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Harper Connelly 02 - Falsches Grab-neu-ok-10.12.11

Harper Connelly 02 - Falsches Grab-neu-ok-10.12.11

Titel: Harper Connelly 02 - Falsches Grab-neu-ok-10.12.11
Autoren: Charlaine Harris
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Kaminen, in den Öfen
wurden leckere Mahlzeiten zubereitet, heißes Wasser beheizte Tausende von
Duschen und Wannen. Hier fehlte es an nichts, die Bewohner genossen jeglichen
Komfort.
    Und trotzdem
hatte Fred seine Frau und eine Tochter verloren sowie seine Stiefenkelin. Nichts
kann verhindern, dass auch solche Häuser von Tragödien heimgesucht werden. Der
Todesengel bleibt nicht vor der Schwelle stehen und lässt einen unversehrt, nur
weil man ein großes Anwesen hat.
    Ich lief zur
Garage neben dem Haus. Dort stand unser Auto, genauso wie Freds Wagen und ein
weiteres Auto, das Felicia gehören musste. Ich rannte leise über den weißen
Betonboden zum Holztor in der Ziegelmauer. Ich drehte vorsichtig am Türknauf.
Das Tor war abgeschlossen. Verdammter Mist!
    Ich sah mir
die Ziegelmauer an. Sie hatte die eine oder andere Lücke, was zum Design
gehörte. Ich holte tief Luft und quetschte die Spitze meines rechten Turnschuhs
in eine der Lücken, um mich hochzustemmen und über die Mauer zu kommen. Beim
ersten Mal funktionierte es nicht. Mein schwaches rechtes Bein war einfach
nicht kräftig genug. Also stützte ich mich mit dem linken Fuß ab, biss die
Zähne zusammen und versuchte es erneut. Diesmal bekam ich den Rand der Mauer
mit beiden Händen zu fassen. Ich zog mich hoch und schaffte es irgendwie, auf
die Mauer zu klettern. Ich war ganz in der Nähe des Tors. Da es sich in dem
Winkel befand, den Haus und Mauer bildeten, konnte man mich vom Wohnzimmer aus
nur sehen, wenn man sich unmittelbar vors Fenster stellte und hinaussah. Es war
dunkel, und dieser Teil des Gartens wurde nicht vom Wohnzimmerlicht beschienen.
Ich legte mich der Länge nach auf die schmale Mauer und verharrte regungslos in
dieser Position, während ich versuchte, meinen rasenden Puls zu beruhigen. Ich
atmete einmal tief durch, und dann noch einmal.
    Schließlich
riskierte ich es, mich so weit vorzubeugen, dass ich nach unten sehen konnte.
Schwer zu sagen, was sich genau unter mir befand, auf jeden Fall Pflanzen. Ich
würde mich wohl oder übel in irgendwelche Rosensträucher fallen lassen müssen,
das ließ sich leider nicht vermeiden.
    Wie sich
herausstellte, wurde ich bei der Landung mehr verletzt als die Rosen. Dicke
Dornen stachen mir schmerzhaft in den Oberschenkel, und ich war mir sicher,
meine Hose und die Haut darunter aufgerissen zu haben. Trotzdem durfte ich
keinen Mucks von mir geben. Ich biss mir auf die Unterlippe und kämpfte mich
aus dem Gebüsch heraus. Ich brauchte einen Moment, um mich wieder zu fangen.
Nachdem mein Oberschenkel aufgehört hatte zu zittern, verließ ich die weiche
Erde des Beets, stieg über die Ziegeleinfassung und betrat den Rasen. Der Boden
war noch feucht vom gestrigen Regen, und ich merkte, dass meine Hose und Schuhe
voller Schlamm waren. Geduckt lief ich zu dem großen Panoramafenster hinüber,
durch das helles Licht nach draußen fiel.
    Felicia
hatte mir Gott sei Dank den Rücken zugekehrt. Ihr Gesicht war Tolliver
zugewandt, der die Hände hoch hielt.
    Das gefiel
mir ganz und gar nicht.
    Denn das
bedeutete, dass Felicia eine Waffe in der Hand hatte.
    Was mir auch
nicht gefiel, war, dass Felicia von oben bis unten mit Blut bespritzt war. Sie
trug eine eierschalfarbene Hose und einen dunkelgrünen Pulli, und ihre Hose
wies dunkle Flecken auf - was ihr Pulli abgekriegt hatte, war schwer zu sagen.
    Die
Terrassentür neben dem großen Fenster ließ sich aufschieben, aber ich wusste
nicht, ob sie abgeschlossen war. Wenn Fred noch am Morgen im Garten gearbeitet
hatte, hatte er sie vielleicht aufgelassen. Oder aber er hatte sie automatisch
abgeschlossen, bevor er zu uns ins Hotel fuhr, um uns den Finderlohn zu
bringen.
    Vorsichtig
bewegte ich den Griff. Sie war verschlossen. Natürlich war sie verschlossen.
    »Warum liebt
er mich nicht?«, schrie Felicia dermaßen laut, dass ich sie durch die Scheibe
hören konnte. »Warum liebt er mich nicht, verdammt?«
    Sie sprach
nicht von ihrem Vater. Sie sprach natürlich von Joel. Alles drehte sich nur um
Joel.
    »Sie werden
dir die Schuld geben«, sagte sie. »Sie werden dir die Schuld daran geben, und
ich bekomme noch eine Chance.« Und dann hob sie die Waffe, die sie in der Hand
hielt.
    Selbst wenn
ich es irgendwie geschafft hätte, in das Zimmer zu kommen, wäre es zu spät
gewesen, denn Tolliver war Felicia schutzlos ausgeliefert. Blitzschnell wurde
mir klar, was ich tun musste. Ich zog einen Ziegel aus der Beeteinfassung und
klemmte ihn unter meinen Arm, während
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