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Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Häschen in der Grube: Roman (German Edition)

Titel: Häschen in der Grube: Roman (German Edition)
Autoren: Maria Sveland
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nicht?«
    Sussie ließ die Kippe zwischen die Ritzen unter die Veranda fallen.
    »Doch, wir frieren, und wenn du deinen breiten Hintern bewegen würdest, könnten wir reingehen und uns wärmen!«
    Nora lachte laut, aber Lovisa reagierte nicht auf den Kommentar. Alle Mitarbeiter außer Kricke schienen gegen derartige verbale Angriffe immun zu sein. Zumindest ließen sie sich nichts anmerken. Aber vielleicht setzte es sich wie ein Dorn in ihrem Inneren fest? So viel Scheiße, die sie sich den ganzen Tag anhören mussten, musste doch irgendwo hängen bleiben?
    Kricke wurde sofort blitzwütend, wenn jemand ihm krumm kam. Deswegen machte es auch am meisten Spaß, ihn zu ärgern, über ihn stand am meisten an der Kritzeltafel.
    Kricke lutscht Pferdepimmel!
    Viel Glück auf der Polizeihochschule, Kricke-Kackwurst!
    Lovisa legte eine warme Hand auf Julias eiskalten Arm und hielt sie zurück. Durch die Tür sah sie Noras und Sussies Rücken die Treppe hinauf verschwinden.
    »Alles okay?«
    Julia zwang sich zu lächeln, das Lächeln sollte Lovisa versichern, dass vielleicht nicht alles super, aber immerhin okay war. So wurde sie am ehesten in Ruhe gelassen. Antworten, wenn man angesprochen wurde, teilnehmen und aktiv sein.
    »Klar, wir haben nur geraucht.«
    Lovisa hob die Augenbrauen und lächelte.
    »Aber du rauchst doch gar nicht?«
    »Nein, ich habe ihnen Gesellschaft geleistet.«
    Das Lächeln in Lovisas Gesicht wurde breiter, als fände sie Julia rührend.
    »Tess und ich haben einen Kuchen gebacken, willst du ein Stück?«
    Julia hatte nicht die geringste Lust auf Kuchen, die Müdigkeit pochte hinter ihrer Stirn, fordernd und ausdauernd. Sie sehnte sich danach, ins Bett kriechen zu können und sich auszuruhen, schlafen konnte sie sowieso nicht. Aber sie wusste, dass sie damit die Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde. Sie schaute Lovisa an.
    »Wie lecker! Gerne!«
    Lovisa lächelte zufrieden, zog ihre weinrote Strickjacke fester um sich und ging mit Julia in die Küche.
    Tess saß mit einer Tasse Tee am Küchentisch und rührte umständlich. Immer im Kreis, unaufhörlich. Die Haare hingen ihr wie immer ungewaschen und glanzlos übers Gesicht, die Augen hinter dem Vorhang reagierten nicht, als Lovisa und Julia die Küche betraten, sie starrte weiter leer in die Tasse. Einen Moment lang spürte Julia eine Wut in sich wachsen, fast konnte sie verstehen, wieso Nora und Sussie sich so über Tess und ihre Schlaffheit ärgerten. Bis ihr der Gedanke kam, dass Nora und Sussie auch sie, Julia, so sahen. Dumm und langweilig, ohne Rückgrat, Willen oder Widerstand. Eine Jasagerin, die sie ausnutzen konnten, damit sie sich nicht selbst mit dem Mann mit der Kapuze beschmutzen mussten. Diese Erkenntnis brachte die Augen zum Brennen. Der Boden unter ihren Füßen wankte und drohte zu verschwinden. Ein kurzes Aufwachen aus dem Nebel, der sie umgab.
    Was geht hier vor? Wer bin ich geworden?
    Lovisa schenkte den dampfend heißen Tee in eine Tasse und stellte sie vor Julia.
    »Milch und Zucker?«
    Julia schüttelte den Kopf.
    Sie schnitt eine dicke Scheibe Kuchen ab und stellte ihn Julia hin. Dann setzte sie sich gegenüber und nahm sich auch vom Kuchen.
    Julia schielte vorsichtig zu Tess hinüber, sie zuckte zusammen, als sie sah, dass Tess sie hinter ihrem Haarvorhang anstarrte. Ihre Augen waren schmal und triumphierend, als wüsste sie alles.
    Sie verharrte mitten in einer Bewegung, das Kuchenstück schwebte in der Luft. Sie war wie paralysiert von Tess. Lovisa schaute erst sie und dann Tess fragend an.
    »Tess!«
    Das war eine Warnung, aber Tess starrte Julia weiter an. Ein dumpfes Lachen kam grollend aus der Tiefe ihres Bauchs und durch den Mund.
    Sie lacht über mich. Sie weiß alles.
    »Was ist denn so lustig, Tess?«
    In Lovisas Tonfall war unterdrückter Ärger. Sie wollte Tess warnen und bremsen, ohne sie allzu sehr zu reizen.
    Tess ignorierte Lovisas Frage und lachte weiter ihr dumpfes Lachen, ohne den Blick von Julia zu nehmen.
    Julia schloss den Mund, legte das Kuchenstück wieder auf den Teller und schaute hilflos zu Lovisa hinüber.
    »Hör jetzt auf, Tess! Das ist nicht lustig!«
    Aber Tess lachte weiter, lauter und schriller. Lovisa stand auf und ging zu Tess.
    »Wenn du dich nicht anständig benehmen kannst, dann geh in dein Zimmer! Man kann nicht einfach so über jemanden lachen, das ist gemein!«
    Tess machte keinerlei Anstalten aufzustehen, aber als Lovisa sie am Arm packte, stand sie so plötzlich auf, dass der Stuhl
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