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Hannes - Falk, R: Hannes

Hannes - Falk, R: Hannes

Titel: Hannes - Falk, R: Hannes
Autoren: Rita Falk
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Da sind sie mir aber genau richtig gekommen. Ich hab ihnen nämlich erzählt von deinen Fortschritten, und dass wir durch die Gänge gefahren sind und dass dein Kopf fast nicht mehr wackelt und du nach meinen Händen greifen kannst. Das alles hab ich ihnen erzählt, Hannes. Und dann hab ich gesagt: »Und vermutlich wär er noch viel weiter, wenn ihr auch mal euren Arsch hochkriegen und ihn bei seinen Fortschritten unterstützen würdet. Denkt ihr denn, der Hannes merkt das nicht, dass ihr nicht mehr an ihn glaubt? Dass im Grunde überhaupt niemand mehr an ihn glaubt?«
    Dann ist der Wirt an den Tresen gekommen und hat gesagt, ich soll aufhören zu schreien. Schließlich wär heut Weihnachten und da soll’s halt ruhig abgehen. Ja.
    Wir waren danach alle auch ziemlich ruhig und haben ’ne Weile gar nix gesagt. Sind nur rumgesessen und haben Bier getrunken. Irgendwann hat der Brenninger aber gesagt, wir sollten mal zu dir reinfahren. Wir sollten dich da am Heiligabend nicht so allein rumdümpeln lassen. Und das haben wir dann getan. Wir haben unser Bier stehen lassen und sind zu dir gefahren, mein Freund. Sind zuerst ins Schwesternzimmer, um Bescheid zu geben, und danach sind wir zu dir rein.
    Irgendjemand hat dir eine Lichterkette über dein Bettgestellgehängt und du hast die bunten Birnen angeguckt. Aus deinem Radio klang leise Weihnachtsmusik und du hast die Glühbirnen bestaunt. Hast dann langsam deinen Kopf zur Tür gedreht und hast gelacht, mein Freund. Du hast gelacht, so richtig mit Tönen, das hat sich gar nicht schön angehört, etwas gurrend oder glucksend, und doch klang es in meinen Ohren fantastisch. Wir haben uns auf deine Bettkante gesetzt und haben dir Geschichten erzählt, alle möglichen, und du bist von Gesicht zu Gesicht gewandert und hast gegluckst. Die bunten Farben der Lichter malten komische Schatten in dein blasses Gesicht, dein Mund gab komische Laute von sich und wir Jungs erzählten komische Geschichten. Und du hast dich gefreut. Irgendwann sind wir eingeschlafen. Und als am Morgen die Schwester ins Zimmer kam und zu dir sagte: »Sind Ihre Freunde denn immer noch hier, Hannes?«, hast du mit dem Kopf genickt.
    Mittwoch, 27.12.
    Bin gerade vom Starnberger See zurück und werde dir nun von dem Ausflug berichten. Die Walrika und ich sind eben gestern Nachmittag zum Flori gefahren, wurden dort von ihm ganz herzlich empfangen und zuallererst einmal durch den Garten geführt, der all meine Erwartungen aufs Neue übertroffen hat. Danach hat er uns die Gästezimmer zugewiesen, die wie alles im Haus einfach erstklassig sind. Der Junge hat zwar kaum ein Wort gesprochen, man konnte aber an seinem ganzen Verhalten deutlich erkennen, dass es ihm gut geht. Der Herr Stemmerle war da und hatte sich den Abend füruns freigehalten. Und auch die Marina war da. Sie hat unglaublich toll ausgesehen in dem schwarzen Kleid und war ausgesprochen gut drauf. Sie hatte mit ihrer Tochter lauter leckere Sachen gekocht, in drei Gängen, und dazu gab’s Wein und hinterher Früchte.
    Nach dem Essen sind wir mit ein paar Fackeln durch den verschneiten Garten zum See runter und haben für die Jasmin und die Frau Stemmerle eine Gedenkminute eingelegt. Der Herr Stemmerle hat zwei Schwimmkerzen angezündet und in den See hinausgeschubst. Sie sind ganz langsam fortgetrieben und schließlich in der Nacht verschwunden. Im Anschluss gab’s Kaffee und Plätzchen am offenen Feuer und den einen oder anderen Cognac allererster Güte. Die Walrika ist dann bald ins Bett, weil sie ja morgens um vier ihre Gebetsstunde hat. Wir anderen sind noch ein Weilchen gesessen und die Zina hat erzählt, dass sie nun in der Gegend in einigen Häusern putzt und dass sich das Gärtnertalent vom Flori dort ziemlich schnell herumgesprochen hat. Davon könnten sie im Moment ganz gut leben. Der Herr Stemmerle hat gesagt, dass er froh ist, wieder würdige Bewohner in seinem Elternhaus zu wissen. Und die beiden könnten dort bleiben, bis seine Tochter mal eigene Pläne hat. Dann sind auch die anderen ins Bett gegangen. Geblieben sind nur die Marina und ich. Und zugegebenermaßen bin ich nach einer rattenscharfen Nacht an ihrer Seite am Morgen aufgewacht. Irgendwie glaub ich, ich steh auf reifere Frauen, Hannes. Egal. Jedenfalls war dieser Ausflug in jedem Punkt vollkommen und allemal eine Wiederholung wert.
    Freitag, 29.12.
    Servus Hannes,
    wir beide haben heute wieder einen kleinen Streifzug durch die aufregenden Gänge des Krankenhauses gemacht, nicht
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