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Harper Connelly 02 - Falsches Grab-neu-ok-10.12.11

Harper Connelly 02 - Falsches Grab-neu-ok-10.12.11

Titel: Harper Connelly 02 - Falsches Grab-neu-ok-10.12.11
Autoren: Charlaine Harris
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wusste, dass mein Bruder die Wahrheit
sagte.
    »Womit
Felicia allerdings nicht gerechnet hat, war Harper«, sagte
Tolliver und küsste mich auf die Wange. »Ich war noch nie so froh, dich zu
sehen, wie in dem Moment, als du plötzlich vor dem Fenster aufgetaucht bist.«
    »Und Sie
sind ganz ohne Waffe hier aufgekreuzt?«, fragte einer der Polizisten.
    »Ich mag
keine Waffen«, erwiderte ich. »Wir haben noch nie welche besessen.«
    Er zuckte
die Achseln, wie um zu sagen, wie dumm ich sei, und vielleicht war ich das
auch.
    Aber wenn
ich eine Waffe gehabt hätte, hätte ich auf Felicia geschossen, bis das Magazin
leer gewesen wäre. So wie die Dinge jetzt lagen, war sie am Leben und würde
sich für alles, was sie getan hatte, zur Verantwortung ziehen lassen müssen.
    Und das
verschaffte mir doch große Genugtuung.

20
     
    »Sie sehen
aus, als hätte Sie eine Wildkatze angefallen«, sagte Victor.
    Ich starrte
ihn einfach nur an.
    »Okay, das
war nicht lustig«, sagte er. »Ich bin einfach nervös.«
    Ich wollte
ihm schon sagen, dass es uns ähnlich ging, aber das hätte ihn wohl kaum
beruhigt. Und Victor musste sich wirklich beruhigen.
    Ich hatte
mir überlegt, dass es Victor von seiner Familie ablenken könnte, wenn ich ihn
bat, mit mir auf den Friedhof zu kommen, um Josiah Poundstones Geist Ruhe und
Frieden zu bringen. Im Moment bereute ich es fast schon wieder. Victor war ein
wenig zu aufgeregt, obwohl er sich zu freuen schien, dass ich ihn überhaupt
gefragt hatte. Er hatte mich heftig umarmt, was mich sehr überraschte und
Manfred veranlasste, die Brauen hochzuziehen.
    Ich hatte
keine Ahnung, wie man es anstellt, einem Geist Ruhe und Frieden zu bringen.
Also rief ich Xylda Bernardo an, und Manfred hatte sie
hergebracht. Manfred, der in schwarzem Leder und Silber erstrahlte, hatte mich
mit einem Kuss begrüßt. Er hatte Victors Hand verdächtig lange geschüttelt.
Aber ich ging davon aus, dass er seine Gedanken lesen wollte, und nahm das
nicht als Anmache. So vielseitig war Manfred meines Wissens nach auch wieder
nicht.
    Xylda sah sich auf dem Friedhof um. »Erzähl«, sagte sie.
    Ich erklärte
ihr, was ich in jener Nacht gesehen und gespürt hatte. Xylda wirkte äußerst
agil und hörte mir aufmerksam zu.
    »Seine
Leiche ist also hier und demnach auch seine Seele. Du glaubst, er ist an einer
Blutvergiftung gestorben? Infolge einer Messerwunde, die ihm bei einer Rauferei
beigebracht wurde?«
    »Ja. Im
Grunde wurde er ermordet. Ich weiß nicht, wer ihn erstochen hat, aber ich habe
den Verdacht, dass es sein ›geliebter Bruder‹ war«, sagte ich, denn mit so
etwas kannte ich mich aus. »Ich glaube, der Grabstein ist eine Art
Schuldeingeständnis. Aber er kann natürlich auch einfach nur bedeuten, dass
sein Bruder ihn sehr geliebt hat. Doch ich glaube nicht, dass das eine Rolle
spielt. Meiner Meinung nach findet Josiahs Geist deshalb keine Ruhe, weil er
sich fragt, warum er sterben musste und warum sein Grab so oft gestört wurde.«
    »Du willst
also, dass sein Geist weiterziehen kann?«
    Ich wollte
lieber nicht darüber nachdenken, welche Optionen mir Xylda noch anbieten
konnte. »Ja, genau das wollen wir.«
    »Gut«, sagte
Xylda auf rätselhafte Weise. »Spürst du ihn jetzt hier?«
    Es war
wieder ein sehr kalter Abend, aber der Himmel war klar, und es regnete nicht.
Der alte Friedhof fühlte sich genauso gruselig an wie damals, als wir im
Dunkeln hergekommen waren. Ich nahm die gedämpften Geräusche aus der Stadt
wahr, den unebenen Boden - wenigstens hatte man das offene Grab wieder
zugeschüttet. Das hatten wir schon tagsüber überprüft, als die Sonne noch hoch
am Himmel stand.
    Ich stellte
mich noch einmal auf das mehrfach benutzte Grab und spürte tief in die Erde
hinab. Ich nahm Josiah Poundstones Gegenwart nicht nur unter mir, sondern auch
um mich herum wahr. »Ja«, sagte ich. »Er ist da.« Victor erschauderte. Er sah
sich um, als erwarte er jeden Moment eine gruselige weiße Gestalt, die auf das
Grab zuging-
    Ich sah auf
die Uhr. Wir mussten uns beeilen, schließlich durften wir eigentlich gar nicht
hier sein. Ich hatte überlegt, die Erlaubnis des College einzuholen, aber die
hätten wir bestimmt nie bekommen. Ich wollte mit der Sache abschließen und das
Gelände des Bingham-College verlassen, bevor die Wachleute vorbeikamen.
    Wir
befolgten Xyldas Anweisungen und bildeten einen Kreis um das Grab, in dem
Tabithas Leiche gelegen hatte. Wir hielten uns an den Händen. Manfreds kleine
Hand konnte
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