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Hand von Thrawn 03 - Der Zorn des Admirals

Hand von Thrawn 03 - Der Zorn des Admirals

Titel: Hand von Thrawn 03 - Der Zorn des Admirals
Autoren: Timothy Zahn
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den größten Teil des übrigen Platzes, dessen Fußende bis auf einen Meter an den Eingang heranreichte und das nur gerade so viel Raum ließ, dass zwei Humanoide darin stehen konnten.
    Und in diesem Bett lag unter einem Stapel Decken ein alter Mann, der still vor sich hin summte, während er an die Decke starrte.
    »Jori?«, rief Enzwo Nee leise, als er durch die Tür trat. Das Summen hörte auf, doch der Blick des Alten wich nicht von der Zimmerdecke. »Jori? Hier ist jemand, der Sie sprechen möchte.«
    Karrde trat neben ihm ein und drückte sich in den verbliebenen Zwischenraum. In seinem Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander. Nein. Dies konnte unmöglich Jori Car’das sein – der energische, hitzköpfige, ehrgeizige Mann, der beinahe im Alleingang eine der größten Schmuggelorganisationen aller Zeiten aufgebaut hatte. »Jori«, rief er ihn zaghaft an.
    Das runzlige Gesicht zeigte einen misstrauischen Ausdruck, und der Alte hob den Kopf. »Mertan?«, fragte eine zitternde Stimme. »Mertan? Bist du das?«
    Karrde ließ mit einem kraftlosen Seufzer die angehaltene Luft entweichen. Die Stimme. Und die Augen. Ja, er war es wirklich. »Nein, Jori«, sagte er sanft. »Nicht Mertan. Ich bin es. Karrde. Talon Karrde. Erinnerst du dich?«
    Die Augen des alten Mannes blinzelten mehrmals. »Karrde?«, sagte er mit derselben unsicheren Stimme. »Bist du das?«
    »Ja, Jori, ich bin es«, versicherte Karrde. »Erinnerst du dich noch an mich?«
    Auf dem Gesicht des alten Mannes erschien zögernd ein Lächeln, das sogleich wieder verging, als wären die Muskeln zu alt oder zu erschöpft, um es länger zu halten. »Ja«, antwortete er. »Nein. Wer bist du noch gleich?«
    »Talon Karrde«, sagte der Captain noch einmal, der den bitteren Geschmack von Versagen und Enttäuschung und endgültiger Ermüdung im Mund spürte. Sie waren den ganzen Weg hierher gekommen, um Jori Car’das zu begegnen und ihn um Hilfe zu bitten. All die Ängste, die Karrde vor dieser Begegnung ausgestanden hatte – seine Ängste, seine Reue, seine Schuldgefühle –, waren vergebens gewesen. Der Jori Car’das, vor dem er all die Jahre Angst gehabt hatte, existierte schon lange nicht mehr.
    An seiner Stelle sah er eine leere Hülle.
    Nur entfernt fühlte er durch den finsteren Strudel seiner Gedanken eine Hand, die sich auf seine Schulter legte. »Kommen Sie, Karrde«, sagte Shada leise. »Es gibt hier nichts mehr für Sie zu tun.«
    »Das war Karrde, nicht?«, fragte da der alte Mann. Ein dünner Arm kam unter den Decken hervor, und die Hand verlor sich einen Augenblick, bevor es ihr gelang, die Kissen im Rücken des Alten aufzuschütteln. »Tarron Karrde?«
    »Er heißt Talon Karrde, Jori«, verbesserte Enzwo Nee mit der Stimme eines geduldigen Vaters, der sein kleines Kind zurechtweist. »Kann ich irgendetwas für Sie tun?«
    Car’das runzelte die Stirn; er bettete den Kopf auf die Kissen, während sein Blick abermals zu einem unbestimmten Punkt an der Decke abschweifte. » Shem-mebal ostorran se’mmi-tas Mertan aniall «, murmelte er mit fast unhörbarer Stimme. » Karmida David shumidas kree ?«
    »Altes Tarmidianisch«, flüsterte Enzwo Nee. »Die Sprache seiner Kindheit. In letzter Zeit verliert er sich mehr und mehr darin.«
    »3PO?«, soufflierte Shada.
    »Er fragt, ob Mertan heute schon hier gewesen ist«, übersetzte der Droide; und dieses eine Mal wies er nicht darauf hin, wie viele Kommunikationsformen er fließend beherrschte. »Oder dieser liebenswürdige Admiral David.«
    »Nein, keiner von beiden«, sagte Enzwo Nee zu der Gestalt im Bett, während er Karrde bedeutete, den Raum zu verlassen. »Ich komme später wieder, Jori. Versuchen Sie, ein wenig zu schlafen, ja?«
    Er folgte Karrde nach draußen und griff nach der Türkontrolle. »Schlafen?«, schnaubte der alte Mann schwach und ließ ein meckerndes Lachen hören. »Ich kann doch jetzt nicht schlafen, Mertan. Es gibt zu viel zu tun. Viel zu viel zu tun…«
    Die Tür schloss sich und schnitt den Rest gnädig ab. »Nun wissen Sie, wie es steht«, sagte Enzwo Nee leise.
    Karrde nickte. Er hatte einen Geschmack nach Asche im Mund. So viele Jahre… »Wie lange geht das schon so?«
    »Und vor allem, warum haben Sie sich eigentlich damit abgegeben, uns hierher zu bringen?«, wollte Shada wissen.
    »Was soll ich sagen?«, entgegnete Enzwo Nee. »Es ist das Alter – ein sehr hohes Alter –, einschließlich der zahlreichen Gebrechen, die ein so hohes Alter häufig mit sich bringt.«
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