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Harper Connelly 04 - Grabeshauch

Harper Connelly 04 - Grabeshauch

Titel: Harper Connelly 04 - Grabeshauch
Autoren: Charlaine Harris
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zwischen Ina, Hank und uns einreißen. Wir könnten die Mädchen öfter sehen, die Situation würde sich entspannen. Vielleicht
     könnten die Mädchen manchmal das Wochenende bei uns verbringen. Iona und Hank wollen bestimmt auch mal allein sein.«
    Tolliver reagierte darauf mit einem anderen Einwand. »Glaubst du wirklich, Iona könnte
uns
akzeptieren? Jetzt, wo wir zusammen sind?«
    Ich verstummte. Dass wir jetzt ein Paar waren, würde meine Tante und ihren Mann schockieren, und das war noch milde ausgedrückt.
     Ich konnte sie sogar verstehen. Schließlich waren Tolliver und ich als Teenager zusammen aufgewachsen. Wir hatten unter einem
     Dach gelebt. Meine Mutter war mit seinem Vater verheiratet gewesen. Ich hatte ihn jahrelang als meinen Bruder vorgestellt.
     Manchmal nannte ich ihn immer noch so, aus alter Gewohnheit. Obwohl wir keine Blutsverwandten waren, hatte unsere sexuelle
     Beziehung für Außenstehende etwas Anstößiges. Wir wären naiv, wenn wir das nicht eingestehen würden.
    »Keine Ahnung«, sagte ich aus reinem Widerspruchsgeist. »Vielleicht akzeptieren sie es einfach.« Aber ich machte mir etwas
     vor.
    »Du machst dir etwas vor«, sagte Tolliver. »Du weißt genau, dass Hank und Iona ausflippen werden.«
    Wenn Iona ausflippte, zürnte Gott. Wenn Iona etwas moralisch fragwürdig fand, war Gott derselben Meinung. Und Gott, verkörpert
     durch Iona, führte diesen Haushalt.
    »Aber wir können doch nicht vor ihnen verheimlichen, was wir einander bedeuten«, sagte ich hilflos.
    »Das müssen und werden wir auch nicht. Mal sehen, was passiert.«
    Ich versuchte, das Thema zu wechseln, denn ich musste in Ruhe darüber nachdenken. »Wann besuchen wir Mark?« Mark Lang war
     Tollivers älterer Bruder.
    »Wir treffen ihn voraussichtlich morgen Abend im Texas Roadhouse.«
    »Oh, prima.« Ich schaffte es, zu lächeln, wenn auch nicht sehr überzeugend. Ich habe Mark immer gemocht, obwohl ich ihm nie
     so nahestand wie Tolliver. Er hatte uns alle damals so gut wie möglich beschützt. Wir schafften es nicht, Mark bei jedem Texasbesuch
     zu treffen, also freute ich mich, dass er Zeit hatte, mit uns zu Abend zu essen. »Und heute sind wir für eine kurze Stippvisite
     bei Iona eingeladen? Dort werden wir einfach sehen, was passiert, ohne jeden Plan?«
    »Ohne jeden Plan«, bestätigte Tolliver, und wir lächelten uns an.
    Ich versuchte, das Lächeln aufrechtzuerhalten, während wir ins Auto stiegen und zu dem kleinen Haus in Garland fuhren, in
     dem unsere Schwestern lebten. Obwohl das Wetter schön war, sagte ich keine rosigen Zeiten voraus.
    Iona Gorham (geborene Howe) hatte strikt darauf geachtet, bloß nicht so zu werden wie Laurel. Laurel Howe Connelly Lang, meine
     Mutter, war Ionas einzige, zehn Jahre ältere Schwester gewesen. Als meine Mutter noch ein Teenager und Twen war und keine
     Drogen nahm, war sie ziemlich attraktiv, beliebt und bestimmt kein Kind von Traurigkeit gewesen. Sie hatte auch gute Noten
     gehabt und Jura studiert. Dort hatte sie meinen Dad, Cliff Connelly, kennengelernt und ihn geheiratet. Meine Mutter war schon
     immer ein rechter Wildfang gewesen – na gut, ein extremer Wildfang   –, aber eben auch extrem erfolgreich.
    Um mit ihr mithalten und sich von ihr abgrenzen zukönnen, hatte Iona den braven, gottesfürchtigen Weg gewählt.
    Als ich in Ionas Gesicht sah, während sie uns aufmachte, stellte ich fest, dass sie heute nicht ganz so säuerlich wirkte wie
     sonst, und ich fragte mich, warum. Normalerweise sah sie bei unseren Besuchen aus, als hätte sie soeben in eine Zitrone gebissen.
     Ich versuchte mich daran zu erinnern, wie alt Iona war, und entschied, dass sie knapp vierzig sein musste.
    »Kommt herein«, sagte meine Tante und trat einen Schritt zurück in ihr Wohnzimmer.
    Ich hatte stets das Gefühl, nur widerwillig hereingebeten zu werden, ja, dass uns Iona am liebsten die Tür vor der Nase zugeknallt
     hätte. Ich bin 1,70   Meter groß, und meine Tante ist kleiner als ich. Iona hat wohlgeformte Rundungen, und ihre Haare werden auf eine attraktive
     Weise grau, so als würde ihr hellbraunes Haar einfach verblassen. Ihre Augen sind dunkelgrau wie meine.
    »Wie geht es dir?«, fragte Tolliver höflich.
    »Prächtig«, sagte Iona, und uns fiel gleichzeitig die Kinnlade herunter. Nie hat Iona auch nur ansatzweise so etwas gesagt.
     »Hank leidet gerade wieder sehr unter seiner Arthritis«, fuhr sie fort, ohne unsere Reaktion zu beachten, »aber er kann Gott
     sei Dank
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