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Harpyien-Träume

Titel: Harpyien-Träume
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dürfte daher die erforderliche Geschicklichkeit besitzen, ve r fügte aber über keine Werkzeuge, um diese schreckliche Locke Ness zu bearbeiten. Tatsächlich schien keine dieser Kreaturen d a für geeignet zu sein.
    Vielleicht hatte sie die Sache aber noch nicht richtig ergründet. Ob es vielleicht diese merkwürdige geschmeidige Feder schaffen könnte, die die Stufen herabmarschierte? Da sickerte ein weiterer kleiner theatralischer Gedanke durch Glohas süße kleine Wah r nehmung.
    ›Geschmeidig‹ – genauso wollte Yena seine/ihre Locken haben. Alles ausgekämmt, geschmeidig und glatt. Und die Feder war aus Metall, bewies also, daß Metall recht geschmeidig sein konnte. Vie l leicht würde die Feder ihre Eigenschaften an die Locke Ness weitergeben und sie gleichermaßen geschmeidig und glatt machen.
    Gloha war alles andere als überzeugt davon, daß ihr Gedanke n gang der richtige war, aber da alles andere nun mal falsch zu sein schien, nahm sie ihren Mut zusammen und schritt zur Tat. Sie griff in die Nische und hob die Feder auf. Die bog sich schillernd in ihren Händen, protestierte aber nicht. Gloha brachte sie zu Yena hinüber.
    »Vielleicht kann diese Feder deine Locke Ness geschmeidig m a chen«, flötete sie allerliebst.
    Yena plusterte sich gewaltig auf. »Ach, glaubst du?« fragte er/sie ominös. »Bist du dir ganz sicher?«
    »Ich… ich bin mir ganz und gar nicht sicher«, gestand Gloha mit einem kleinen Beben in der Stimme. »Aber… aber ich glaube, es dürfte der Sache am nächsten kommen.«
    »Aber wenn du scheiterst, werde ich dich fressen, vergiß das nicht.«
    »J-ja, das ist mir schon klar«, erwiderte sie zitternd. »Ich muß es einfach versuchen.«
    »Na schön, was hindert dich daran?«
    »N-n-nichts«, antwortete Gloha mit einem erfolgreichen kleinen Stammeln. Sie hob die geschmeidige Feder und führte sie an die Locke Ness.
    Die verhedderten Kabel wanden sich wie Schlangen. Sie glitten umeinander und durcheinander, bildeten ein Muster wie das der Feder. Dann strömten sie plötzlich herab, von geschmeidiger Glattheit, genau, wie Gloha gehofft hatte. Danach glätteten sich auch die anderen Schloßlocken auf ähnliche Weise, bis die/der furchterregende Yena unbestreitbar stattlich oder schön aussah, wie immer man es werten mochte. Die Haut schimmerte plötzlich wie poliertes Wasser und gab Glohas kleines Spiegelbild zum be s ten.
    Gloha wäre beinahe in eine allerliebste kleine Ohnmacht gefa l len.
    »Na, du hast es ja geschafft«, meinte Yena und trat zur Seite. »Dann darfst du jetzt zur nächsten Herausforderung weitergehen.«
    Gloha drückte die hübschen kleinen Knie durch und schickte sich an weiterzugehen. »Ich bin ja so froh, daß ich den richtigen Schlüssel gefunden habe.«
    »Oh, du hättest gar keinen falschen erwischen können.«
    »Keinen falschen? Hast du nur geblufft, als du sagtest, du wü r dest mich auffressen?«
    »Nein, in diesem Punkt habe ich nicht geblufft. Aber die anderen Dinge hätten auch alle funktioniert.«
    Gloha reagierte bestürzt. »Alle? Aber wo war dann die Herau s forderung?«
    »Es war eine Herausforderung des Mutes, so wie die erste eine Herausforderung der Natur war. Du hast sie gemeistert, deshalb darfst du durch.«
    »Mut? Aber ich war wie gelähmt vor Entsetzen!«
    »Darum geht es ja beim Mut: zu tun, was du tun mußt, ohne der Angst nachzugeben. Jeder hat mal Angst, aber nur Feiglinge lassen sich davon beherrschen.«
    »Das wußte ich ja noch gar nicht!«
    »Na ja, hättest du es vorher gewußt, wäre es ja wohl kaum eine besonders große Herausforderung geworden, nicht wahr?« warf Yena ein.
    »Ich frage mich, was mit der dritten Herausforderung geprüft wird«, meinte Gloha nachdenklich.
    »Das Verständnis, natürlich.« Yena kringelte sich zusammen und legte sich schlafen, zufrieden fuhr der zuckende Schwanz über seinen/ihren Pelz.
    Gloha trat in den Gang hinaus. Sie mochte es sich zwar kaum eingestehen, doch ihr Verständnis war inzwischen bis an die ä u ßersten Grenzen ihres kleinen Gehirns strapaziert worden. Sie war sich überhaupt nicht sicher, daß sie noch mehr Verständnis würde aufbieten können. Doch was blieb ihr anderes übrig, als weiterz u gehen?
    Im Gang wurde es immer wärmer. Genaugenommen wurde es sogar heiß. Gloha hätte am liebsten ihre helle kleine Bluse ausg e zogen, aber das wäre unschicklich gewesen. Und ganz bestimmt durfte sie auch nicht ihren schnuckeligen kleinen Rock ausziehen. Also spreizte sie statt
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