Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hände weg von Zeitmaschinen

Hände weg von Zeitmaschinen

Titel: Hände weg von Zeitmaschinen
Autoren: Alfred Bester
Vom Netzwerk:
dummer Spaß?«
    »Ich muß dieses Buch haben, Mr. Knight. Ich würde dieses Lokal gerne mit dem Almanach unter dem Arm verlassen.«
    »Das würden Sie gern, ja?«
    »Ja.«
    »Ein Almanach auf das Jahr 1990?«
    »Richtig.«
    »Wenn tatsächlich solch ein Almanach in dem Päckchen ist«, sagte Knight, »könnten mich keine zehn Pferde davon trennen.«
    »Warum nicht, Mr. Knight?«
    »Stellen Sie sich nicht dumm. Ein Blick in die Zukunft – Aktienkurse, Pferderennen, Politik. Damit kann man Geld verdienen. Ich würde reich werden.«
    »In der Tat«, sagte Boyne und nickte kurz. »Mehr als reich. Allmächtig. Ein Kleingeist würde den Almanach nur für kleine Dinge benutzen, etwa Wetten auf Wahlen oder Pferderennen und so weiter. Aber ein Mann mit Ihrem Intellekt, einem Intellekt gewaltigen Ausmaßes, würde dort nicht innehalten.«
    »Sie sagen es«, antwortete Knight und grinste.
    »Herleiten, folgern, kombinieren.« Bei jedem Wort schlug Boyne mit den Fingerspitzen auf die eingeschlagenen Bücher. »Jedes Stichwort berichtet über das gesamte Gebiet. Zum Beispiel Investitionen beim Grundstückskauf. Welche Ländereien man kaufen und verkaufen könnte. Bevölkerungszuzug und Volkszählungen geben Ihnen Auskunft darüber. Statistiken von Umsatzzahlen bei der Schiffahrt und der Eisenbahn würden Ihnen verraten, ob Raketen diese Verkehrsmittel ersetzt haben.«
    »Haben sie es denn?« meinte Knight und kicherte. »Flugstatistiken verraten Ihnen, von welchen Firmen Sie Aktien kaufen müssen. Die Größenordnung der Postleitzahlen, welche Dörfer zu Städten geworden sind. Die Nobel-Preisträger sagen Ihnen, welche Wissenschaftler und neue Erfindungen Sie im Auge behalten sollten. Umsatzzahlen, welche Industrien und Fabriken Sie kontrollieren müssen. Die Statistiken über die ansteigenden Lebenskosten lassen durchblicken, wie Sie sich am besten gegen Inflation oder Deflation sichern können. Wechselkurse an den Börsen und Indexe der Versicherungsgesellschaften würden Sie befähigen, sich gegen jeden Schaden von vornherein abzusichern.«
    »Eine gute Idee«, sagte Knight. »So werde ich es machen.«
    »Glauben Sie das wirklich?«
    »Das weiß ich. Geld in meiner Tasche – die Welt in meiner Tasche.«
    »Entschuldigung«, sagte Boyne scharf, »aber Sie durchleben nur die Träume Ihrer Kindheit. Sie wollen Reichtum. Ja… aber nur gewonnen durch Ihre ureigene Anstrengung. An einem unverdienten Geschenk werden Sie keine Freude haben, nur Schuldgefühle und Unzufriedenheit. Und dessen sind Sie sich auch bewußt.«
    »Ich stimme nicht mit Ihnen überein«, sagte Knight. »Wirklich nicht? Warum arbeiten Sie dann? Sie können doch stehlen, rauben, einbrechen, andere ihres Geldes berauben und es in Ihre eigene Tasche stecken.«
    »Aber ich…« begann Knight, schwieg dann jedoch. »Ein gutes Beispiel, nicht wahr?« Boyne wedelte ungeduldig mit der Hand. »Nein, Mr. Knight, greifen Sie zu einem anderen Argument. Sie sind zu ehrgeizig und gesund, um sich einen gestohlenen Erfolg zu wünschen.«
    »Dann will ich wenigstens wissen, ob ich erfolgreich sein werde.«
    »Bitte? Stet. Sie möchten die Seiten durchblättern, um nach Ihrem Namen zu suchen. Sie wollen Sicherheiten. Warum? Haben Sie kein Vertrauen in sich? Sie sind ein junger, vielversprechender Anwalt. Ja, das weiß ich. Bestandteil meiner Informationen. Setzt Miss Clinton kein Vertrauen in Sie?«
    »Doch«, sagte Jane laut und fest. »Er hat es nicht nötig, sich in einem Buch rückzuversichern.«
    »Noch etwas, Mr. Knight?«
    Knight zögerte, ernüchtert von Boynes überwältigender Aufrichtigkeit. »Sicherheit«, sagte er dann.
    »Sicherheit gibt es nicht. Das Leben besteht nur aus Gefahr. Einzig im Tod finden Sie Sicherheit.«
    »Sie wissen schon, was ich meine«, murmelte Knight. »Das Wissen, daß es sich lohnt, mein Leben zu planen. Immerhin gibt es ja die Atombombe.«
    Boyne nickte schnell. »Stimmt. Sie leben in einer von Krisen erschütterten Zeit. Aber immerhin gibt es ja mich. Ich bin der Beweis dafür, daß es weitergehen wird.«
    »Falls ich Ihnen glaube.«
    »Und wenn nicht?« schnaubte Boyne. »Ihnen fehlt es nicht an Sicherheit, sondern an Mut.« Mit seinem Blick nagelte er die beiden geradezu fest. »In diesem Land gibt es eine Legende über Ihre Vorfahren, Pioniere, die Ihnen die nötige Zuversicht geben sollten, dem Schicksal zu begegnen. D. Boone, E. Allen, S. Houston, A. Lincoln, G. Washington und andere mehr. Nicht wahr?«
    »Das glaube ich schon«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher