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Hände weg von Zeitmaschinen

Hände weg von Zeitmaschinen

Titel: Hände weg von Zeitmaschinen
Autoren: Alfred Bester
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General Carpenter. Der Expertenstab entspannte sich. Sie waren wieder auf bekanntem Grund und Boden.
    »Wir brauchen einen Gehirntechniker, einen Kybernetiker, einen Psychiater, einen Anatomisten, einen Archäologen und einen erstklassigen Historiker. Sie werden in diese Station gehen und nicht eher wieder herauskommen, bis sie ihre Aufgabe erfüllt haben. Sie müssen die Technik der Zeitreise erlernen.«
    Die ersten fünf Experten fand man schnell in anderen Abteilungen. Ganz Amerika war eine Werkzeugfabrik, die gestählte und geschliffene Spezialisten herstellte. Aber es gab Schwierigkeiten, einen erstklassigen Historiker zu finden, bis die Bundesjustizbehörde sich bereit erklärte, mit der Armee zusammenzuarbeiten, und Dr. Bradley Scrim vorzeitig aus seiner zwanzigjährigen Haft entließ. Dr. Scrim war vorzeitig gealtert. Er hatte einen Lehrstuhl für Geschichtsphilosophie an einer Universität im Westen der Vereinigten Staaten innegehabt, bis er seine wirkliche Meinung über den Amerikanischen Traum vorbrachte. Und das hatte ihn zwanzig Jahre Zwangsarbeit gekostet. Scrim blieb unversöhnlich, aber man veranlaßte ihn dazu, sich um das Problem mit Station T zu kümmern.
    »Aber ich bin kein Experte«, schnappte er. »In dieser geistig verdunkelten Nation von Spezialisten bin ich der letzte singende Grashüpfer im Ameisenhaufen.«
    Carpenter griff zum Interkom. »Schicken Sie einen Etymologen!« befahl er.
    »Ersparen Sie sich die Mühe«, sagte Scrim. »Ich werde es übersetzen. Ihr seid ein Ameisenhaufen, alle gestählt und geschliffen und spezialisiert. Wofür?«
    »Um den Amerikanischen Traum zu erhalten«, antwortete Carpenter kühn. »Wir kämpfen für die Dichtkunst, für die Kultur, für die Erziehung und für all die schöneren Dinge im Leben.«
    »Das heißt, Sie kämpfen darum, mich zu erhalten«, sagte Scrim. »Denn diesen Dingen habe ich mein Leben gewidmet. Und was tun Sie mit mir? Sie werfen mich ins Gefängnis.«
    »Sie wurden überführt, mit dem Feind zu sympathisieren und zusammenzuarbeiten«, sagte Carpenter.
    »Ich wurde überführt, an meinen Amerikanischen Traum zu glauben«, sagte Scrim. »Man könnte auch sagen, ich wurde ins Gefängnis geworfen, weil ich eine eigene Meinung hatte.«
    Auch in Station T blieb Scrim unversöhnlich. Er verbrachte dort eine Nacht, genoß drei hervorragende Mahlzeiten, las die Berichte, warf sie weg und hämmerte gegen die Tür, um hinausgelassen zu werden. »Jeder hat seine Arbeit, und jeder muß seine Arbeit erfüllen«, meinte Colonel Dimmock zu ihm. »Sie kommen hier nicht eher heraus, bis Sie das Geheimnis der Zeitreise entdeckt haben.«
    »Es gibt kein Geheimnis, das ich entdecken könnte«, schrie Scrim. »Reisen Sie in der Zeit?«
    »Ja und nein.«
    »Die Antwort muß auf das eine oder das andere begrenzt bleiben. Nicht auf beides. Sie wollen die…«
    »Hören Sie«, unterbrach Scrim ihn müde, »worin sind Sie ein Experte?«
    »In Psychotherapie.«
    »Wie, zum Teufel, wollen Sie dann verstehen, was ich meine? Das hier ist ein philosophisches Konzept. Ich sage Ihnen, hier gibt es kein Geheimnis, aus dem die Armee Nutzen ziehen könnte. Dieses Geheimnis kann nicht einer Gruppe, sondern nur einem einzelnen Individuum Vorteile bringen.«
    »Ich verstehe Sie nicht.«
    »Das hätte ich auch nie zu hoffen gewagt. Bringen Sie mich zu Carpenter.«
    Man brachte Scrim in das Büro des Generals. Dort grinste er Carpenter boshaft an und sah dabei wie ein rothaariges, unterernährtes Teufelchen aus.
    »Ich brauche zehn Minuten«, sagte Scrim. »Kann diese… Werkzeugfabrik so lange auf Sie verzichten?« Carpenter nickte.
    »Hören Sie jetzt gut zu. Ich werde Ihnen Hinweise auf etwas geben, das so gewaltig und seltsam ist, daß Sie sich völlig darauf konzentrieren müssen, um es verstehen zu können.« Carpenter blickte ihn erwartungsvoll an.
    »Nathan Riley geht zurück in das frühe zwanzigste Jahrhundert. Dort lebt er das Leben seiner kühnsten Träume. Er ist ein bekannter Glücksspieler, der Freund von Diamond Jim Brady und anderen. Er gewinnt sein Geld mit Wetten, deren Ergebnis er bereits im voraus weiß. Er gewann Geld, indem er darauf wettete, daß Eisenhower die Wahl gewinnen würde, und darauf, daß ein professioneller Boxer namens Marciano einen anderen professionellen Boxer namens La Starza besiegte. Er machte Geld, indem er es in eine Automobilfirma steckte, die einem gewissen Henry Ford gehörte. Das waren die Hinweise. Welche Schlüsse ziehen Sie
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