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Hände weg von Zeitmaschinen

Hände weg von Zeitmaschinen

Titel: Hände weg von Zeitmaschinen
Autoren: Alfred Bester
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murmelte Knight. »Das sage ich mir immer wieder selbst.«
    »Aber wo bleibt Ihr Mut? Pfui! Nur Geschwätz. Sie haben Angst vor dem Unbekannten. Sie kämpfen nicht gegen eine Gefahr an, wie D. Crockett es tat – statt dessen winseln Sie und greifen nach der Sicherheit dieses Buches. Stimmt’s?«
    »Aber die Atombombe…«
    »Sie ist eine Gefahr, ja. Eine von vielen. Wie ist es damit? Betrügen Sie beim Solhand?«
    »Solhand?«
    »Entschuldigung.« Boyne überlegte und trommelte während der erzwungenen Pause ungeduldig mit seinen Fingern. »Ein Kartenspiel, das man allein gegen die Zufälligkeit der Karten spielt. Ich habe Ihren Ausdruck dafür vergessen…«
    »Oh!« Janes Gesicht hellte sich auf. »Solitär.«
    »Ganz richtig. Solitär. Danke, Miss Clinton.« Boyne richtete seine furchterregenden Augen wieder auf Knight. »Betrügen Sie bei diesem Spiel?«
    »Manchmal.«
    »Gewinnen Sie gern, indem Sie betrügen?«
    »In der Regel nicht.«
    »Das wäre auch langweilig, nicht wahr? Ermüdend und witzlos. Sie würden wünschen, Sie hätten ehrlich gewonnen.«
    »Kann schon sein.«
    »Und so werden Sie sich fühlen, wenn Sie in dieses Buch geschaut haben. Während Ihres gesamten sinnlosen Lebens werden Sie wünschen, Sie hätten ehrlich gespielt. Sie werden diesen einen Blick verwünschen und bedauern. Zeitlebens werden Sie sich den Satz unseres großen Poeten und Philosophen Trynbyll in Erinnerung rufen, der gesagt hat: Die Zukunft ist ein Geschenk. Diese flammende Zeile wollen Sie hintergehen? Mr. Knight, betrügen Sie nicht. Ich flehe Sie an, überlassen Sie mir den Almanach.«
    »Warum nehmen Sie ihn mir nicht einfach weg?«
    »Es muß ein Geschenk sein. Wir können Ihnen nichts nehmen. Und auch nicht geben.«
    »Das ist eine Lüge. Sie haben Macy die Miete für dieses Hinterzimmer bezahlt.«
    »Macy wurde bezahlt, aber ich habe ihm nichts gegeben. Er wird denken, daß er betrogen wurde, aber Sie werden dafür sorgen, daß dies nicht der Fall ist. Alles wird wieder ins Lot kommen.«
    »Moment mal…«
    »Wir haben alles sehr sorgfältig geplant. Ich habe mich auf ein Glücksspiel mit Ihnen eingelassen, Mr. Knight. Ich bin ganz von Ihrem guten Willen abhängig. Geben Sie mir den Almanach. Ich werde mich reorientieren, verschwinden, und Sie werden mich nie mehr sehen. Vorloss verdasch! Es wird ein Bar-Abenteuer sein, das Sie guten Freunden erzählen können. Geben Sie mir den Almanach!«
    »Bleiben Sie mal auf dem Teppich«, sagte Knight. »Das ist ein Scherz, nicht wahr? Ich…«
    »Ist es das wirklich?« unterbrach Boyne. »Sehen Sie mich an.« Fast eine Minute lang starrte das junge Paar in das hagere, bleiche Gesicht mit den tödlichen Augen. Das Lächeln wich von Knights Lippen, und Jane erschauerte unwillkürlich. Ein Hauch von Schrecken hing plötzlich in dem Hinterzimmer.
    »Mein Gott!« Knight blickte Jane hilflos an. »Das kann doch nicht wahr sein! Ich beginne langsam, ihm zu glauben. Und du?« Jane nickte krampfhaft.
    »Was sollen wir nur tun? Wenn alles stimmt, was er sagt, können wir uns weigern und danach ein glückliches Leben führen.«
    »Nein«, sagte Jane mit zittriger Stimme. »In diesem Buch mag zwar etwas über Geld und Erfolg stehen, vielleicht aber auch über Scheidung und Tod. Gib ihm den Almanach!«
    »Nehmen Sie ihn«, sagte Knight schwach.
    Boyne erhob sich auf der Stelle. Er nahm das Päckchen und verschwand in der Telefonkabine. Als er zurückkam, hatte er drei Bücher in der einen und ein kleines Päckchen in der anderen Hand. Er legte die drei Bücher auf den Tisch und stand einen Moment still da, während er das eingeschlagene Buch hielt und zu ihnen herablächelte. »Ich bin Ihnen dankbar«, sagte er. »Sie haben mir in dieser heiklen Situation sehr geholfen. Es ist nur gerecht, wenn ich Ihnen dafür einen Gefallen erweise. Zwar ist es verboten, etwas, das ein Zeitparadoxon auslösen könnte, mit in die Vergangenheit zu nehmen, aber ich kann Ihnen einen Blick in die Zukunft erlauben.«
    Er trat zurück, verbeugte sich auf seltsame Art und Weise und sagte: »Seien Sie meiner Dankbarkeit versichert!« Dann ging er auf den Ausgang zu.
    »He!« rief Knight. »Was ist mit dem… Blick?«
    »Mr. Macy hat ihn«, gab Boyne zurück und war verschwunden. Einen Moment lang blieben die beiden wie Schläfer, die gerade erwachen, am Tisch sitzen. Dann, als die Realität wieder zurückkehrte, starrten sie sich an und brachen in lautes Gelächter aus. »Er hat mir wirklich angst gemacht«,
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