Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hände weg von Zeitmaschinen

Hände weg von Zeitmaschinen

Titel: Hände weg von Zeitmaschinen
Autoren: Alfred Bester
Vom Netzwerk:
leuchtete sein Körper in der Aura des Lichtstrahls silbern auf und verschwand auf ewig aus seiner Zeit.
    Wohin er ging? Sie wissen es. Ich weiß es. Addyer weiß es. Addyer reiste ins Land unserer Lieblingsphantasien. Er entkam in das Refugium, das unsere Zuflucht ist, in die Zeit unserer Träume. Und sofort danach erkannte er, daß er sich in Wirklichkeit von der einzigen Zeit getrennt hatte, die für ihn richtig war.
    Durch den Schleier der verflossenen Jahre hindurch erscheint uns jedes Zeitalter bis auf das unsrige als ruhmreich und golden. Wir sehnen uns nach dem Gestern und Morgen und erkennen nicht, daß wir Hobsons Entscheidung gegenüberstehen – daß das Heute, so bitter oder süß, so ruhig oder aufgepeitscht es auch sein mag, die einzige Zeit für uns ist. Der Traum von anderen Zeiten ist ein Verräter, und wir alle sind Komplizen dabei, uns selbst zu betrügen.
     
    Geben Sie mir einen Kaffee aus, ehrenwerter Herr? Nein, mein Herr, ich bin kein gewöhnlicher Penner, ich bin ein Japaner, der in dieser miesen Zeit gestrandet ist. Ehrenwerter Herr, ich bitte in Tränen um Ihre Großzügigkeit. Würden Sie diesem elendigen Menschen vielleicht eine Fahrkarte nach Lyonesse schenken? Auf den Knien werde ich um ein Visum bitten. Ich möchte wieder zurück in das Jahr 1945. Ich möchte zurück nach Hiroshima. Ich möchte nach Hause.

Er wollte nicht sterben
     
     
     
    »In den alten Tagen«, sagte der Alte, »gab es die Vereinigten Staaten und Rußland und Spanien und England. Länder. Souveräne Staaten. Nationen. Völker der Welt.«
    »Heutzutage gibt es Völker der Welt, Alter.«
    »Wer bist du?« fragte der Alte plötzlich. »Ich bin Tom.«
    »Tom?«
    »Nein, Alter. Tom.«
    »Ich habe Tom gesagt.«
    »Sie haben den Namen nicht richtig betont, Alter. Sie haben den eines anderen Tom genannt.«
    »Ihr seid alle Tom«, sagte der Alte verdrossen. »Ein jeder ist Tom, Dick oder Harry.«
    Dort saß er, zitternd im Sonnenschein, und haßte den netten jungen Mann. Sie befanden sich auf dem weitläufigen Balkon vor seinem Krankenhauszimmer. Die Straße vor ihnen war mit attraktiven Männern und Frauen vollgestopft, die alle gespannt warteten. Irgendwo in der Stadt erklang ungestümer Jubel, und den Geräuschen nach zu urteilen näherte sich eine erregte Menge.
    »Sieh sie dir an!« Der Alte deutete mit seinem Stock auf die Straße. »Alle sind Tom, Dick und Harry. Alle sind Daisy, Anne und Mary.«
    »Nein, Alter«, sagte Tom und lächelte. »Wir benutzen auch andere Namen.«
    »Ein gutes Hundert Toms hat mich schon besucht«, schnarrte der Alte.
    »Wir benutzen zwar oft den gleichen Namen, Alter, aber wir sprechen ihn unterschiedlich aus. Ich bin nicht Tom oder Tom oder Tom. Ich bin Tom. Hören Sie es heraus?«
    »Was ist das für ein Lärm?« fragte der Alte. Er horchte nach draußen.
    »Der Galaktische Botschafter«, erklärte Tom wieder. »Der Gesandte vom Sirius, dem Stern im Orion. Er besichtigt diese Stadt. Das ist das erste Mal, das ein Wesen aus einer anderen Welt unsere Erde besucht. Deshalb die große Aufregung.«
    »In den alten Tagen«, sagte der Alte, »hatten wir wirkliche Botschafter.
    Männer aus Paris und Rom und Berlin und London und Paris und… Ihr Auftreten war sehr pompös. Sie entschieden über Krieg und Frieden. Uniformen und Gewehre und Zeremonien. Wackere Zeiten! Aufregende Zeiten!«
    »Auch jetzt haben wir wackere, aufregende Zeiten, Alter.«
    »Das habt ihr nicht«, schnaubte der Alte. Er stieß schwach mit seinem Stock auf den Boden. »Es gibt keine Leidenschaft, keine Liebe, keine Furcht, keinen Tod mehr. Durch eure Adern fließt kein heißes Blut. Ihr seid alle so logisch, denkt ganz ruhig. Alle Toms und Dicks und Harrys sind so.«
    »Nein, Alter. Wir lieben, kennen Leidenschaften. Wir fürchten viele Dinge. Was Sie vermissen, das ist das Böse, was wir in uns vernichtet haben.«
    »Ihr habt alles vernichtet! Ihr habt die Menschheit vernichtet!« schrie der Alte und wies mit einem zitternden Finger auf Tom. »Du! Wieviel Blut fließt in deinen Adern?«
    »Überhaupt keines, Alter. Ich habe Tamars Lösungsflüssigkeit in meinen Adern. Blut kann radioaktiver Strahlung nicht widerstehen, und ich verrichte meine Arbeit in den Strahlungslabors.«
    »Kein Blut«, krächzte der Alte. »Und auch keine Knochen.«
    »Nicht alle sind ersetzt worden, Alter.«
    »Und auch keine Nerven, wie?«
    »Nicht alles ist ersetzt worden, Alter.«
    »Kein Blut, keine Knochen, kein Magen, kein Herz. Und keine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher