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Handyman Jack 05 - Todesfrequenz

Handyman Jack 05 - Todesfrequenz

Titel: Handyman Jack 05 - Todesfrequenz
Autoren: F. Paul Wilson
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verbargen ihre weiblichen Rundungen. Eine Baseballmütze der Yankees bedeckte ihr glattes, jettschwarzes Haar, doch Kate kannte die Rundungen und erinnerte sich an den Erdbeerduft des Shampoos, mit dem Jeanette immer ihr Haar wusch.
    Plötzlich wünschte sich Kate, nicht hierher gekommen zu sein. Wer würde die Tür öffnen? Vor einer knappen Dreiviertelstunde hätte sie alles dafür gegeben, es zu erfahren, doch jetzt hatte sie Angst davor. Aber sie konnte keinen Rückzieher machen. Vor allem jetzt nicht, denn die Tür schwang auf, und ein Mann erschien, um die fünfzig, mit rundem Gesicht, kleinen Augen und einem kahl werdenden runden Kopf. Er lächelte, breitete die Arme aus, und Jeanette erwiderte die Geste und drückte ihn an sich.
    Kates Magen revoltierte.
    Ein Mann? Nicht Jeanette! Jede andere, aber nicht Jeanette! Das war bei ihr völlig unmöglich!
    Benommen verfolgte Kate, wie Jeanette ihm ins Haus folgte. Nein, das konnte nicht sein. Kate verließ ihr Versteck hinter dem Baumstamm und näherte sich dem Haus. Ihre Turnschuhe rutschten auf der nassen Baumwurzel aus, und sie stürzte beinahe hin, aber sie setzte ihren Weg fort, ging mit unsicheren Schritten weiter, bis sie vor den Treppenstufen zur Haustür stand. Sie las den Namen
Holdstock
auf dem Briefkasten und kämpfte gegen den fast übermächtigen Impuls an, mit den Fäusten gegen die Haustür zu hämmern.
    Dann bemerkte sie Schatten, die sich hinter den Fenstern auf der Vorderseite des Hauses bewegten. Es waren mehr als zwei. Was ging da drin vor?
    Kate wollte sich zum nächsten der beiden Fenster schleichen, überlegte es sich jedoch anders. Es wäre ihren Absichten nicht sehr förderlich, wenn ein Nachbar vorbeiginge und sie dabei erwischte, wie sie ihrer Neugier nachgab. Sie schlich zur dunklen Seitenfront des Hauses weiter. Dort kauerte sie sich zwischen zwei Azaleenbüsche und blickte durch das Fliegenfenster ins Wohnzimmer des Holdstock-Hauses.
    Sechs… sieben – nein, acht Personen in einem Raum. Drei Männer, fünf Frauen, unterschiedlich in Alter, Gestalt und Größe, wechselten sich dabei ab, Jeanette zu umarmen, als wäre sie eine lange vermisste Angehörige. Und Jeanette lächelte – o Gott, wie Kate gerade dieses Lächeln vermisste. Es war viele Tage her, seit sie es das letzte Mal gesehen hatte, Tage, die ihr vorkamen wie ein ganzes Leben.
    Eine seltsame Versammlung. Und noch seltsamer war, dass niemand zu reden schien. Nicht ein Wort. Offensichtlich hatten sie auf Jeanette gewartet, denn sobald sie sie begrüßt hatten, setzten sich alle auf die Stühle, die in einem Kreis im Raum bereitstanden. Und noch immer redete niemand. Jeder schien genau zu wissen, was er zu tun hatte. Sie ergriffen einander bei den Händen, schlossen die Augen, ließen die Köpfe nach hinten sinken… und lächelten. Jeanette und all die anderen zeigten ein derart seliges Lächeln, so voller Ruhe und Zufriedenheit, dass Kate sie sogar für einen winzigen Augenblick beneidete. Sie erweckten den Eindruck, als erblickten sie Gott persönlich.
    Und dann begannen sie zu summen. Kein transzendentales »oouumm«, sondern einen einzelnen Ton, ständig, ohne Unterbrechung, ohne die geringste harmonische Veränderung. Jeder summte den gleichen Ton.
    In was bist du da hineingeraten, Jeanette? In einen Gebetszirkel? Ist es das, was mit dir geschehen ist? Bist du mit deiner ursprünglichen pantheistischen Einstellung nicht mehr zurechtgekommen, als man dein bösartiges Gliom diagnostizierte, so dass du dich einer fundamentalistischen Sekte angeschlossen hast?
    Kate hörte ein Schluchzen und begriff, dass es ihr eigenes war. Sie lehnte sich an die Mauer, matt vor Erleichterung.
    Damit werde ich fertig, damit komme ich zurecht. Solange du mich nicht zurückweist… unsere Verbindung… das, was wir im Laufe der Jahre aufgebaut haben, weiß ich, dass wir diese Krise überwinden können.
    Sie zog sich von dem Fenster bis zum Vorgarten zurück, dort drehte sie sich um und sah keine zwei Schritte vor sich eine Frau, die auf dem Rasen stand.
    »Sie hatten große Ängste, die jetzt gelindert wurden, nicht wahr?« Eine tiefe, volltönende Stimme mit russischem Akzent.
    Dem Aussehen nach mittleren Alters, trug sie ein Cape mit weißer Kapuze, das ihr bis unterhalb der Knie reichte. Dunkles Haar umrahmte ihr Gesicht. Kate machte, als sie auch den großen weißen Hund bemerkte, der neben ihr stand, einen Schritt rückwärts. Er ähnelte einem Husky. Seine Augen reflektierten das
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