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Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Titel: Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11
Autoren: Charlaine Harris
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Jay scheiden ließ...« Paul starrte auf den Teppich,
als berge er ein Geheimnis, das er unbedingt lüften müsse, »...da sind wir uns
nähergekommen.«
    »Du hattest
eine Affäre mit ihr«, sagte Sybil aufrichtig erstaunt. »Mit dieser ordinären
Alkoholschlampe! Und hast dann noch die Frechheit, mir ins Gesicht zu lügen!
Harvey hatte also doch recht.«
    Ich
riskierte einen Blick zu Tolliver, und wir sahen uns kurz an.
    »Ich wusste,
dass Dell eigentlich mein Sohn war«, sagte Paul. »Aber Teenie war ebenfalls
meine Tochter.«
    »Nein!«,
sagte Sybil kopfschüttelnd. »Nein.«
    »Doch«,
sagte er. Aber seine Augen begannen zu flackern und kehrten immer wieder zu der
Waffe zurück. Noch hielt Sybil sie fest in der Hand. Tolliver und ich waren von
Paul abgerückt, um aus der Schusslinie zu kommen. Aber jetzt fragte ich mich,
ob es nicht besser gewesen wäre, ihn zu überwältigen. Wahrscheinlich hätte ihm
Tolliver doch eins mit dem Glasapfel überziehen sollen, nur so zur Sicherheit.
Je länger Sybil mit ihm sprach, ohne zu schießen, desto mehr Mut schöpfte der
Anwalt.
    »Du hättest
es ihnen einfach sagen können«, sagte sie. »Du hättest es ihnen einfach sagen
können.«
    »Das habe
ich auch«, sagte er. »Am Tag, als sie starben. Ich hab's ihnen gesagt.« Seine
Stimme klang unsicher, so zittrig wie die von Sybil.
    »Du hast sie
umgebracht? Warum hast du deinen Sohn umgebracht, unseren Sohn?« Tränen
strömten über ihre Wangen, aber noch würde sie nicht zusammenbrechen. Ich hatte
recht gehabt. Sie war wirklich unerschütterlich.
    »Weil Teenie
schwanger war, du blöde Kuh!«, sagte er und flüchtete sich in ein angenehmeres
Gefühl, nämlich Wut. »Teenie war schwanger und wollte nichts von einer
Abtreibung wissen! Sie meinte, das sei falsch! Und dein Sohn, unser Sohn,
weigerte sich, sie dazu zu zwingen!«
    »Schwanger!
Oh mein Gott. Woher wusstest du das?«
    »Von mir.«
Eine zerzauste Neil stand in der Tür. Sie hielt einen Brieföffner in der Hand,
und ihre Handgelenke wiesen die gleichen roten Striemen auf wie die ihrer
Mutter. »Ich bin so was von blöd, Mama. Nachdem Dell mir von Teenies
Schwangerschaft erzählt hatte, machte ich mir solche Sorgen, dass ich Paul bat,
mit ihr zu reden, sie zu überreden, das Kind zur Adoption freizugeben. Mama,
Dell war doch noch viel zu jung, um zu heiraten, außerdem wollte ich nicht
Teenie Hopkins' Schwägerin sein. Und deshalb mussten sie sterben! Er hat sie
umgebracht, Mama, und das ist alles meine Schuld!«
    »Lass dir
das ja nie einreden, Mary Nell. Das ist alles seine Schuld.«
Sybil richtete die Waffe auf ihren langjährigen Liebhaber.
    Ich fand,
dass es ein Stück weit auch Sybils Fehler war, aber solange sie im Besitz einer
Waffe war, wollte ich dieses Thema lieber nicht anschneiden. Solange man mich
ignorierte, wollte ich einen möglichst großen Sicherheitsabstand zwischen mich
und Paul Edwards bringen, also schob ich mich unauffällig zum anderen Ende des
Sofas vor. Tolliver dagegen näherte sich den beiden Frauen, wobei er strikt
darauf achtete, nicht in die Schusslinie zwischen Sybil und Paul zu geraten.
    »Ja, es ist
meine Schuld«, stammelte Paul und sah sich suchend nach seiner Waffe um. Noch
gab sich Paul Edwards nicht geschlagen.
    »Sie sollten
ihn fesseln«, schlug Tolliver vor. »Rufen Sie die Polizei!«
    Nell ging
rückwärts durch die Tür, wahrscheinlich wollte sie in die Küche, um die Polizei
zu rufen. Aber Paul machte eine plötzliche Bewegung, und sie erstarrte.
    »Nein, keine
Polizei«, sagte Paul. »Mary Nell, ich bin auch dein Vater. Lass
mich nicht im Stich!«
    Die arme
Nell wäre kaum entsetzter gewesen, wenn er um ihre Hand angehalten hätte.
    »Nein«,
zischte Sybil. »Hör nicht auf ihn, Mary Nell. Das stimmt nicht!«
    »Sie hat
recht«, sagte ich leise. Aber niemand hörte auf mich. Mein Bruder und ich
hatten hier nichts zu melden. Wir waren nur unbeteiligte Zuschauer.
    »Hast du
meinen Dad auch irgendwie auf dem Gewissen?«, fragte sie Paul. »Meinen echten
Dad?«
    »Nein«,
sagte ich. »Dein Dad ist an einem Herzinfarkt gestorben, Nell. Wirklich.« Ich
sah keinen Grund, in dieser Situation die genauen Umstände seines Todes zu
erläutern.
    »Du... du...
Arschloch!«, sagte sie zu Paul Edwards.
    Ihre Mutter
öffnete den Mund, um Mary Nell zu ermahnen, besaß dann aber doch die
Geistesgegenwart, ihn wieder zu schließen.
    »Du hast
meinen Sohn umgebracht«, sagte Sybil stattdessen. »Du hast meinen Sohn
umgebracht. Du hast sein
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