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Hamburg - Dänemark

Hamburg - Dänemark

Titel: Hamburg - Dänemark
Autoren: Sissi Kaipurgay
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nach seiner Hand und hielt sie, bis wir wieder im Freien standen.
     
    Preben führte uns zum Rathaus, wo wir uns einen zweisprachigen Vortrag über die Gemeinde anhörten und anschließend erfuhren, dass man hier auch heiraten könne. Als Andenken bekäme das Brautpaar einen wunderschönen Aschenbecher mit dem Motiv des Rathauses. Grinsend beugte ich mich zu Norman.
    „Das wäre ein Grund hier zu heiraten“, raunte ich.
    „Oh ja…“, er wackelt mit den Augenbrauen, „…und die Kippenmulde würde uns immer an den schönsten Tag unseres Lebens erinnern, Liebling.“
    Obwohl er Spaß machte, fühlte ich ein Kribbeln bei diesem Kosenamen. Nannte er seine Partner so? Oder gab er ihnen affige Tiernamen, wie Hasi oder Mäuschen? Während ich noch grübelte verließen wir das Rathaus und wanderten durch die hübsche Altstadt zurück zum Bildungszentrum.
     
    Nach dem Mittagessen hatten wir Freizeit. Norman schlug vor, Fahrräder zu leihen und die Umgebung zu erkunden. Begeistert stimmte ich zu. Nachdem eine von Prebens freundlichen Mitarbeiterinnen uns mit zwei Drahteseln ausgestattet hatte, fuhren wir einfach drauflos. Es war ein strahlend schöner Frühsommertag, nicht zu warm und nicht zu kalt. Ein paar Schäfchenwolken waren am ansonsten vollkommen blauen Himmel zu sehen.
    Wir folgten erst der Hauptstrasse, bis Norman in einen Waldweg einbog. Zuerst konnten wir noch fahren, dann wurde der Weg immer schmaler und holpriger, so dass wir absteigen und die Fahrräder schieben mussten.
    „Hast du schon mal mit einer Frau geschlafen?“ Ich warf Norman einen neugierigen Blick zu.
    „Klar, in meiner Jugend habe ich das auch mal probiert.“ Er runzelte die Stirn. „Und du? Hast du mal mit einem Mann...?“
    „Da war mal was mit einem Schulfreund.“ Ich grinste bei der Erinnerung. „Wir haben zusammen gewichst. Aber das machen wohl alle Jungen mal, oder?“
    „Kann sein.“ Norman war stehengeblieben und wies mit dem Kinn zu einer Bank, die am Wegesrand stand. „Setzen wir uns da ein bisschen hin?“
    Ich nickte und lehnte das Fahrrad gegen einen Baum. Norman ließ sich auf die Holzbank fallen und streckte die langen Beine aus. Die Sonne fiel nur spärlich durch das dichte Laubdach über uns, so dass eine fast intime Atmosphäre entstand. Es war vollkommen still, wir waren ganz allein. Ich setzte mich neben ihn und legte die Arme auf die Lehne hinter uns.
    „Wieso hast du eigentlich keinen festen Partner? Ich meine, willst du keinen oder suchst du noch?“, fragte ich nach minutenlangem Schweigen.
    Norman wandte mir das Gesicht zu und musterte mich ernst. „Will nicht jeder einen Menschen haben, der zu ihm gehört?“
    „Irgendwie schon. Aber ich dachte, bei euch Schwulen...“
    „Sag mal...“ Norman richtete sich ruckartig kerzengerade auf, seine Augen funkelten mich böse an. „Spinnst du? Nur weil ich auf Männer stehe heißt das nicht, dass ich ständig wechselnde Geschlechtspartner bevorzuge. Könnte es sein, dass du Vorurteile hast?“
    „Wahrscheinlich“, murmelte ich verlegen.
    „Was kommt als nächstes? Willst du wissen, ob ich bevorzugt Frauenunterwäsche trage oder ähnlichen Quatsch?“
    „Nein. He, es tut mir leid.“
    Norman wirkte so aufgebracht, dass ich ihm beschwichtigend eine Hand auf den Rücken legte. Sein Blick wurde gleich weicher und die Mundwinkel hoben sich.
    „Aber du bist neugierig, richtig?“, fragte er leise.
    „Ja“, gab ich zu, während meine Finger über sein T-Shirt streichelten.
    Ich tat es unbewusst, mir war einfach danach, Norman zu berühren.
    „Okay, dann frag mich doch einfach, was du wissen willst.“
    Seine blauen Augen betrachteten mich auf eine Art, die mich tief berührte. War es Zärtlichkeit oder sogar Sehnsucht, die ich dort zu sehen glaubte?
    „Gregory? Jemand zuhause?“
    Oh Gott, starrte ich ihn etwa die ganze Zeit stumm an? Ich schluckte und versuchte mich zu konzentrieren. Also, was wollte ich von ihm wissen? Mein Blick wurde magisch von seinen Lippen angezogen, auf denen ein leichtes Lächeln lag.
    „Wie ist es, einen Mann zu küssen?“ hörte ich mich fragen.
    „Es ist schön. Willst du es ausprobieren?“
    „Ich weiß nicht“, flüsterte ich, rückte aber schon näher zu ihm, wobei ich einen Arm um seine Schultern schlang.
    „Nimm die Brille ab“, bat Norman.
    Ich gehorchte und legte sie achtlos hinter mich. Norman kam mir entgegen, seine Miene wurde ernst und die Augen wanderten zu meinem Mund. Ich hörte meinen eigenen, dröhnenden
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