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Handyman Jack 04 - Tollwütig

Handyman Jack 04 - Tollwütig

Titel: Handyman Jack 04 - Tollwütig
Autoren: F. Paul Wilson
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Glück beim nächsten Mal.«
    Stirb, dachte Luc und ignorierte ihn. Fall um und stirb.
    Er trat durch die Tür hinaus auf die York Avenue. Dort atmete er tief die Abendluft ein und tröstete sich mit dem Gedanken, dass ganz gewiss weitere Flaschen Château Petrus 1947 Pomerol Cru Exceptionnel irgendwo ungeöffnet schlummerten und dass einige davon irgendwann auf einer Auktion angeboten und den Weg auch in seinen Weinkeller finden würden.
    Dennoch verspürte er einen Rest an Erniedrigung. Er hatte um einen hohen Preis gekämpft und stand jetzt trotzdem mit leeren Händen da. Er konnte sich dreitausend, viertausend, fünftausend Dollar für eine Flasche leisten, doch das Geld war nicht der Punkt. Der Punkt war zu siegen. Und er hatte versagt.
    Er war noch nicht in der Stimmung, gleich nach Hause zu gehen, daher begann er zu laufen. Er war so weit im Osten, wie es möglich war, ohne im Fluss zu stehen, daher wandte er sich nach Westen und spazierte durch die von stattlichen Bauten gesäumte Seventy-second Street. Und er dachte an seinen Vater. Wein weckte stets die Erinnerungen an Papa.
    Der arme Mann. Wenn er doch nur einen Weg gefunden hätte, das ancien domaine in Graves zu halten oder wenigstens seine Weine irgendwo sicher unterzubringen, ehe er nach Amerika geflüchtet war, wäre das Leben grundsätzlich anders gewesen.
    Château Monnets Weinberg war einer der kleineren im Graves-Distrikt von Bordeaux gewesen, aber er hatte generationenlang für eine ansehnliche Lebensgrundlage gesorgt. Seine Vorfahren hatten kleine Mengen ihres eigenen Weins in Flaschen abgefüllt und den größten Teil der Ernte an andere Winzer verkauft. Doch sie erholten sich nie vollständig von der Phylloxera vitifoliae-Seuche, die die Weinberge um 1860 in Europa heimgesucht hatte. Die Blattlaus hatte alle – nicht die meisten, alle – Weinstöcke von Château Monnet vernichtet. Genauso wie seine Nachbarn hatte Monnet die abgestorbenen Stöcke durch Phylloxera-resistente Stöcke ersetzen müssen, die ausgerechnet aus Kalifornien importiert werden mussten.
    Es dauerte Jahre, bis sie endlich wieder Trauben ernten konnten. Die Familie machte Schulden. Schlimmer noch: Die Trauben waren auch nicht annähernd so gut wie vor der Seuche, und die Schulden wuchsen. Während des Zweiten Weltkriegs, als die Deutschen in Paris residierten und auf Bordeaux vorrückten, hatte Papa sich entschlossen, das Anwesen zu verlassen – es gehörte ohnehin schon zum größten Teil der Bank und nicht ihm – und nach Amerika zu fliehen.
    Luc wurde in New York geboren und war deshalb Amerikaner. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Bank im Zuge einer Versteigerung das Monnet-Gut an ein benachbartes Château verkauft. Unfähig, mit der unaussprechlichen Schande fertig zu werden, sein Elternhaus verloren zu haben, setzte Papa nie mehr einen Fuß auf französischen Boden.
    Luc hatte dem Anwesen vor ein paar Jahren einen Besuch abgestattet. Er hatte den eleganten Bau, der sein Elternhaus und Stammsitz der Familie gewesen war, völlig intakt vorgefunden, aber nun war er in ein Hotel umgewandelt worden. Ein Hotel! Er kam sich wie verraten und geschändet vor.
    Luc hatte in der Eingangshalle gestanden und sich geschworen, dass er das Anwesen eines Tages zurückkaufen würde. Dazu war lediglich Geld nötig. Und eines Tages – schon bald, hoffte er – würde er genug davon haben. Dann würde er die Geldwechsler aus dem Tempel seiner Familie vertreiben, seine Weinsammlung ins Land seiner Herkunft zurückbringen und dort weitermachen, wo sein Vater aufgehört hatte.
    Er hob den Kopf und sah den Central Park auf der anderen Straßenseite. Überrascht, dass er bereits bis zur Fifth Avenue gelaufen war, änderte er die Richtung. In Höhe der Eighties bemerkte er in einiger Entfernung flackerndes Blaulicht. Neugierig geworden gesellte er sich zu den Gaffern, die sich hinter dem gelben Absperrband gegenüber dem Metropolitan Museum versammelt hatten.
    Kranken- und Streifenwagen blockierten die Fifth Avenue. Der aufgestaute Verkehr wurde umgeleitet. Sanitäter versorgten Dutzende von Verletzten, während Polizisten elegant gekleidete Männer, die teilweise bluteten, in die blauweißen Grünen Minnas verfrachteten.
    »Was ist passiert?«, fragte Luc einen hispanisch aussehenden Mann neben ihm.
    »Irgendein Tumult.« Er trug eine Mets-Mütze und ein Rangers-Sweatshirt. »Eine Bande von Schulabgängern, habe ich gehört.«
    »Schulabgänger?«, fragte Luc. »Ich sehe keine
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