Ist eigentlich nahe liegend, bei einer Type wie ihm, dass er für die Drecksarbeit ein eigenes Auto hat.«
    »Sie verstehen anscheinend nicht, was ich meine, wie?«
    Bosch hatte sein Bier ausgetrunken. Er stützte sich mit den Ellbogen aufs Geländer. Er pulte das Etikett von der Flasche und ließ die Papierstückchen in das Dunkel unter ihm fallen.
    »Nein, verstehe ich nicht, Terry. Warum
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