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Hamburg - Dänemark

Hamburg - Dänemark

Titel: Hamburg - Dänemark
Autoren: Sissi Kaipurgay
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kochen.“
    „Das ist doch auch nicht schlecht.“ Seine Fröhlichkeit steckte mich an und ich lächelte ihm zu, „Ich kann nicht kochen, dafür aber schreiben.“
    „Hm, schreiben?“ Norman hob interessiert die Augenbrauen.
    „Ich bin freier Journalist“, erklärte ich, „Aber ich halte mich mehr schlecht als recht über Wasser. Wahrscheinlich bin ich nicht gut genug.“
    „Ach Quatsch.“ Norman legte eine Hand auf meine Schulter, „Du bist bestimmt nur ein verkanntes Genie. Nach deinem Tod werden sich alle um die Artikel reißen.“
    „Schöne Beruhigung“, brummte ich gutmütig, wobei ich seine Berührung irgendwie genoss. Die Geste hatte etwas Tröstliches und löste bei mir zugleich einen wohligen Schauer aus.
    „Staub im Licht?“, erklang hinter uns eine Stimme.
    Brian gesellte sich zu uns und guckte das Bild missmutig an. Die ganze Zeit schon, seit wir in der Galerie waren, hatte er sein Desinteresse deutlich gezeigt.
    „Können wir jetzt was essen gehen? Ich hab Hunger“, maulte er und sah mit großen Augen zu Norman auf.
    Das sollte wahrscheinlich verführerisch wirken, machte auf mich aber den Eindruck eines nörgelnden Kleinkindes. Norman seufzte, die Hand fiel von meiner Schulter. Er tauschte mit mir einen Blick und nickte dann Brian zu.
    „Klar, lasst uns irgendeine Kantine ansteuern. Ich hab auch ein Loch im Magen“, sagte er versöhnlich.
     
    Ich war froh, als wir endlich wieder im Bus saßen, der uns zurück zu der Hojskole in Viborg bringen würde, in der wir für einen fünftägigen Sprachkurs untergebracht waren. Norman hatte den Fensterplatz neben mir und wirkte müde. Ich war auch angenehm erschöpft von dem Tag an der frischen Luft. Trotzdem kreisten meine Gedanken und ließen mich nicht zur Ruhe kommen. Die Scheidung von Tina machte mich immer noch fertig. Wir hatten keine Kinder, kein Haus und auch sonst keine Wertgegenstände, um die es sich zu streiten gelohnt hätte. Trotzdem hatte sie aus der Angelegenheit einen riesigen Aufstand gemacht, der mit Tränen und Schuldzuweisungen endete.
    „Willst du mir nun erzählen, was dich bedrückt?“, fragte Norman leise.
    Mein Kopf ruckte zu ihm herum, während er mich aufmerksam anschaute. Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass Brian anderweitig beschäftigt war, vertraute ich mich mit leiser Stimme Norman an. Er nickte immer wieder und gab mir das Gefühl, einen Freund gefunden zu haben.
    „Oh Mann, Gregory.“ Er griff nach meiner Hand und drückte sie leicht, „Weiber können einen echt fertig machen, nicht wahr?“
    „Das können sie. Ich verstehe vor allem nicht, weshalb wir uns nicht im Guten trennen konnten. Ich bin doch kein böser Mensch. Außerdem haben wir uns irgendwann mal geliebt, glaub ich zumindest.“ Ich sah auf Normans Finger, die sich weich anfühlten und sanft über meine strichen.
    „Vielleicht liebt sie dich noch und wollte, dass du um sie kämpfst“, mutmaßte er.
    „Versteh mal einer die Weiber. Du könntest recht haben, die denken so merkwürdig. Allerdings hat sie mich betrogen, nicht ich sie.“
    „Ein Hilferuf.“ Norman ließ meine Hand los und rutschte auf seinem Sitz herum, bis er eine gemütlichere Position gefunden hatte.
    „Oh Mann, bist du Psychologe?“ Ich grinste ihn an und wünschte, er würde meine Finger weiter in seinen halten. Es hatte sich gut angefühlt.
    „Nö, aber ich habe drei Schwestern.“
    „Du Ärmster.“ Mein Grinsen wurde breiter.
    „Ja, ich armer Kerl“, stimmte Norman zu und rollte mit den Augen.
    „Und – wie sieht es bei dir aus? Bist du – verheiratet oder so?“ Die Frage erschien mir nicht unverschämt, nachdem wir uns so ausführlich über mein Privatleben unterhalten hatten. Norman verzog das Gesicht zu einer Grimasse und schüttelte den Kopf.
    „Nein. Ich bin solo. Allerdings gibt es da etwas, das du vielleicht wissen solltest. Ich steh nicht auf Frauen“, gestand er betont gleichmütig.
    Irgendwie hatte ich es die ganze Zeit gewusst. Spätestens, seitdem Brian ihn so offensichtlich angebaggert hatte.
    „Okay. Das erschwert die Sache mit der Heirat.“ Ich zwinkerte ihm zu, damit er merkte, dass mich seine sexuelle Neigung nicht störte.
    Norman wirkte erleichtert, seine Mundwinkel hoben sich.
    „Tja, man kann nicht alles haben. Aber ein fester Partner wäre schon schön“, seufzte er.
    Diesmal griff ich nach seiner Hand und hielt sie tröstend. So blieben wir sitzen, bis der Bus die Hojskole erreicht hatte.
     
    „Nach dem Abendessen könnt
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