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Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens

Titel: Harold Shea 01 - An den Feuern des Nordens
Autoren: Fletcher Lyon Sprague & Pratt de Camp
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scheint, Ihre Hypothese macht die Versetzung in die Zukunft möglich. Dann müßten wir Naturgesetze, die noch nicht entdeckt, und Erfindungen, die noch nicht gemacht sind, erkennen. Aber die Zukunft wüßte natürlich über unsere Methode der Versetzung Bescheid. Deshalb könnten wir mit einer vollständigen Liste aller neuen Erfindungen in die Gegenwart zurückkehren. Diese Erfindungen, in die Gegenwart katapultiert, würden die Zukunft vorwegnehmen und sie dadurch verändern.«
    »Sehr einfallsreich, Walter«, sagte Chalmers.
    »Aber ich fürchte, Sie übersehen etwas. Man könnte in der Tat die Versetzung in eine Zukunft zustande bringen, aber es wäre nicht zwingend die Zukunft, die tatsächliche Zukunft unserer empirisch-positivistischen Welt. Ein geistiger Bezugsrahmen ist dazu nötig.
    Das heißt, wir brauchen eine vollständige Zusammenstellung der Strukturen der physikalischen Welt, Strukturen, welche die vom Verstand empfangenen Eindrücke bestimmen. Die Strukturen der Zukunft werden das Produkt zahlreicher Faktoren sein, die uns unbekannt sind. Das heißt. . .«
    »Verstehe«, sagte Shea. »Der Bezugsrahmen für die tatsächliche Zukunft besteht noch nicht, wohingegen die Bezugsrahmen aller vergangenen Welten festliegen.«
    »Exakt. Ich würde sogar noch weitergehen. Versetzung in jede Welt, welche eine festliegende Struktur besitzt, ist möglich, aber eben ausschließlich in solche Welten. Das heißt, man könnte Zu-tritt zu jeder von H. G. Wells' zahlreichen Zukunftswelten finden. Wir wählen nur eine Reihe grundlegender Voraussetzungen aus. Im Fall der tatsächlichen Zukunft kennen wir aber die Voraussetzungen nicht.
    Aber die spekulative Extrapolation aus unserem dürftigen Bestand an Tatsachen hat uns bereits...ääh...halbwegs ins Wolkenkuckucksland gebracht. Kehren wir also in unsere Zeit und unsere Welt zurück und widmen wir uns der Entwicklung einer experimentellen Technik, mit der wir die Probleme der Paraphysik in Angriff nehmen können.
    Um ein Vehikel für die Versetzung von einer Welt zur anderen zu ersinnen, stehen wir vor der mühseligen Aufgabe, von dem Bild einer Welt wie beispielsweise der der Ilias deren grundlegende Voraussetzungen auszufiltern und diese in logischer Form zu formulieren .. .«
    Shea unterbrach: »Mit anderen Worten: ein Syllogismobil zu bauen?«
    Einen Moment lang wirkte Chalmers' Blick gequält, dann lachte er. »Eine sehr anschauliche Art, es auszudrücken, Harold.
    Sie verschwenden Ihr Talent, wie ich schon wiederholt betont habe, indem Sie nicht mehr publizieren. Ich rege allerdings an, daß der Begriff >Syllogismobil< auf die derzeitige Diskussion unter uns Mitgliedern des Garaden-Instituts beschränkt bleibt.
    Wenn die Zeit reif ist, unsere psychologischen Kollegen mit der Bedeutung der Paraphysik zu beeindrucken, wird eine etwas ernsthaftere Ausdrucksform wünschenswert sein.«
    Harold Shea lag auf seinem Bett, rauchte und dachte nach. Er rauchte teure englische Zigaretten; nicht etwa, weil er sie besonders mochte, sondern weil es Bestandteil seines fiktiven Verhaltensmusters war, irgendetwas Ungewöhnliches zu rauchen. Er dachte über Chalmers' Lehrstunde nach.
    Ohne Zweifel würde es, wie Chalmers gewarnt hatte, gefährlich sein. Aber Shea verzweifelte an der Langeweile des Lebens.
    Chalmers war fähig, aber verbohrt; wenn Brillanz und Stupidität in einer Persönlichkeit kombiniert werden konnten, dann kombinierte Reed Chalmers diese Eigenschaften. Während alle drei Mitglieder theoretisch Forscher waren, sammelten in der Praxis die beiden Untergebenen ausschließlich Fakten und überließen dem gelehrten Doktor das Vergnügen, sie zu ordnen und aus ihnen generelle Schlüsse zu ziehen.
    Natürlich, dachte Shea, machten ihm seine kleinen Verspieltheiten Spaß, aber sie waren nur ein dürftiger Ersatz für wirklich aufregende Dinge. Er trug seine neuen Reithosen und die Stiefel gern, aber zu reiten war eine qualvolle Erfahrung gewesen. Es hatte auch gar nichts von jenem eingebildeten Kitzel, inmitten einer Kavallerieattacke zu reiten, den er sich halb unbewußt davon versprochen hatte. Alles, was ihm widerfuhr, war, daß seine Bekannten ihn für einen Spinner hielten. Sollten sie; ihm war's egal.
    Aber er war ein zu guter Psychologe, um sich selbst lange Zeit oder vollständig zu betrügen. Ihm war es nicht egal. Er wollte Eindruck machen, aber er war einer dieser unglückseligen Menschen, die eine Methode wählten, welche das Gegenteil dessen erzeugt, was
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