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Handyman Jack 05 - Todesfrequenz

Handyman Jack 05 - Todesfrequenz

Titel: Handyman Jack 05 - Todesfrequenz
Autoren: F. Paul Wilson
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genau die Sorte abgedroschener Metaphern, deren Verwendung seine Lehrer ihm immer hatten austreiben wollen. Einer hatte ihm sogar einmal erklärt, er schriebe die klischeehaftesten Texte, die er je gelesen hatte. Aber was war so schlimm an Klischees? Sie erfüllten im Journalismus eine wichtige Funktion, vor allem im Sensationsjournalismus. Die Leser verstanden sie, sie
erwarteten
sie sogar und hatten wahrscheinlich das Gefühl, ihnen fehlte etwas, wenn sie nicht wenigstens ein oder zwei pro Absatz lesen konnten.
    Die im Vorderteil des Wagens losdröhnende Musik brach diesen Gedankengang ab. Sandy drehte sich um und sah, dass der Typ mit den wirren Haaren und der Tarnjacke seinen Ghettoblaster eingeschaltet und auf volle Lautstärke gedreht hatte. Der Kasten spielte einen Hit aus den Sechzigerjahren, den Sandy schon mal gehört hatte – »Time Has Come Today« von irgendwelchen Brothers.
    Zurück zu der Filmstudentin. Vielleicht sollte er sie beeindrucken, indem er von seinem tollen Job beim berüchtigsten wöchentlichen Klatschblatt der Stadt,
The Light,
erzählte. Sein Diplom von einer der angesehensten Journalistenschulen des Landes hatte ihm dort zu einem Job eine Stufe über der des Reinigungspersonals verholfen – allerdings nicht, was die Bezahlung betraf. Oder von seinen Bewerbungen bei allen anderen Zeitungen der Stadt und seinem Traum,
The Light
verlassen zu können und sich zu verbessern, und davon, dass bisher jedoch niemand Interesse an ihm bekundet hatte. Das würde sie sicherlich beeindrucken.
    Ach, zum Teufel, versuch dein Glück und gib ihr Gelegenheit, dich aus deiner Trübsal zu erlösen.
    »Wie heißen Sie?«
    Ohne zu zögern antwortete sie: »Lina Wertmüller.«
    Nicht nur unfreundlich, sie hält mich sogar für einen Idioten. Nun, das kann ich auch.
    Sandy streckte ihr die Hand entgegen. »Nett, Sie kennen zu lernen, Lina. Ich bin Henry Louis Mencken, aber Sie können mich H. L. nennen.«
    Zu Sandys Schrecken hob sie den Kopf und lachte. Er hatte einen Scherz gemacht, und sie hatte
gelacht.
Was für ein wundervoller Klang, selbst wenn er ihn bei der lauten Musik kaum hören konnte.
    Und dann fiel ihm der Name der Band ein: die
Chambers
Brothers.
    Plötzlich – andere Laute. Rufe, Weinen, Schreie und taumelnde Menschen, die sich an ihm vorbeidrängten und in den hinteren Teil des Waggons flüchteten.
    »Es ist soweit!«, schrie eine Stimme. »Ja, es ist so weit!«
    Sandy fuhr herum und sah den Asiaten in der Tarnjacke vor der Tür im vorderen Wagenteil stehen. Seine schwarzen Augen flackerten irr. Ein leerer, wahnsinniger Ausdruck lag in ihnen, und der Mann hatte in jeder Hand eine schwarze Pistole, deren Läufe viel zu dick und lang erschienen. Erst jetzt erkannte Sandy, dass sie mit Schalldämpfern versehen waren.
    O mein Gott, dachte er, und der Schock ließ ihn aufspringen, er fängt gleich an zu schießen.
    Und dann sah er die Leiber und das Blut und wusste, dass bereits geschossen worden war. Bilder zuckten durch sein Gehirn, während er kehrtmachte, um ebenfalls zu flüchten – nicht alle aus der vorderen Hälfte des Wagens hatten es bis in den hinteren Teil geschafft. Die Ersten, die getroffen worden waren, lagen auf dem Wagenboden…
    … wie der Koreaner, etwa in Sandys Alter, mit rostrotem Haar und einem Nike-Emblem auf seiner Mütze. Er lag zwischen den Sitzen, das Gesicht Sandy zugewandt, die Kopfhörer auf den Ohren. Ein Blutfaden schlängelte sich aus seiner Nase, und die schwarzen Augen hatte er auf einen Punkt im Nichts gerichtet…
    …wie die korpulente Schwarze in einem zweiteiligen, ärmellosen grauen Kostüm und einer weißen Bluse mit schwarzen Punkten und gestärkten Manschetten. Sie war nach vorne gefallen, lag auf dem Bauch und zuckte noch, während das Leben mit dem Blut unter ihrer Perücke aus ihr heraussickerte und die Illustrierten benetzte, die aus ihrer Barnes-and-Noble-Einkaufstasche gerutscht waren…
    …oder die anderen, die sich fallen gelassen hatten, sich zwischen den Sitzen zusammenkauerten und die Hände hoben, als könnten sie damit die Kugeln abwehren, und die um Gnade flehten…
    Aber sie wandten sich mit ihren Bitten an den Falschen, denn der Mann mit den Pistolen empfing und sendete auf einer ganz anderen Wellenlänge, während er durch den Mittelgang schlurfte, seine Pistolen nach links und rechts schwenkte und Kugeln durch die Schalldämpfer pumpte.
    Ppfffttf… ppffftt!… ppffftt!
    Die Geräusche waren bei der Musik kaum zu hören, als
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