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Hafenweihnacht

Hafenweihnacht

Titel: Hafenweihnacht
Autoren: J.M. Soedher
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Vielleicht kriegen wir über den irgendeine Information. Beim Eisen Thomann draußen vielleicht.«
    »Falls unser Unbekannter aus Lindau ist, könnte das was bringen«, entgegnete Wenzel.
    Schielin spielte mit dem Schlüssel in der Hand und sagte mit überzeugter Stimme: »Der muss aus Lindau sein. Es würde mich nicht wundern, wenn er sogar auf der Insel wohnen würde. Wer sonst wäre sonst zu dieser Jahreszeit und spät in der Nacht auf der Insel unterwegs – ohne Geld, ohne Autoschlüssel, nur mit dem Wohnungsschlüssel, und – ohne Handy? Ohne Handy geht doch heute kaum noch jemand aus dem Haus, oder? Der hat ganz in der Nähe gewohnt, davon bin ich überzeugt.«
    Wenzel sah zu Lydia. »Das haben wir uns auch schon gedacht. Aber es könnte auch einer von den Typen sein, die die Holzbuden für die Hafenweihnacht aufgebaut haben. Wer weiß, wo der sein Zeugs deponiert hat? Wir werden mal in dieser Richtung nachforschen und natürlich die Standards wie Taxis und Busfahrer. Hast du was in den Hotels rausgebracht?«
    Schielin legte den Schlüssel wieder auf das Plastiktütchen zurück und verneinte. Die Nachtportiers hatte er nicht mehr angetroffen und es wäre kontraproduktiv gewesen, sie zu Hause aus dem Schlaf zu holen. Schlechte Laune wäre jeglicher Auskunftsfreude im Weg gewesen und die Befragungen hatten durchaus Zeit bis heute Mittag. Er berichtete über die Recherchen hinsichtlich des Wetters: »Laut Daten der Wetterstation in Bad Schachen hatte es bis circa zwei Uhr in der Nacht leicht geregnet. Von da an ist der Regen zunehmend in Schnee übergegangen und die Temperaturen sind durch den auffrischenden Wind, der Kaltluft herangeführt hat, rapide gesunken; von nullkommafünf plus am Abend auf minus fünf Grad um drei Uhr und minus zehn Grad früh um sechs. Das könnte wichtig werden für die Obduktion hinsichtlich der Bestimmung der Todeszeit.«
    Wenzel notierte die Daten. Lydia schüttelte ein letztes Frösteln von den Schultern und meinte, dass das zu den acht Grad minus gut passen würde, die sie am Thermometer des Mangturms festgestellt hatte. Dann fragte sie nach Robert Funk. Von dem hatte man seit dem Anruf bei Gommi nichts mehr gehört. Eine Streife war zur Verstärkung rausgefahren und man musste sich daher keine Sorgen machen. Aber wer wusste schon, was einen erwartete, in dunklen, düsteren Häusern.
    Schielin meinte, dass nichts übrig bliebe und man die Hotels abklappern müsse. Er erinnerte noch mal den Blick, den er am Morgen von der Löwenmole auf den Hafen gehabt hatte. Es waren nicht viele Fenster gewesen, in denen Licht gebrannt hatte. Die Hafenweihnacht hatte noch nicht angefangen und so war die Anzahl der Gäste überschaubar. Vielleicht befand sich der eine oder andere Schlaflose unter ihnen, der seine Zeit damit füllte, vom Fenster aus auf die gewaltige Bühne eines nächtlichen Seehafens zu blicken.
    *
    Robert Funk hatte den Tag früh begonnen. Wie in jeder der letzten Nächte auch, hatte ihn das Brennen im Bauch geweckt. Man konnte die Uhr danach stellen. Exakt um vier Uhr zwanzig hatte ihn der Schmerz geweckt und sein Blick war zum Wecker gegangen. Er war nicht weiter im Bett liegen geblieben, nur um dem werdenden Tag im Wechsel von Halbschlaf und Unruhe näher zu kommen, sondern war gleich aufgestanden. In der düsteren Küche hatte er die Tablette mit einem Schluck Wasser hinuntergespült und die halbe Stunde geduldig verstreichen lassen, die es brauchte, bis das Medikament wirkte. Das hatte er schon mehrmals so praktiziert und dabei festgestellt, wie gut es ihm tat, den Tag in einsamer Küchenstille zu erwarten und die Gedanken zur Ruhe zu bringen. Das wenige Licht, das vom Gang her kam, reichte aus, ein beruhigendes Halbdunkel zu schaffen. Und da saß er dann, merkwürdig zufrieden, trotz des Brennens und Ziehens. Die anschließende Dusche machte ihn vollends wach. Sein Magen plagte ihn seit geraumer Zeit und schuf ein Frieren, eine innere Kälte in ihm, die er so bisher nicht gekannt hatte. Der Tee half ihm Wärme zu spüren.
    Es war noch stockfinster, als er auf der Dienststelle eintraf, und kaum, dass er das Licht in seinem Büro angestellt hatte, surrte auch schon das Telefon. Der Anruf kam von der Inspektion gegenüber und er nahm die Mitteilung über einen vermeintlichen Einbruch in Nonnenhorn trotz des frühen Zeitpunkts gar nicht ungehalten auf. Er erfuhr von der Streife, die in der Nacht vor Ort gewesen war, aber nichts habe feststellen können. Sie hatte auch nicht
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