Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Titel: Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens
Autoren: Fletcher Lyon Sprague & Pratt de Camp
Vom Netzwerk:
Ziegelmauer. Rundherum standen eine Reihe von Bänken und Tischen. Shea sah im Vorbeigehen mit Waffen behangene Wände — ein riesiges Schwert, fast so groß wie er selbst, ein halbes Dutzend kurzer Speere oder Spieße, deren schlanke Stahlspitzen im Licht der ringsum angebrachten Fackeln aufblitzten; ein Schild mit einem kompliziert gemusterten Metallüberzug und der Form eines Drachenkopfes ...
    Aber ihm war nur ein kurzer Blick vergönnt. Sverre hatte ihn beim Arm genommen und durch eine weitere Tür geführt; dann
    rief er: »Aud! Hallgerda! Dieser Fremde hier ist halb erfroren. Bereitet den Dampfraum vor. So, Fremder, und jetzt komm mit mir!«
    Durch einen Flur ging es in einen kleineren Raum, wo der vollbärtige Mann ihn aufforderte: »Zieh dir die nassen Sachen aus.
    Seltsame Kleidung trägst du. In meinem Leben habe ich noch nie so viele Knöpfe und Spangen gesehen. Wenn du einer der Söhne von Muspellheim bist, werde ich dich über Nacht beherbergen.
    Aber ich warne dich, denn morgen werden Männer nicht weit von hier sein, die dich lieber mit einem Schwert als einem Händedruck begrüßen würden.« Er musterte Shea einen Moment lang intensiv. »Bist du aus Muspellheim?«
    Shea wich aus: »Wie kommst du darauf?«
    »Du reist so weit im Norden in diesen leichten Kleidern. Die, die den roten Bären jagen ...« — er machte eine merkwürdige Handbewegung, als zeichne er einen Blitz in der Luft nach — »brauchen wärmende Häute ebenso wie starke Herzen.« Erneut widmete er Shea einen neugierigen Blick, als versuche er, ihm ein Geheimnis zu entlocken.
    Shea fragte: »Es ist Mai, nicht wahr? Ich weiß, ihr seid hier weit im Norden, aber dieser Kälteeinbruch müsste doch bald vorbei sein.«
    Sverre machte mit den Schultern eine Bewegung, die Verwirrung erkennen ließ. »Mag so sein, mag aber auch nicht so sein.
    Die Menschen sagen, das sei der Fimbulwinter. Wenn das so ist, wird es wohl kaum warm werden, bis das brüllende Hörn bläst und die Söhne des Wolfs von Osten geritten kommen, zu der Zeit.«
    Shea hätte gern eine Frage gestellt, aber Sverre hatte sich mürrisch abgewandt. Statt dessen entledigte er sich seiner klammen Unterhose. Als er sich umdrehte, bemerkte er, daß Sverre seine Armbanduhr in die Hand genommen hatte.
    »Das ist eine Uhr«, erklärte er freundlich.
    »Ein mächtiges Ding?« Sverre blickte ihn wieder an, und dann teilte ein verstehendes Lächeln den dichten Bart, als er sich aufs Knie schlug. »Natürlich. Ich hätte es wissen müssen. Du bist mit dem Wanderer hereingekommen. Du bist in Ordnung. Einer von diesen Beschwörern aus dem Süden.«
    Von irgendwoher holte er eine Decke hervor und schlug sie um Sheas nackte Gestalt. »Hier entlang!« ordnete er an. Shea folgte ihm durch mehrere Türen zu einem weiteren kleinen Raum, der so vom Qualm brennenden Holzes erfüllt war, daß Shea husten mußte. Er begann sich die Augen zu reiben und bekam gerade noch rechtzeitig einen Zipfel der Decke zu fassen.
    Zwei Mädchen standen neben der Tür, keine von ihnen auch nur im entferntesten wie die irischen Maiden, die zu treffen er erwartet hatte. Beide waren blond, apfelbäckig und ausgesprochen breit gebaut. Sie erinnerten ihn auf unangenehme Weise an Gertrude Mugler.
    Sverre stellte sie vor: »Das hier ist meine Tochter Aud. Sie ist ein Schildmädchen; kann sich sogar mit Polarbären messen.«
    Shea stimmte mit einem Blick auf das stämmige Mädchen stillschweigend zu. »Und das ist Hallgerda. In Ordnung, jetzt kannst du rein. Das Wasser ist zum Aufguss bereit.«
    In der Mitte des kleinen Raums war ein kleiner, in den Boden eingelassener Ofen. Auf das brennende Feuer waren viele Steine, etwa so groß wie Kartoffeln, gelegt worden. Zwei mit Wasser gefüllte Holzeimer standen neben dem Ofen.
    Die Mädchen gingen hinaus und schlössen die Tür hinter sich.
    Shea nahm einen der Eimer und hatte das seltsame Gefühl, das alles schon einmal erlebt zu haben — »Es muß sich um eine automatische Anpassung der Gedanken an die Struktur dieser Welt handeln«, sagte er zu sich selbst. Er schüttete das Wasser schnell über das Feuer und leerte dann auch den zweiten Eimer. Zischend füllte sich der Raum mit Wasserdampf.
    Shea blieb dort stehen, solange er konnte, dann, nach etwa einer Minute, tastete er blind nach der Tür und taumelte keuchend hinaus. Im selben Moment traf ihn eine Eimerladung eisigen Wassers. Als er mit den Händen durch die Luft fuhr und erstickte Laute von sich gab, traf ihn eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher