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Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Titel: Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11
Autoren: Charlaine Harris
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sobald wir können.«
    »Nein, ich
muss Sie noch heute Abend sehen.«
    »Dann werden
Sie sich gedulden müssen.«
    Eine
verzweifelte Pause entstand. »Es ist wegen Mary Nell«, sagte Sybil
unvermittelt. »Es geht um ihren Verliebtheitswahn in Bezug auf Tolliver. Ich
muss dringend mit Ihnen beiden reden, und wenn Sie morgen abreisen, muss es
noch heute Abend sein. Mary Nell redet davon, sich umzubringen.«
    Ich hielt
das Handy ein Stück von meinem Ohr weg und starrte es an. Das klang nicht sehr
überzeugend. So wie ich Mary Nell Teague kannte, würde sie eher darüber
nachdenken, Tolliver zu kidnappen und ihn so lange mit ihrer Liebe zu
bombardieren, bis er sich geschlagen gab. »Gut, Sybil«, sagte ich skeptisch. »In
etwa einer Stunde sind wir da.«
    »Bitte so
bald es geht«, sagte sie hörbar erleichtert.
    Die
Kellnerin brachte unser Essen, und ich schilderte Tolliver die Unterhaltung,
die er größtenteils sowieso mitbekommen hatte.
    Er machte
ein langes Gesicht.
    Ich schrieb
mit der Gabel SO IO DA NO auf eine saubere Serviette und starrte darauf,
während ich gedankenverloren in meinem Salat herumstocherte. Ein Benehmen, das
in einem Restaurant am Arsch der Welt nicht weiter ungewöhnlich sein dürfte.
Ich versuchte mich in die Szene hineinzuversetzen. Also, Dick macht sich
Notizen, während er die Krankenakten seiner Familie vom letzten Jahr durchgeht,
um alles für die Steuererklärung vorzubereiten. Vier verschiedene
Buchstabenkombinationen. Vier Familienmitglieder.
    S könnte
Sybil sein, D Dell und N Mary Nell, weil Dick seine Tochter Nelly genannt
hatte. Aber wer war dann I? Ich starrte auf die Serviette und stellte mir vor,
Notizen zu mir und meiner Familie zu machen...
    Aber
natürlich! Das I stand für Ich!
    Ich ließ die
Gabel sinken.
    »Harper?«,
fragte Tolliver.
    »Blutgruppen«,
verkündete ich. »Meine Güte, bin ich blöd!«
    »Harper?«
    »Das sind
Blutgruppen, Tolliver. Dick Teague meinte, ›Ich habe Blutgruppe 0, Sybil hat
Blutgruppe 0, Mary Neil hat Blutgruppe 0, aber Dell hat Blutgruppe A.‹ Das hat
Sally Boxleitner in ihrem Schulbuch nachgeschlagen. Sie hatte sofort so einen
Verdacht, als sie den Zettel sah, den Dick neben den Krankenakten liegen gehabt
hatte, bevor er einen Herzinfarkt bekam. Dick hatte entdeckt, dass er nicht
Dells Vater sein konnte. Zweimal Blutgruppe 0 kann nicht Blutgruppe A ergeben.«
    »Dass man
deswegen einen Herzinfarkt bekommt, kann ich gut verstehen«, sagte Tolliver
langsam. Er ließ seine Gabel sinken und tupfte den Mund mit seiner Serviette
ab. »Aber warum wurden daraufhin Dell und Teenie erschossen?«
    »Ich
überlege noch«, sagte ich.
    Die
vierköpfige Familie war gegangen, ohne das Thema Schönheitswettbewerb
abschließend geklärt zu haben. Wetten, die Mutter würde sich durchsetzen? Das
ältere Paar aß gemütlich auf, zahlte langsam und wechselte im Gehen ein paar
freundliche Worte mit der Kellnerin. Der Mann las immer noch Zeitung und ließ
sich regelmäßig Kaffee nachschenken. Tolliver zahlte, während ich vor mich
hinstarrte und versuchte, hinter das Rätsel des Teagueschen Familiendramas zu
kommen.
    Gut, als
Nächstes war Hollis' Frau umgebracht worden. Sally hatte herausgefunden, dass
Dell nicht Dicks Sohn war. Wem würde sie davon erzählen? Wahrscheinlich eher
einer Frau.
    Ich nahm an,
ihrer Mutter. Aber da musste noch etwas anderes im Spiel sein...
    Wir saßen im
Auto und fuhren zurück nach Sarne, als ich Tolliver von meinen Überlegungen
erzählte. »Aber warum hat sie Hollis nichts gesagt?«, fragte er. »Eigentlich
ist es doch naheliegend, dass man so etwas seinem Mann erzählt.«
    »Hollis
meinte, dass sie nur ungern über ihre Familie sprach«, sagte ich. »Und Dells
familiäre Abstammung muss für sie ein ähnlich unangenehmes Thema gewesen sein.
Deshalb hat sich Sally ihrer Mutter anvertraut. Eher ihrer Mutter als Teenie,
da Sally ihrer Mutter näherstand. Außerdem hatte das Geheimnis mit Dell zu tun,
und Teenie hätte ihm sonst Bescheid gesagt.«
    »Und was ist
dann passiert?«, fragte Tolliver, so als wüsste ich bereits Bescheid.
    Ich
versuchte mir einen Reim darauf zu machen. »Helen«, murmelte ich. »Was tut
Helen? Was kümmert es sie, wessen Kind Dell ist?«
    Ja, was
kümmerte es sie?
    Angenommen,
Teenie und Dell wissen nichts davon. Und dann stirbt Sally. Sally stirbt,
weil... sie es weitererzählt hat. Weil sie es ihrer Mutter erzählt hat. Andererseits
erinnerte ich mich noch gut an Helens unermessliche Trauer. Ich konnte
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