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Harpyien-Träume

Titel: Harpyien-Träume
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Doch das war schließlich zu erwarten gewesen. In unmittelbarer Nähe der Pflanze mußte sie stets mit zwei Samen auf einmal arbe i ten, ein Stückchen weiter sogar mit dreien. Als Gloha ganz dicht herangekommen war, verwendete sie eine kleine Handvoll SEKs zugleich. Sie wollte schließlich ihren Vorrat nicht aufbrauchen, bevor sie die Höhle durchquert hatte! Als sie die Pflanze endlich hinter sich gebracht hatte, konnte sie die Zahl der Samen wieder verringern, bis sie schließlich am anderen Ende der Höhle ang e langt war und zu ihrer Erleichterung immer noch ein paar SEKs übrig hatte.
    Gloha setzte den Kelch ab und trat in den Gang hinaus. Sie hatte die dritte Herausforderung überwunden!
    Doch als sie um eine Ecke schritt, stand sie plötzlich vor einem breiten Schreibtisch, der ihr den Weg versperrte. Dahinter saß eine Frau, die auf einen Papierblock schrieb.
    Gloha blieb überrascht stehen. »Wer bist du?« fragte sie.
    »Ich bin die SB«, antwortete die Frau und zeigte auf ein Namen s schild, auf dem SB stand. »Ich bin hier, um die Sünden-Taxe ei n zutreiben.«
    »Die Syntax? Dann mußt du eine Schriftstellerin sein.«
    »Die Sünden-Taxe«, wiederholte die Frau. »S Ü N D E N T A X E. Du mußt zahlen. Ich bin die Sünden-Taxen-Beschafferin. Mein Auftrag lautet, dafür zu sorgen, daß du auch zahlst.«
    »Aber ich habe doch gar nicht gesündigt!« protestierte Gloha u n schuldig.
    »Du hast geraucht, getrunken, gespielt und SEKs gehabt«, erw i derte SB gelassen. »Das alles ist steuerpflichtig.«
    »Geraucht? Meine Schuhe haben gebrannt! Außerdem habe ich nur einen Schluck Wasser getrunken, um mich abzukühlen. Und dann war ich so erfrischt, daß ich ein bißchen getanzt habe. Aber ich hätte nie geglaubt…« Sie hielt inne. »Was war das letzte?«
    »Du hattest die meisten der Sekunden zur Verfügung. Du hast sie aufgebraucht. Jetzt mußt du die Steuer entrichten.«
    Gloha begriff, daß sie in der Falle saß. Unschuld war keine En t schuldigung, ob man nun die Finger in einen Bienenkorb steckte oder den Inhalt eines Samenkelchs aufbrauchte. »Wie soll ich denn die Steuer entrichten?«
    SB rechnete den Eintrag auf ihrem Block zusammen. »Das sind vier Punkte. Du wirst vier Aufgaben erledigen müssen. Du mußt sie waschen, trocknen, eintüten und verschnüren.«
    »Sie waschen, trocknen, eintüten und verschnüren?« wiederholte Gloha verblüfft. »Ich…« Sie bremste sich gerade noch, bevor sie fortfahren konnte: »… verstehe gar nichts mehr.« Schließlich mußte sie ja verstehen, um diese Herausforderung zu bewältigen, die doch noch nicht zu Ende war, wie sie nun erkannte. »Könntest du mir das vielleicht ein bißchen deutlicher erklären?«
    SB drückte auf einen Knopf an ihrem Schreibtisch. An der Wand glitt ein Paneel auf. Dahinter erblickte Gloha ein seltsames, doch recht hübsches Wesen. Es hatte den Kopf und die Vorderläufe eines Pferds und das Hinterteil eines Flügeldrachen. Es war ein Flügelungeheuer, also ein Wesen, zu dem Gloha eine Beziehung hatte, weil sie ihm ähnlich war.
    »Das ist die Glyphe. Mach sie sauber und pack sie versandfertig ein«, sagte SB und fuhr mit dem Schreiben fort.
    Gloha betrat die Box der Glyphe. Jetzt konnte sie erkennen, daß die arme Kreatur ziemlich schmutzig war. Das Flügelgefieder war befleckt, das Fell verschmiert, die Schuppen funkelten nicht, und die Hufe waren schlammverkrustet. Die arme Kreatur brauchte Pflege. Gloha hätte ihr auch sonst mit Freuden geholfen, selbst wenn sie nicht die Sünden-Taxe hätte entrichten müssen.
    Neben dem Stall standen ein Trog und ein Eimer; daneben lag ein Striegel. Gloha füllte den Eimer mit Wasser und trat auf die Glyphe zu. Die Kreatur scheute nervös zurück. »He, immer mit der Ruhe!« sagte Gloha beruhigend. »Vor mir brauchst du keine Angst zu haben. Weißt du, ich bin auch ein Flügelungeheuer.« Sie spreizte die Flügel und flatterte mehrmals.
    Die Glyphe beruhigte sich wieder. Gloha wusch sie, bis Fell, Schuppen und Hufe wieder so sauber waren, daß sie so kräftig leuchteten und schimmerten, wie es sich gehörte. Dann bürstete sie die Flügel, bis die Federn wieder hell erstrahlten. Sie holte Handtücher und rubbelte das Wesen ab. Doch Gloha wußte nicht genau, wie sie die Glyphe verschnüren sollte. Sie wollte diese hü b sche Kreatur schließlich nicht fesseln.
    Da erblickte sie eine Pflanze mit einem seltsamen, herabba u melnden Laubwerk. Sie sah aus wie ein Deckenstrauch, war jedoch kleiner.
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