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Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Titel: Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens
Autoren: Fletcher Lyon Sprague & Pratt de Camp
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zweite Eimerladung auf die Brust. Er schluckte und brachte würgend hervor: »Glup... aufhören ... das reicht!«
    Irgendwo in dieser Wasserwelt kicherten einige Mädchen.
    Erst als sein Blick sich klärte, erkannte er, daß sie ihn überschüttet hatten, und daß er ohne die schützende Decke zwischen ihnen stand.
    Sein erster Gedanke war, sich in den Dampfraum zurückzuziehen. Aber eins der beiden Mädchen hielt ihm ein Handtuch entgegen, das anzunehmen ein Gebot der Höflichkeit schien. Sverre näherte sich unbeeindruckt mit einem Krug. Nun denn, dachte er, wenn sie es ertragen können, kann ich es auch. Nach dem ersten schrecklichen Augenblick erkannte er, daß seine Verlegenheit gewichen war. Er trocknete sich ruhig ab, während Sverre ihm den Krug hinhielt. Das klinische Interesse der Mädchen an Sheas Körper erinnerte ihn mehr denn je an Gertrude.
    »Heißer Met«, erklärte Sverre. »Etwas, das du unten im Süden nicht kriegst. Aud, hol dem Fremden die Decke. Wir wollen doch nicht, daß er eine Erkältung bekommt.«
    Shea nahm einen Schluck von dem Met; er schmeckte ein wenig nach Bier und ein wenig nach Honig. Die klebrige Süße des Getränks blieb ihm im ersten Moment in der Kehle stecken, doch er fürchtete sich mehr davor, vor diesen Leuten das Gesicht zu verlieren, als vor eventueller Übelkeit. Tapfer schluckte er, und nach dem ersten Zug war es gar nicht so schlecht. Er begann sich beinahe menschlich zu fühlen.
    »Wie heißt du, Fremder?« erkundigte sich Sverre.
    Shea dachte eine Weile nach. Diese Menschen verwendeten wahrscheinlich keine Familiennamen. Also sagte er einfach: »Harold.«
    »Hmm?«
    Shea wiederholte den Namen, diesmal deutlicher. »Oh«, sagte Svere, »Harold.« Es klang fast wie »hold«.
    Bis auf seine Stiefel wieder bekleidet, nahm Shea auf der Bank Platz, die Sverre ihm anwies. Während er auf das Essen wartete, blickte er sich in dem Raum um. Neben ihm saß ein riesenhafter Mann mit rotem Bart und roten Haaren, dessen Erscheinung Shea spontan an Sverres Satz über den »roten Bären« erinnerte.
    Sein dunkelroter Umhang war geöffnet und gab den Blick frei auf einen Gürtel mit goldenen Einlegearbeiten darauf. Einen Platz weiter saß ein weiterer Rotschopf von agilerer Art; schmal und fuchsgesichtig, mit raschen, beweglichen Augen. Hinter dem Fuchsgesicht ein blonder junger Mann von etwa Sheas Größe und Statur; er trug einen dünnen goldenen Flaum auf dem Gesicht.
    In der Mitte der Bank ragten zwei Säulen aus schwarzem Holz vom Boden zur Decke, und zwar so nahe am Tisch, daß sie fast einen Sitzplatz versperrten. Dort saß jetzt der graubärtige einäugige Mann, dem Shea von der Straße gefolgt war. Sein Schlapphut lag vor ihm auf dem Tisch, und der Graubart lehnte sich um eine der Säulen, um mit einem anderen hochgewachsenen blonden Mann zu sprechen — einem stämmigen Burschen, dessen Gesicht einen Ausdruck ständiger guter Laune trug, überlagert von Kummer. Neben ihm lehnte eine leere Scheide am Tisch, die ein Schwert von der Größe, wie Shea es an der Wand bemerkt hatte, aufnehmen konnte.
    Der über den Tisch schweifende Blick des Forschers traf die Augen des schlanken Jünglings. Dieser nickte ihm zu, stand auf und kam mit einem schüchternen Grinsen um den Tisch herum.
    »Möchtest du einen Tischnachbarn haben?« fragte er. »Du weißt wie es ist, wie Hävamäl sagt:
    Kummer verzehrt dein Herz Wenn du nicht Dein Denken Einem Nächsten mitteilen kannst.«
    Er rezitierte die Zeilen halb singend und betonte die Stabreime auf eine Weise, die den reimlosen Vers auf merkwürdige Weise anziehend klingen ließ. Er nickte bedächtig und fuhr nach einer Pause fort: »Mir würde es, wenn die Z«? kommt, sehr helfen, zu einem offenherzigen Menschen zu sprechen. Mir macht es nichts aus zuzugeben, daß ich mich fürchte. Mein Name ist Thjalfi.«
     
    »Meiner ist Harold«, sagte Shea und sprach es so aus wie Sverre.
    »Du bist mit dem Wanderer gekommen, nicht wahr? Bist du einer dieser fremdländischen Beschwörer?«
    Es war das zweite Mal, daß Shea mit dieser Vermutung konfrontiert wurde.
    »Ich weiß nicht, was ein Beschwörer ist, aufrichtig«, sagte er, »und ich bin nicht mit dem Wanderer gekommen. Ich habe mich nur verlaufen und bin ihm hierher gefolgt, und seitdem versuche ich herauszufinden, wo ich bin.«
    Thjalfi lachte, dann nahm er einen tiefen Schluck Met. Als Shea sich wunderte, was es da zu lachen gab, sagte der junge Mann: »Ich wollte dich nicht beleidigen,
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