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Titel: Hardware
Autoren: Walter Jon Williams
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Tagesdecke.
     Cowboy liegt auf dem Bett und summt "Face Riders in the Sky" vor sich hin, während er sich einen Video-Bericht über die Tempel-Krise anschaut. Die dramatische Situation ist vorbei, sagt der Reporter. Die Aktienkurse steigen vorsichtig. Der orbitale Sowjet hat sein Vertrauen in Roons Verwaltung erklärt. Das neue Direktorat hat Couceiro nach Afrika geschickt, so daß er schließlich doch mit dem Planeten in Berührung gekommen ist, der für ihn nur eine blauweiße Kugel war, die ihm den Ausblick auf das monochrome, luftlose Universum verunreinigt hat. _Viel Spaß bei den Zwangsvollstreckungen in Ghana_, denkt Cowboy. Er greift nach seinem Whisky und nippt daran, dann stellt er das Glas auf den Gipsverband an seinem Arm.
     Er dreht sich um, als die Tür aufgeht, sieht Sarah hereinkommen und spürt eine Welle von Wüstenhitze auf dem Gesicht, als er an ihr vorbei durch die Tür auf braunes, steiniges Gelände schaut, das sich bis nach Kalifornien erstreckt und sich in einem spurlos blauen Himmel verliert.
     Sarah macht die Tür hinter sich zu. Sie hat eine Mütze mit langer Kappe auf und trägt Jeans sowie ein reflektierendes, langärmeliges Hemd. "Du bist wach", sagt sie.
     "Jawoll." Er greift nach der Whiskyflasche. "Trinkst du einen mit?"
     "Zu früh." Sie zieht die Mütze ab, wirft sie auf den schlachtschiffgrauen Küchentisch und schüttelt die Haare frei. "Der Dodger will dich nachher sehen. Geschäftlich. Und seine Frau kommt später am Nachmittag hergeflogen."
     Sie setzt sich neben ihn auf die Matratze. Er schaltet das Video aus und rückt ein Stück, um ihr Platz zu machen. Der Schmerz in seinem abgeschürften Bein läßt ihn zusammenzucken. Sarah legt ihm einen Arm um die Schultern. Er lehnt sich in ihre Wärme zurück.
     "Hier gibt's Pferde", sagt sie. "Ich hab' nie reiten gelernt."
     "Kann ich dir beibringen." Er betrachtet ihr Profil: die Stupsnase und die parabolische Perfektion der Lippen, die dunkle Haut, die sich im weichen, dunstigen Licht eines Fensters hinter ihr abzeichnet. Sie wendet sich ihm zu. "Der gebrochene Arm wird nicht... ?"
     "Nicht sehr. Nein."
     Sie sind auf einer verwitterten alten Ferienranch in Nevada, die von der Flash Force als Unterstützungsbasis auserkoren ist. Drittmänner und Panzerboys aus dem Westen werden nächste Woche in der Absicht hierherkommen, Frieden zu schließen. Cunningham ist tot, und Tempel hat seine Unterstützung zurückgezogen, und auf einmal zappeln Tempels Drittmänner im Dunkeln, umringt von Feinden mit gewetzten Messern.
     Die Drittmänner werden mit dem Dodger reden. Die Panzerboys haben vor, mit Cowboy zu sprechen. Sein Plan einer Panzerboy-Vereinigung scheint Gestalt anzunehmen. Vielleicht kann sie den Frieden erhalten, wenn Drittmänner, die ihren Nachbarn Kummer machen, plötzlich feststellen, daß sie ihre Waren nicht mehr nach Osten transportiert bekommen.
     Die Stimme klingt nicht richtig. Sie zittert irgendwie; vielleicht ist es ein Echo - als ob zwei Stimmen sprechen würden, die nicht vollständig synchron sind.
     "Reno?" sagt Cowboy. "Bist du okay?"
     "Ich bin hier im großen Kristall, Cowboy. Mein Gott, was für Pläne diese Leute haben! Sie haben die nächsten tausend Jahre in der Tasche... aber etwas daran ist komisch. Sie wissen, welche Gestalt die Zukunft annehmen soll, aber sie wissen nicht, was _sie selbst_ sein wollen. Sie sind hier oben, und sie finden sich nicht mehr zurecht. Früher hat ihr Gehorsam der Erde gegenüber ihnen einen Sinn gegeben, und dann ihr Kampf dagegen, aber jetzt wissen sie nicht, was sie tun sollen. Ihre Strukturen verwirren sich zu sehr. Sie haben ihre Unabhängigkeit, aber sie wissen nicht, was sie damit anfangen sollen, und sie sind auf der Suche nach etwas, das ihr einen Sinn gibt. Manche streben nach Dominanz - über den Planeten, über einander... Weißt du eigentlich, daß sie hier oben Nervengas lagern? Falls andere Blöcke sie angreifen? So verrückt sind sie. Manche haben sich in Träume von mehr und besserer Hardware verrannt - als ob die Maschinen, die sie erschaffen, ihnen die Definition geben könnten, die ihnen fehlt. Die anderen sind damit zufrieden, zu der Struktur zu gehören, in ihrer Form von der eigenen, gemeinsamen ökologischen Nische bestimmt zu werden. Sie sind damit zufrieden, von anderen programmiert zu werden.
     Sie sind Vampire, Cowboy. Sie saugen der Erde das Blut aus, weil sie das am Leben erhält, aber sie wissen nicht, _wozu_ sie leben."
     "Meine
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