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Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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und im Klatschen des Wassers auf den Bug.
    Mein Auto stand am Yachthafen auf der Isle of Palms, eine schmale Zunge voller Luxushäuser zwischen Sullivan’s und Dewees. Der Transporter des Coroners ebenfalls. Es dauerte nur Minuten, unsere traurige Fracht zu transferieren.
    Bevor Emma mit ihrem Boot wieder davonfuhr, sagte sie noch einen Satz.
    »Ich rufe dich an.«
    Ich widersprach nicht. Ich war müde und hungrig. Und gereizt. Ich wollte nach Hause, duschen und die Shrimps- und Krebssuppe essen, die bei mir im Kühlschrank stand.
    Als ich den Pier hochging, bemerkte ich Topher Burgess, der eben aus der Fähre stieg. Er lauschte seinem iPod und sah und hörte mich nicht.
    Ich schaute meinem Studenten nach, bis er in seinen Jeep stieg. Komischer Junge, dachte ich. Intelligent, aber keineswegs brillant. Von den Kommilitonen akzeptiert, aber immer ein wenig abseits.
    Wie ich in diesem Alter.
    In meinem Mazda schaltete ich die Deckenbeleuchtung an, holte mein Handy aus dem Rucksack und kontrollierte, ob ich ein Netz hatte. Hatte ich, und der Ladezustand war auch in Ordnung.
    Drei Nachrichten. Ich kannte keine der Nummern.
    Es war Viertel vor neun.
    Enttäuscht steckte ich das Handy wieder ein, fuhr vom Parkplatz und die Insel entlang und bog dann rechts auf den Palm Boulevard ein. Es herrschte nur wenig Verkehr, aber das würde nicht mehr lange so bleiben. Noch zwei Wochen, und Autos würden diese Straßen verstopfen wie Schlick die Abflüsse in einem Sturm.
    Ich wohnte im Strandhaus einer Freundin. Anne hatte zuvor auf Sullivan’s ein Häuschen besessen, doch als sie sich vor zwei Jahren nach etwas Besserem umgesehen hatte, hatte sie keine halben Sachen gemacht. Ihre neue Ferienresidenz hatte fünf Schlafzimmer, sechs Bäder und genug Quadratmeter, um den World Cup unterzubringen.
    Auf ein paar Nebenstraßen fuhr ich in Richtung Strand, bog in Annes Auffahrt ein und parkte unter dem Haus. Ocean Boulevard. Keine zweite Reihe für Strand-Annie.
    Alle Fenster waren dunkel, da ich vorgehabt hatte, vor Einbruch der Dunkelheit zurück zu sein. Ohne das Licht einzuschalten, ging ich direkt zur Außendusche, zog mich aus und drehte das heiße Wasser auf. Nach zwanzig Minuten mit Rosmarin, Minze und viel Schaum fühlte ich mich einigermaßen wiederhergestellt.
    Ich verließ die Kabine, stopfte meine Kleider in einen Plastiksack und warf alles in den Müll. Annes Waschmaschine wollte ich damit nicht belasten.
    Nur in ein Badetuch gewickelt, betrat ich das Haus durch die hintere Verandatür und stieg in mein Zimmer hoch. Slip und T-Shirt. Haare bürsten. Wunderbar.
    Während die Suppe in der Mikrowelle heiß wurde, kontrollierte ich noch einmal meine Nachrichten. Nichts. Wo war Ryan? Mit Handy und Abendessen ging ich auf die Veranda und setzte mich in einen Schaukelstuhl.
    Anne nannte das Haus »Sea for Miles«. Meilenweit Meer. Kein Witz. Der Horizont reichte von Havanna bis Halifax.
    Das Meer hat etwas ganz Besonderes an sich. Eben aß ich noch. Im nächsten Augenblick weckte mich das Geräusch meines Handys. Teller und Schüssel standen leer auf dem Tisch. Ich konnte mich nicht erinnern, die Augen geschlossen zu haben.
    Die Stimme war nicht die, auf die ich gehofft hatte.
    »Yo.«
    Nur Studenten und mein Mann, von dem ich getrennt lebte, sagen noch immer »Yo«.
    »Hallo.« Ich war zu müde, um etwas Witziges zu erwidern.
    »Wie läuft die Grabung?«
    Ich dachte an die Knochen, die jetzt in der MUSC-Leichenhalle lagen. Ich dachte an Emmas Gesicht, als sie vom Pier wegfuhr. Ich wollte nicht darüber reden.
    »Gut.«
    »Morgen ist Schluss?«
    »Kann sein, dass ein paar lose Enden noch etwas länger brauchen. Wie geht’s Birdie?«
    »Beobachtet Boyd sieben Tage die Woche vierundzwanzig Stunden lang. Dein Kater denkt, mein Hund wurde direkt aus der Hölle emporgezaubert, um ihm das Leben zu vermiesen. Und der Chow denkt, der Kater ist so ’ne Art flauschiges Aufziehspielzeug.«
    »Und wer hat das Sagen?«
    »Bird ist eindeutig das Alphatier. Und, wann kommst du nach Charlotte zurück?« Zu beiläufig. Da war irgendwas im Busch.
    »Weiß noch nicht genau. Warum?« Argwöhnisch.
    »Gestern kam ein Gentleman in mein Büro. Er hat gewisse finanzielle Streitigkeiten mit Aubrey Herron, und wie’s aussieht, scheint auch seine Tochter sich irgendwie mit Herron eingelassen zu haben.«
    Reverend Aubrey Herron war ein Fernsehprediger mit einer kleinen, aber sehr eifrigen Gemeinde im gesamten Südosten, die unter dem Namen »God’s Mercy
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