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Hannes - Falk, R: Hannes

Hannes - Falk, R: Hannes

Titel: Hannes - Falk, R: Hannes
Autoren: Rita Falk
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einmal in den Butler James verwandelt. Hab den Frack angezogen und die dämliche Perücke aufgesetzt. Die Walrika war bereits fertig und hatte über ihrer Kutte (auf die sie niemals verzichten würde) ein echt altmodisches Abendkleid. Das hat die Kutte zwar komplett verdeckt, ließ die Walrika aber unglaublich dick aussehen. Auf ihren Schleier hat sie tatsächlich verzichtet, und stattdessen trug sie ebenfalls eine Perücke, die einer Miss Sophie allemal gerecht wurde. Trotzdem sah sie zum Totlachen aus. Ich nicht weniger, ganz klar. Und als es dann endlich losging und wir die Stufen vom Obergeschoss herunterschritten, haben die Insassen erst mal so gelacht, dass wir mit dem Beginn der Vorstellung warten mussten. Wir standen also eine Weile ziemlich doof rum, was sie keinesfalls beruhigt hat. Irgendwann ging’s aber endlich los, und ich muss schon sagen, wir haben das großartig gemacht. Alles hat reibungslos funktioniert, die Walrika spielte ihre Rolle zum Verlieben, und ich glaube, Freddie Frinton wär stolz auf mich gewesen. Wir haben einen wirklich langen Applaus bekommen, haben aber die Zugaberufe einfach ignoriert.
    Anschließend gab’s Gulaschsuppe und Malzbier und um Mitternacht ein Feuerwerk, bei dem unsere liebe Schwester Walrika fast in Flammen aufgegangen wäre. Sie ließ es sich nämlich nicht nehmen, das blöde Feuerwerk selbst zu entzünden, und sauste in ihrer wallenden Kutte von Rakete zu Rakete, um die Dinger anzuzünden. Es kam, wie es kommen musste, wir konnten sie aber ziemlich schnell löschen. Danachgab’s noch Pumuckl-Sekt, der gelb war wie Pisse, aber ganz toll perlte. Die Walrika ist mit ihrer qualmenden Kutte durch die Leute marschiert und hat mit jedem Einzelnen angestoßen. Hinterher sind alle ins Bett, es war ja auch weit über die gängige Schlafenszeit hinaus.
    Ich bin dann ins Sullivan’s. Dort war natürlich ’ne fette Party am Laufen, mit Liveband und so, und ich hab gleich gar niemanden finden können vor lauter Menschen. Erst auf den zweiten Blick hab ich schließlich den Rick entdeckt. Er stand ganz hinten im Eck mit ’nem Bier in der Hand. Vermutlich hab ich ihn ziemlich angestarrt, weil er nämlich gesagt hat, ich soll aufhören, ihn anzustarren. Er hatte aber kein einziges Haar mehr am Kinn und auch keins am Schädel. Er war komplett kahl oben und unten und weit entfernt von Jesus Christus. Wahnsinn! Dass er immer alles so übertreiben muss. Er hat gesagt, wenn schon, denn schon. Und wenn er schon zur Bundeswehr muss, dann halt richtig.
    Später am Abend hat er Depressionen gekriegt und sich seine Haare zurückgewünscht. Er hat gesagt, dass er sich sowieso umbringt, sobald sie ihm erst mal ’ne Knarre in die Hand drücken. Und dass er das schon bei seiner Musterung gesagt hätte, was jedoch kein Schwein interessiert hat. Aber sie werden es schon noch sehen, hat er gesagt. Ich hätte ihm gern aufmunternd durch die Haare gewuschelt, das war ja nun leider nix mehr, und ich hatte echt keinen Bock, seine Glatze zu polieren. Wir sind auf viele Bekannte gestoßen, und alle haben nach dir gefragt, Hannes.
    Irgendwann ist auch der Brenninger erschienen, völlig abgekämpft und schwitzig, und hat sich erst mal ein Bier in die Kehle gestürzt. Dann hat er erzählt, dass er bis eben geradeSchnittchen ausgefahren und pausenlos sämtliche Partys im Umkreis beliefert hat. Er hat gleich noch ein Bier gekippt und ein drittes und war ziemlich schnell auf unserem Pegel. Er hat uns erzählt, dass er gerade bei einer Lieferung die heiße Frau des Auftraggebers in deren Küche gevögelt hat. Danach hätte er das Büfett weiter aufgebaut und anschließend vom Auftraggeber ein echt sattes Trinkgeld erhalten. Das hat ihn kolossal gefreut, den Brenninger. »Weil die immer glauben, sie seien was Besseres, diese Snobs«, hat er gesagt. »Und jetzt hab ich seine Alte gepimpert, und er ist am Schluss mit ihr in der Tür gestanden, hatte seine Hand auf ihrem Arsch und sie hat mir zugezwinkert. Das ist doch richtig klasse, oder?« Ja, für den Brenninger war der Abend gerettet. Und für den Rick war der Abend gelaufen. Wir haben noch ein paar Bier getrunken und irgendwann abgebrochen.
    Hinterher bin ich noch kurz zu dir rein, Hannes, aber du hast geschlafen wie ein Baby. Ja, die Mittel haben ihre Wirkung nicht verfehlt. Es war schon hell, als ich heimkam, und ich hab zuerst mal meine Eltern angerufen. Hab ihnen nach einigem Blabla erzählt, dass es dir gut geht und dass du richtige Fortschritte
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