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Hände weg von Zeitmaschinen

Hände weg von Zeitmaschinen

Titel: Hände weg von Zeitmaschinen
Autoren: Alfred Bester
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benötigte einen Goldschmied.
    »Wofür, zum Teufel?« wollte General Carpenter wissen. »Er besitzt einen Hinweis auf einen Edelstein«, erklärte Colonel Dimmock. »Darauf ist er nicht spezialisiert. Also braucht er jemanden, der auf diesem Gebiet die nötigen Kenntnisse aufzuweisen hat.«
    »Er soll auch nicht darauf spezialisiert sein«, sagte Carpenter belehrend. »Jeder Mann hat seine Arbeit, und jede Arbeit hat ihren Mann.« Er schaltete den Interkom ein. »Schicken Sie mir augenblicklich einen Goldschmied.«
    Der angeforderte Experte wurde kurzfristig vom Militärdienst freigestellt und angewiesen, einen Diamanten zu identifizieren, der Brady hieß. Das konnte er jedoch nicht.
    »Wir müssen das Problem auf andere Art und Weise lösen«, sagte Carpenter und benutzte den Interkom. »Ich brauche einen Semantiker.« Der Semantiker verließ seinen Schreibtisch in der Abteilung für psychologische Kriegführung, konnte sich aber unter den Worten Jim Brady nichts vorstellen. Das waren nur Namen für ihn, mehr nicht. Er schlug einen Ahnenforscher vor.
    Der Genealoge durfte seinen Posten im Komitee für Nichtamerikanische Ahnenforschung für einen Tag verlassen, konnte aber nichts weiter zu dem Namen Jim Brady beitragen, als daß dies ein in den letzten fünf Jahrhunderten recht gebräuchlicher Name in den Vereinigten Staaten war. Er schlug einen Archäologen vor.
    Der Archäologe wurde von der kartographischen Abteilung der Invasionskommandostelle abgerufen und identifizierte den Namen Diamond Jim Brady auf der Stelle. Es war eine historische Persönlichkeit, die es im Klein-New-York der Zeit zwischen den Bürgermeistern Peter Stuyvesant und Fiorelle La Guardia zu einiger Berühmtheit gebracht hatte. »Jesus!« wunderte sich Carpenter. »Das ist doch schon Äonen her. Woher, zum Teufel, kennt Nathan Riley diesen Mann? Sie täten gut daran, die Experten in Station T zu unterstützen und es herauszufinden.« Der Archäologe tat wie geheißen, durchwühlte seine Nachschlagewerke und schickte schließlich einen Bericht. Carpenter las ihn und rief unter höchster Verblüffung ein sofortiges Treffen des Expertenstabes ein. »Meine Herren«, verkündete er, »was in Station T geschieht, ist bedeutender als bloße Teleportation. Diese Patienten sind zu viel Unglaublicherem imstande. Unsere Entdeckung ist äußerst bedeutungsvoll. Meine Herren – sie reisen durch die Zeit.«
    Die Experten tuschelten untereinander, während Carpenter begeistert nickte.
    »Ja, meine Herren, vor uns liegt die Zeitreise. Nicht so, wie wir sie uns vorgestellt haben, als Ergebnis der Forschung qualifizierter Spezialisten. Sie kam wie eine ansteckende Krankheit, eine Epidemie, ein Nebenprodukt des Krieges, als Folge von Kriegsverletzungen bei ganz gewöhnlichen Menschen. Bitte lesen Sie die Berichte, bevor ich fortfahre.« Der Expertenstab las die Blätter. Soldat Nathan Riley verschwand in das New York des frühen zwanzigsten Jahrhunderts… Sergeant Lela Machan besuchte das Rom des ersten Jahrhunderts… Corporal George Hanmer reiste durch das England des neunzehnten Jahrhunderts. Und der Rest der vierundzwanzig Patienten entkam den Wirren und Schrecken der modernen Kriegführung ins Venedig mit seinen Gondolieren, nach Jamaica mit seinen Piraten, in das China der Han-Dynastie, in das Norwegen von Erik dem Roten – zu jedem Ort und jeder Zeit der Welt.
    »Ich brauche die unermeßliche Bedeutung dieser Entdeckung nicht erst herauszustellen«, meinte General Carpenter. »Denken Sie darüber nach, was es bedeutet, den Krieg zu gewinnen, indem wir eine Armee einen Monat oder ein Jahr in die Zeit zurückschicken. Wir könnten den Sieg erringen, bevor es überhaupt zu Kämpfen gekommen ist. Wir könnten unseren Traum, die Dichtkunst, Schönheit und Kultur von Amerika, vor der Barbarei schützen, bevor er überhaupt gefährdet ist.«
    Der Stab versuchte, sich mit dem Problem zu befassen, wie man einen Krieg gewinnen kann, bevor er überhaupt erst angefangen hat. »Die Situation wird durch die Tatsache erschwert, daß die Männer und Frauen in Station T nicht zurechnungsfähig sind. Sie mögen wissen, was sie eigentlich tun oder auch nicht, aber auf keinen Fall sind sie in der Lage, mit unseren Experten zu kommunizieren, die dieses Wunder methodisch fassen wollen. Es liegt an uns, den Schlüssel zu finden. Die Patienten können uns nicht helfen.«
    Die gestählten und geschliffenen Spezialisten sahen sich unsicher an. »Wir benötigen Experten«, sagte
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