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Handyman Jack 04 - Tollwütig

Handyman Jack 04 - Tollwütig

Titel: Handyman Jack 04 - Tollwütig
Autoren: F. Paul Wilson
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brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, was geschah. Zwei Reihen hinter ihm und leicht nach rechts versetzt hielt ein dunkelhaariger Mann in einem dunkelblauen Anzug ein StarTac ans linke Ohr und erhielt Instruktionen von demjenigen Interessenten, für den er seine Gebote abgab. Luc schloss die Augen und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass zweitausend Dollar pro Flasche für den anderen Bieter einfach zu viel wären.
    Er war aus dem einzigen Grund zu Sotheby’s gekommen, eine halbe Kiste Château Petrus 1947 Pomerol Cru Exceptionnel, angeboten aus dem Gates-Nachlass, zu ersteigern. Nicht nur weil es ein sehr, sehr edler Wein war, den er für seine Sammlung haben wollte, und nicht weil Petrus zufälligerweise sein bevorzugter Bordeaux war, sondern weil das Herstellungsjahr eine ganz besondere Bedeutung hatte: neunzehnhundertsiebenundvierzig war das Jahr seiner Geburt.
    Aber so sehr er sich diesen Wein wünschte, so würde er sich doch nicht durch einen Anfall von Auktionsfieber zu einem absurden Gebot verleiten lassen. Er hatte sich ein Limit von zweitausend pro Flasche gesetzt – durchaus extravagant, aber nicht absurd. Nicht für einen Petrus Jahrgang ’47.
    Ein begeistertes »Ah!« aus einer Reihe vor ihm und vereinzelter Applaus ließen ihn zusammenzucken. Das konnte nur eines bedeuten. Enttäuschung senkte sich wie ein schweres Gewicht auf seine Schultern.
    »Das Gebot liegt nur bei zwölftausend für Posten zweiundzwanzig«, sagte der Auktionator und blickte zu Luc. »Möchte der Gentleman zwölf-fünf bieten?«
    Seine Wut überspielend blickte Luc auf seine Winktafel, die nun, da nur noch zwei Bieter übrig waren, nicht mehr benötigt wurde. Wer befand sich am anderen Ende des Mobiltelefons? Zweifellos irgendein milliardenschwerer japanischer Neureicher mit Renoirs an den Wänden und Lafite-Rothschilds im Keller, ein Hunne, der Lucs Kultur plünderte und dessen Würdigung seiner Beutestücke sich nur auf ihre Preisschilder bezog, womit Kunst und Tradition zu reinen Statussymbolen reduziert wurden.
    Luc hätte am liebsten das Handy an sich gerissen und hineingebrüllt: Sie haben Ihre eigene Kultur – bleiben Sie dabei! Das ist meine, und ich will sie zurückhaben!
    Aber er sagte nichts, während er die Situation überdachte. Was wäre, wenn der andere Bieter sich ebenfalls ein Limit von zweitausend Dollar pro Flasche gesetzt hatte? Es wäre ein hübscher runder Betrag. Wenn Luc nun bis zu zwölf-fünf hochging, würde das sein eigenes Limit sprengen, aber nicht sehr. Der Preis pro Flasche betrüge dann weniger als zwoeins – exorbitant, aber keinesfalls absurd.
    Luc nickte dem Auktionator zu und wurde mit einem eigenen »Ah!«-Chor und bewunderndem Applaus belohnt.
    »Und Sie, Sir?«, fragte der Auktionator und schaute an Luc vorbei. »Gehen Sie bis dreizehn?«
    Eine weitere Pause, während der sein Konkurrent, sein Gegner, sein Todfeind mit dem geheimnisvollen Bieter konferierte. Luc blickte angestrengt starr geradeaus.
    Ein lautes Räuspern und dann sagte eine Stimme zwei Reihen hinter ihm: »Es wird Zeit, mit dem Kinderkram aufzuhören: fünfzehntausend.«
    Laute des Erstaunens, dann Applaus. Luc spürte, wie sein Gesicht sich rötete.
    »Sir?«, fragte der Auktionator und musterte Luc mit hochgezogenen Augenbrauen.
    Zerschmettert und beschämt, konnte Luc nur den Kopf schütteln. Zweitausendfünfhundert Dollar pro Flasche? Der Wein war niemals diesen Preis wert, und er weigerte sich, sich zum Überbieten dieses Betrags verleiten zu lassen. Mögen die Korken vertrocknet sein und zerfallen und Luft durchlassen, möge der Wein zu Essig oxydiert sein und möge das Schwein am anderen Ende des Mobiltelefons darin ertrinken.
    Aber Luc wusste, dass der Wein vollkommen war. Er hatte die Flaschen eingehend studiert, hatte gesehen, wie hoch der Wein in den Hälsen stand, wie eine Kapsel aufgeschnitten worden war, um zu zeigen, dass der Korken fest und dicht schloss.
    Er erhob sich, legte die Tafel auf seinen Platz, zupfte die Ärmel seines anthrazitgrauen Anzugjacketts zurecht und schritt durch den Mittelgang. Das Gewicht der auf seinen Rücken gerichteten Blicke des Publikums schob ihn regelrecht zum Ausgang.
    Zeit, mit dem Kinderkram aufzuhören…
    In der Tat… in diesem Moment fühlte er sich tatsächlich wie ein kleiner Junge in kurzen Hosen.
    Während er an dem grinsenden Sieger vorbeiging, der aufgeregt in sein Handy sprach, hatte das Schwein die Frechheit, ihm zuzuzwinkern und zu sagen: »Viel
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