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Handyman Jack 05 - Todesfrequenz

Handyman Jack 05 - Todesfrequenz

Titel: Handyman Jack 05 - Todesfrequenz
Autoren: F. Paul Wilson
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sie einfach Angst, dass Jeanette jemand anderen kennen gelernt hatte. Jemanden, der jünger war.
    Das würde ganz und gar nicht zu der früheren Jeanette passen. Aber zu dieser neuen Jeanette… wer konnte das sagen?
    Jeanette war brutal davon in Kenntnis gesetzt worden, dass ihre Zeit auf Erden sich nur noch nach Monaten bemaß und nicht mehr nach Dekaden. Sie hatte geglaubt, sie hätte ihren letzten Weihnachtsbaum gesehen, ihr letztes Thanksgiving-Dinner verzehrt. Und dann wurde ihr all das zurückgegeben. Wie konnte eine menschliche Psyche ein solches Wechselbad schicksalhafter Entscheidungen unbeschadet überstehen?
    Vielleicht hatte diese leidvolle Erfahrung Jeanette dazu gebracht, ihr Leben neu zu ordnen. Vielleicht hatte sie sich umgeschaut und gefragt:
Ist es das, was ich wirklich will?
Und vielleicht hatte sie aus dieser neuen Wiedergeburtsperspektive entschieden, dass sie etwas anderes wollte. Dass sie mehr wollte. Dass es um eine grundlegende Veränderung ging.
    Sie hätte mit mir darüber sprechen können, dachte Kate.
    Zumindest das ist sie mir schuldig.
    Jeanette hatte sie nicht aufgefordert zu gehen – sie hatte das Recht dazu, da es ihre Wohnung war – aber sie war aus dem Schlafzimmer ausgezogen, das sie während Kates Besuchen immer benutzten, und schlief dafür auf der Couch im Arbeitszimmer. Zahlreiche eindringliche Fragen Kates hatten bisher keinerlei Begründung zutage gefördert.
    Dieses Nichtwissen quälte sie. Daher war ihr Kate, als Jeanette an diesem Abend wortlos die Wohnung verließ, gefolgt.
    Niemals in einer Million Jahre hätte sie sich vorgestellt, dass sie der Frau, die sie liebte, zu nächtlicher Stunde nachspionieren würde. Doch Dinge ändern sich. Es war noch gar nicht so lange her, da hätte sie allein die Vorstellung, einmal eine Frau zu lieben, als absurd abgetan.
    Vor ihr bog Jeanettes Taxi vom Brückner Expressway ab, und Kates Taxi folgte ihm auf eine Straße, deren Schild sie als Bronx River Parkway identifizierte. Und nach ein paar Meilen verschwand die Stadt plötzlich, und sie waren mitten im Wald – in der Bronx?
    »Bleiben Sie dichter dran«, ermahnte sie den Fahrer. »Sie lassen ihnen zu viel Vorsprung.«
    Sie wollte nicht so weit gefahren sein, um sie schließlich doch noch zu verlieren.
    Dann entdeckte Kate Hinweisschilder für den Bronx Zoo und die New York Botanical Gardens. Weitere Straßen folgten, jede schmaler und kürzer als die vorhergehende, bis sie schließlich durch eine mit Bäumen gesäumte Wohnstraße rollten.
    »Sind wir immer noch in der Bronx?«, fragte sie und staunte über die gepflegten Häuser, die zu beiden Seiten vorüberglitten.
    »Immer noch Bronx, ja«, antwortete der Fahrer.
    Wie kommt es, dass es im Fernsehen niemals so aussieht, fragte sie sich.
    »Fahren Sie weiter«, sagte Kate, als sie sah, wie Jeanettes Taxi vor einer stattlichen aus Klinker erbauten Villa anhielt.
    Ihre innere Unruhe wurde nahezu unerträglich, als tausend Fragen durch ihr Bewusstsein wirbelten. Wer wohnte dort? Eine andere Frau?
    Sie ließ den Fahrer eine Straße später anhalten und beobachtete durch das Heckfenster, wie Jeanette aus dem Taxi stieg und dieses davonfuhr. Während Jeanette zum Haus ging, öffnete Kate die Tür ihres Taxis.
    »Warten Sie hier«, sagte sie.
    »Nee-nee«, widersprach der Fahrer. »Sie müssen bezahlen.«
    Gepflegte Nachbarschaft oder nicht, das war immer noch die Bronx und eine halbe Weltreise weit weg von Jeanettes Apartment. Kate hatte keine Lust, hier zu stranden. Sie schaute auf die Taxiuhr und holte genau diesen Betrag aus ihrer Geldbörse.
    »Da, nehmen Sie«, sagte sie mit leiser Stimme, während sie dem Chauffeur das Geld reichte. »Sie kriegen ein Trinkgeld, wenn wir wieder in der City sind.«
    Er schien das zu akzeptieren, nickte wortlos und kassierte das Geld.
    Sie verkroch sich tiefer in ihren Regenmantel. Für eine Juninacht war es kalt. Der Nebel löste sich allmählich auf, und die nasse Straße glänzte im Licht der Straßenlaternen. Jedes Geräusch erschien wie mehrfach verstärkt. Kate war froh, dass sie Turnschuhe trug, während sie über die Fahrbahn ging und die geparkten Fahrzeuge als Deckung benutzte.
    Als sie sich so weit genähert hatte, wie sie es glaubte riskieren zu können, drückte sie sich hinter einen Baumstamm und beobachtete, wie Jeanette einige Stufen zur Haustür hinaufstieg. Kates Herz krampfte sich bei ihrem Anblick schmerzhaft zusammen: ein gelber Regenmantel und eine weit geschnittene Jeans
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