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Titel: Hardware
Autoren: Walter Jon Williams
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Schirm sinkt zusammen und drapiert sich über einen Joshuabaum. Die heiße Wüstenluft verbrennt ihm bei jedem Atemzug die Kehle. Der Schmerz schreit beharrlich auf ihn ein. Er weiß, daß er sich ein paar Rippen gebrochen hat, wahrscheinlich beim Kampf mit dem _Pony Express_, als der Laser seine Computer verbrannt hatte, und sein linker Unterarm ist anscheinend nicht richtig mit aus dem Cockpit gekommen, als er sich hinausgeschleudert hat, und hängt jetzt zerfetzt und blutig herunter.
     Belustigung steigt in ihm hoch, und er lacht; dann wird das Lachen zu einem Husten und er spürt, wie etwas in ihm zerbricht. Er hat den Geschmack von Blut im Mund. Er dreht den Kopf, um auszuspucken, und etwas rinnt ihm übers Gesicht.
     Cowboy drückt auf den Zentralverschluß und befreit sich von dem Fallschirm. Dann nimmt er den Helm ab und zieht die toten Stecker aus seinem Schädel. Er rollt sich vorsichtig auf die Seite und versucht, auf die Beine zu kommen. Es gelingt ihm nicht; er spuckt Blut, versucht es noch einmal und schafft es. Sein linkes Bein ist beim Aussteigen am Kanzeldach entlanggeschabt und fühlt sich an, als ob es eine Menge Haut verloren hätte, aber es scheint nicht gebrochen zu sein. Er macht ein paar Schritte und lacht erneut, dann krümmt er sich zusammen, als ihn der Husten schüttelt, und Blut füllt seinen Mund. Er hustet es aus und strafft dann trotzig die Schultern.
     Er ist auf einer felsigen Anhöhe gelandet, von der aus man auf eine zweispurige Wüstenpiste hinabschauen kann. Eine Meile entfernt steigt eine Rauchsäule auf, wo der _Pony Express_ heruntergekommen ist, nachdem es ihn im Kampf mit der Luft in Stücke gerissen hat. Eine andere, größere Säule, steht weiter im Norden, wo das Wrack der _Argosy_ liegt, untrennbar mit der Delta verschmolzen.
     Ein zweifacher Überschallknall dröhnt durch die Luft, und Cowboy sieht das Infrarotsignal der beiden Fregatten, die nach Edwards abdrehen. Cowboy streckt ihnen den Mittelfinger hinterher und grinst. "Ihr habt verloren, ihr Scheißkerle!" Er lacht gackernd und beginnt den Hang hinabzuhumpeln.
     Von der Piste unten kommt ein grollender, wimmernder Lärm, und Cowboy lehnt sich an einen kochend heißen Felsen und wartet. Es ist ein verchromtes Turbinen-Trike, das herankommt, um sich das Wrack näher anzusehen. Cowboy greift nach der Pistole in seinem Halfter und feuert ein paar Schüsse in die Luft. Der Kopf der Fahrerin dreht sich und reagiert mit einem Nicken auf sein Winken. Das Trike fährt von der Piste ab und hält, und die Fahrerin steigt den Hang herauf.
     Es ist eine dunkelhäutige Frau mit rasiertem Kopf, eine Art Bodybuilderin, deren Muskeln durch Hormone vergrößert und geformt sind. Ihre Brüste sind auf der ausgedehnten Fläche ihres Brustkastens so unerheblich wie zwei Flöhe. Sie trägt ein Bikini-Netzoberteil aus reflektierendem Metall und eine weite, reflektierende Turnhose. Weiche Mokassins sind über ihren Knöcheln zugeschnürt. Cowboy sieht Sommersprossen auf ihren Schultern, tief unter der dunklen Haut, und eine Halskette aus den gebleichten Schädeln von Klapperschlangen. Sie blickt ihn mit meergrünen Augen an.
     "Du siehst ja übel aus, Grenzgänger."
     Cowboy langt in seine Tasche und holt eine halbe Unze Gold heraus. "Du kannst dir noch so ein Stück verdienen, wenn du mich nach Boulder City bringst", sagt er. "Und ich will nicht in irgendwelche Zollkontrollen an der Grenze zur Freizone geraten."
     Sie nickt. "Schon recht. Aber ich glaub' nicht, daß du so weit kommst, nicht auf Wüstenpisten."
     "Das ist nicht dein Problem."
     "Hast du irgendwo einen Verbandskasten?"
     Cowboy deutet mit einem Kopfnicken den Hang hinauf. "Ja. Bei meinem Fallschirm."
     Wortlos steigt sie zum Fallschirm hinauf, zerrt ihn von dem Joshuabaum und beschwert ihn mit Steinen. Sie macht den Verbandskasten los und bringt ihn herunter.
     Cowboy hat sich hingesetzt, als sie zurückkommt. Die Waffe hängt schlaff in seiner Hand. Sie nimmt sie ihm ab und steckt sie wieder ins Halfter. Er wird fast bewußtlos vor Schmerz, als sie ihm das Oberteil seines G-Anzugs auszieht. Sie wischt etwas Blut ab, desinfiziert die Wunde, verklebt seine Rippen und bindet ihm den gebrochenen Arm in eine Schlinge. Dann schießt sie ihm Endorphin in den rechten Bizeps, und die Droge schiebt sich gnädig wispernd zwischen seine Schmerzrezeptoren und seine gut funktionierenden, aufgerüsteten Nerven. Er macht so rasch schlapp, daß sie ihm den Hang hinabhelfen
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