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Titel: Hardware
Autoren: Walter Jon Williams
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muß, um ihn auf ihr Motorrad zu bekommen. Als er hinter ihr aufsteigt, bemerkt er drei frisch getötete Klapperschlangen, die über dem Lenker hängen.
     Im Norden hört er Sirenen, und auf der Piste wallt eine Woge aus Staub hoch und kommt nähert. Sie lenkt das Trike von der Straße und fährt langsam querfeldein, um keine Staubwolke aufzuwirbeln. Seine Rippen überstehen das Geholper besser, als er gedacht hat.
     Das besetzte Kalifornien erstreckt sich nach Osten bis Beacon Station. Das Trike schlängelt sich über Wüstenpisten und auf Bergkämme und fährt schnell durch ein trockenes Seebett. Cowboy lehnt seinen Kopf an die Stütze zurück und döst ein. Das Endorphin murmelt in seinem Geist. Das Trike gelangt auf die Schnellstraße östlich von Silver Lake, und das Fahren wird leichter. Die Turbine heult. Cowboy beobachtet, wie die kraftvollen Schultermuskeln der Fahrerin arbeiten, während sie Schlaglöchern ausweicht. Die toten Schlangen flattern im Wind. Wieder steigt Belustigung in ihm hoch.
     "He, Lady. Du fährst in die Legende, weißt du das?"
     Sie wirft ihm einen gleichgültigen Blick über die Schulter zu. "Ich glaube, diese Legende ist dein eigenes Ding, Mann."
     "Ich wünschte, ich könnte die Schlagzeilen sehen."
     "Ich wünschte, ich könnte die andere Hälfte von diesem Gold sehen. Das wird jetzt aber auch nicht passieren, glaub' ich."
     Er lacht, hustet und lacht erneut. "Du erinnerst mich an jemand."
     "Soll ich mich jetzt freuen?"
     Er lacht wieder und leckt sich die trockenen Lippen. "Hast du Wasser?"
     Sie reicht ihm eine Spritzflasche aus Plastik. Er füllt sich den Mund, spuckt das Wasser zur Seite, läßt sich den Mund erneut vollaufen und schluckt es hinunter. Er gibt ihr die Spritzflasche zurück, und sie klemmt sie an dem Trike fest. Cowboy lehnt sich zurück und schließt von neuem die Augen. Auf dem schleudernden Trike fühlt er sich wie auf der Achterbahn. Die untergehende Sonne leckt ihm über den Nacken.
     Mit geschlossenen Augen spürt er noch den Schub der Nachbrenner, hört das Singen der Raketen in seinem Kristall und fühlt, wie der _Pony Express_ in seinen Nerven und seinen Adern lebt. Jetzt ist er tot, ein Wrack auf dem Wüstenboden. Die letzte funktionsfähige Delta, die letzte, die man nicht kannibalisch ausgeweidet hat, um die reizlosen, von Cowboy verabscheuten Panzer herzustellen. Jetzt, wo er für kurze Zeit wieder ein Flieger gewesen ist, hat er mehr Grund denn je, sie zu hassen.
     Das Endorphin beschwört leuchtende Bilder hinter seinen geschlossenen Augen herauf, Bilder von grünen Displays, die tief in seinem Geist glimmen; den Anblick von silbernen Raketenflossen, die sich vor dem Himmel drehen; die immer größer werdende _Argosy_, während er in hohem Bogen nach oben schießt, um sie abzufangen... das Bild der Zerstörung, das die Kanzelhaube erfüllt; die näherrückende Vernichtung, die Kristall und Interface verlangen... der dunkle Keil, der den stahlblauen Himmel auslöscht; das gelungene Abfangmanöver, der Beweis seiner Hingabe an das Leben bei Lichtgeschwindigkeit... der letzte Aufprall, der ihm einen Platz im Himmel garantiert, sein letztes triumphierendes Grinsen, das sich zum Lächeln eines Totenschädels strafft...
     Cowboy schlägt die Augen auf und holt tief Luft. Der Schrei zittert in seiner Kehle. Er kommt nicht heraus. Furcht dopplert durch seine aktivierten Nerven. Das Motorradmädchen fährt im Zickzack über den nächtlichen Asphalt, zwischen Schlaglöchern hindurch, die von ihrem Scheinwerfer aus der Dunkelheit gerissen werden. "Scheiße", entfährt es Cowboy. Er befiehlt seinen Nerven, sich wieder zu beruhigen.
     "Hast du was gesagt, Grenzgänger?"
     Er starrt auf ihr Halsband aus Schädeln. Die vorgewölbten Augenhöhlen der Klapperschlangen glotzen ihn an. Die Augen seiner geliebten Herrin Tod, deren kühle und dunkle Lippen die seinen am Himmel gestreift haben. Ein Zittern durchläuft ihn. "Nicht viel", sagt er. "Hab' ich mir gedacht."
     "Kann ich noch ein bißchen Wasser haben?"
     Diesmal trinkt er die halbe Spritzflasche aus, bevor er sie zurückgibt. Seine unversehrte Hand zittert so sehr, daß er sie beinahe fallen läßt. Tief in seiner Brust lauert der Schmerz, und die Wirkung der Endorphine läßt bereits nach.
     "Werden deine Leute dich vermissen?" fragt er.
     Ein heftiges Achselzucken. "Meine Schwestern werden mich vermissen, wenn sie mich vermissen."
     "Haben die alle solche Muskeln wie du?"
     "Deshalb
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